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Massenmanipulation (3): "Guck mal, da!"

Die Ablenkungsstrategie

www.toonpool.com / Harm Bengen
www.toonpool.com / Harm Bengen

 

Vor einiger Zeit hatten wir uns hier schon mit zwei Strategien der Massenmanipulation (nach Noah Chomsky) beschäftigt. Nicht einfach so, sondern um unsere Umwelt, die Medien und das Tun von Verantwortungsträgern besser zu verstehen. Um selber im Urteilen sicherer zu werden.

 

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Nach der Babystrategie und der Gefühlsstrategie wenden wir uns heute mal den Nebelkerzen und schrillen Fingerzeigen zu. Worum gehts ? Um die Ablenkungsstrategie:

 

Du hast das auch schon gemacht, gib es zu. Wolltest Du etwas verbergen, dann hast Du eventuell davon abgelenkt. Mehr oder weniger geschickt. Schon als Kind hast Du vielleicht mal was Wichtiges kaputt gemacht, nicht mit Absicht, zum Beispiel eine schöne Vase der Eltern beim Ballspielen in der Wohnung (was verboten war). Du hast trotzdem gegen die Wohnzimmerwand gespielt und auch gewonnen. Nur die Vase ging halt dabei drauf. Und nun? 

 

Die kaputte Vase möglichst rückstandslos beseitigen, ihren alten Standort wirksam, aber nicht zu auffällig umgruppieren (damit der leere Platz nicht so auffällt) und die eintretenden Personen zusätzlich noch ablenken. Wirksam, aber auch wieder nicht zu krass, um kein Misstrauen zu erregen.  "Guck mal, da" - auf das Fenster zeigen - "eine weiße Taube....". Im günstigsten Falle hat das geklappt, die fehlende Vase wurde nicht bemerkt. Erst später suchte man sie vielleicht, natürlich vergebens.....

 

Wir kennen das auch aus Komödien zur Genüge. Etwas bricht auf der einen Seite zusammen, aber es wird laut schreiend auf die andere Seite gezeigt: "Guck mal, da!!!" Und schon sind alle abgelenkt, konzentrieren sich auf die Richtung, auf das Problem, worauf so deutlich  hingewiesen wird. Wie bei unserer zerkloppten Vase und der weißen Taube. Die Vase kann alles sein. Eine Hydraulikleckage, eine Delle am Auto, eine heimliche Affäre...

 

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Das Prinzip dabei ist die Ablenkung. Auch in der Massenmanipulation wendet man es an, wie Herr Chomsky uns nahebringt. Die Vase bzw. deren "Ausgleich" ist dann zum Beispiel ein Staatsvertrag, eine Verfassungsänderung, ein neues Gesetz. Das funktioniert genau wie mit der zu Bruch gegangenen Vase, nur geht es hier um viel komplexere Dinge.

 

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Zum Beispiel um das wahrscheinlich Wichtigste in der Politik. Um die Erhaltung der eigenen Macht.

 

Und dazu braucht man heute nicht mehr wie der Herrscher in früherer Zeit seine Rüstung, Pferd und Schwert. Auch, aber nicht in erster Linie. Sondern man muss den anderen glaubhaft versichern, dass man das "Richtige" tut, dass man "zu den Guten" gehört. Dieses Schaulaufen mit dem großen Morallöffel im Mund - "Seht her, wie gut, demokratisch und tolerant ich bin." - das müssen wir uns heute laufend von allen möglichen staatlichen und EU-Repräsentanten angucken. Mir selbst ist das suspekt und unangenehm. Selbstgefällig, arrogant, ungerecht. Diese "Guten" kommen mir mittlerweile ganz schön böse vor Sie tragen nur noch den Aufkleber "gut", haben aber ihre Inhalte längst geändert.

 

Sie sind nicht mehr gut und wissen das auch. 

 

Mir gehts nicht um Unfehlbarkeit des Einzelnen. Menschen sind störanfällig, können sich irren, einknicken, schwach werden, falsche Entscheidungen treffen. Jeder von uns. Verständlich alles in Anbetracht der komplexen Aufgaben, die gemeinsam zu lösen sind. Aber: man sollte auch mal zu dem stehen, was man entschieden, was man gesagt hat und Konsequenzen aus dem eigenen Verhalten ziehen. Authentisch sein. Oder ? Dieses Übernehmen von Verantwortung ist meiner Einschätzung nach stark auf dem Rückzug, ist nicht mehr modern.

