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Begegnung am Heiligen Weg

Mann und Hund

Auf dem Heiligen Weg: Blick auf Berreuth nahe Dippoldiswalde
Auf dem Heiligen Weg: Blick auf Berreuth nahe Dippoldiswalde

 

Vor einigen Tagen machte ich mich auf, ein Stück des böhmisch-sächsischen Heiligen Weges zu gehen. Dieser alte Pilgerweg geht auf den Bischof Benno von Meißen (1010 - 1106)  zurück, der seinerzeit Wunder gewirkt haben soll.

 

Schon seit Mitte des 13. Jahrhunderts pilgerte man von Böhmen kommend nach Sachsen eine besondere Strecke über Frauenstein, Dippoldiswalde, Grillenburg bis nach Meißen. Bei einem der letzten Besuche in Berreuth entdeckte ich das Heilige-Weg-Zeichen (weißes Weihekreuz auf blauem Grund) und beschloss, bei nächster Gelegenheit der Sache mal nachzugehen, im wahrsten Wortsinn. Rückblickend habe ich festgestellt, einige Stationen des Heiligen Weges schon besucht zu haben, unwissentlich sozusagen - dazu gehören zum Beispiel die Kahle Höhe in Reichstädt und das Jagdschloss Grillenburg, was auf ein Pilgerhospiz am Heiligen Weg zurückgeht.

 

Vom kleinen Ort Berreuth also, der unweit von Dippoldiswalde liegt, starte ich zu diesem Heiligen Weg an einem frühlingshaften Tag mit aprilartig wechselndem Wetter. Der Boden im Schlosspark, durch den man aus Dippoldiswalder Richtung kommt, ist aufgeweicht und matschig; Schneeglöckchen blühen.

 

Im Schlosspark ohne Schloss (mehr dazu HIER) treffe ich zum ersten Mal diesen Mann mit Hund. Freundlich weist er mich auf eine verborgene Treppe hin, die mich aus der Park-Pampe auf die höhergelegene Straße rettet. Wir unterhalten uns ein wenig über Hunde, denn der Hund, eine Art Pinscher, schwarzbraunes, freundliches Tier, hat sich neugierig hervorgewagt und uns erst ins Gespräch gebracht.

 

Wir verabschieden uns bald, treffen uns aber nach einer Weile zufällig an anderer Stelle wieder, als ich gerade aus Pampe und Brombeerranken aufgetaucht bin und Richtung Heiliger Weg gehe. So einigen wir uns darauf, ein Stück gemeinsam diesen Weg zu nehmen und stellen uns einander vor. Nun weiß jeder, mit wem er es zu tun hat. Danach gehen R., der Mann; C., der Hund - und ich gemeinsam einen herrlichen Feldweg entlang, der aus Berreuth in Richtung Reichstädt/Ruppendorf leicht bergan führt. Schön die Aussicht zu Großer und Kleiner Kipse, dem Wilisch und meinem Liebling, dem Luchberg. 

 

Vor uns auf der Anhöhe liegt mitten im Feld ein unbearbeitetes Wiesenstück, von ein paar Eichen umstanden. Als ich vorigen Sommer hier (guck mal rein, wirklich schöne Sommerbilder) war, da dachte ich mir schon, dass das ein besonderer Ort sein müsse - finden konnte ich darüber leider nichts. R. wusste es - es nennt sich "Franzosengrab". Wie es zu dem Namen kam und wer dort begraben liegt oder auch nicht, dazu kamen wir nicht mehr. Denn inzwischen hatten wir einen Wasserspeicher erreicht, auf dessen Hügel man hinaufklettern und eine noch bessere Aussicht genießen konnte. Gesagt, getan.

 

 

Am Wasserspeicher
Am Wasserspeicher

 

Von den Hunden und dem Franzosengrab kamen wir dazu, womit wir selbst so unser Geld verdienen. Dabei stellten wir fest, dass wir beide aus dem Maschinenbau kommen und mit Instandhaltung zu tun haben. Mich wundert das nur noch wenig, denn wenn ich im Leben Leute treffe, die mir sympathisch sind, so sind das meistens Schlosser, Elektriker, Mechatroniker, Elektroniker, Zerspaner, Schweißer, Maschinenbauingenieure, Industriemeister und ähnliche Werktätige. 

 

Mit großer Geschwindigkeit, aber ohne Hektik durchforsteten wir nun verschiedenste Themen des Lebens: Instandhaltung, Politik, Corona, Medien, Religion, Heimat, Familie.  Dabei stellten wir Übereinstimmungen und Unterschiede fest. Die Gemeinsamkeiten waren erfreulich, die Unterschiede nicht schlimm. Gut diskutieren ließ es sich mit R. auf dem Heiligen Weg. Hund C. war ein Beispiel an gutem Charakter und Wohlerzogenheit, freundlich und unauffällig folgte er uns oder lief ein Stück vorraus, kläffte und meckerte nicht - ein harmonisches Wesen.

 

Nach einer