 

Früher traten Verantwortungsträger in Politik, Wirtschaft, Sport und anderswo zurück oder wurden von ihrem Umfeld dazu gezwungen, wenn sie selbst nicht korrigierbare Fehler begingen oder am Fehlverhalten anderer in ihrem Bereich mitschuldig waren. Heute macht das keiner mehr. Sondern man bewegt sich in einem nicht enden wollenden Reigen hoch bezahlter Positionen von einem Ort zum anderen, einfach immer weiter. Und wie schafft man das ?

 

Genau - indem man ablenkt. Es wird auf politische oder andere Gegner gezeigt, laut und wirkungsvoll über deren (vermeintliche) Verfehlungen gesprochen.

 

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Wenn wir, die Wähler, mehr darüber nachdenken würden, welche Politik in unserem Land wirklich gemacht wird, zu wessen Gunsten - und wer dabei zwangsläufig auf der Strecke bleiben muss - die Wahlergebnisse sähen ganz anders aus.

 

Aber statt sich mit dem zunehmenden Einfluss der EU auf die Nationalstaaten, der damit verbundenen Finanz- und Migrationspolitik, dem Verlust an nationaler Identität und dessen Folgen, der wenig erfolgreichen deutschen Bildungspolitik, der zunehmenden geistigen Armut bei gleichzeitig immer größerem Informationsangebot ernsthaft, sachlich und unaufgeregt zu befassen - und nach Ursachen zu forschen - was tun wir ? Worüber sprechen, diskutieren bzw. sprachen und diskutierten wir in vorpandemischer Zeit?

 

Nur ein paar Beispiele:

 

Über das korrekte Gendern von Begriffen. Über BürgermeisterInnen und Bürgermeisternde, über zig Geschlechter, die es angeblich gibt. Und Kinder lernen schon, bevor sie in die Schule kommen, dass Ali auch Alina sein kann.  

 

Über die neue SPD-Doppelspitze. Wir erinnern uns noch gut an den nicht abreißenden Kandidatenreigen einer ehemals kämpferischen, inhaltsreichen und fortschrittlichen Volkspartei. Heute spielen gerade in dieser Partei Fachkompetenz, Lebenserfahrung und persönliches Charisma keine Rolle. Der Eindruck hat sich verfestigt, dass es hier um Versorgung mit Posten und Pöstchen geht und um eine Daseinsberechtigung als CDU-Steigbügelhalter.

 

Dann gibt  es natürlich noch jede Menge Fußball, Topmodel, Dschungelcamp, Shopping und sonstige Themen dieser Art, mit denen viele Leute gut beschäftigt und abgelenkt sind.

 

Dabei kann einem dann schon mal entgehen, dass die EU wichtige Regelungen auf den Weg bringt, zum Beispiel die Entschliessung B8 212/2019 (Afrikanisierungspakt) oder dass demokratisch zustande gekommene Wahlergebnisse "rückgängig gemacht" werden. Oder der Rundfunkbeitrag erhöht wurde. Da haben wir ihn wieder, Jean Claude Junckers Elefanten. Eher mehrere. Viele. Eine Herde.

 

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D. h., die Ablenkungsstrategie war und ist eine der effektivsten Instrumente der Menschenbeeinflussung. Wir können uns dem wahrscheinlich nicht ganz entziehen, auch nicht, wenn wir wollen. Aber wir können wachsamer sein, Aufmerksamkeit lernen und zunehmend vermeiden, auf diesen ausgelegten Leimruten kleben zu bleiben.

 

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Ich finde, wir sind es uns schuldig, uns darum zu bemühen. Um ehrliche, sachliche Auseinandersetzung. Wir wollen keinesfalls in aufgeklärter Zeit eine Manipulation, eine Lüge, mit einer Verschwörungstheorie ersetzen. Deshalb müssen wir auf ALLE Leimtöpfe achten, nicht nur auf öffentlich-rechtliche.

 

Denn es muss zwischen althergebrachter Schlafmütze und dem zur Zeit sehr modernen Aluhut noch eine andere, weisere Kopfbedeckung geben.

 

Oder?

 

Besonders schön, trotzdem nicht zu empfehlen - der Aluhut. (www.cleanpng.com)
Besonders schön, trotzdem nicht zu empfehlen - der Aluhut. (www.cleanpng.com)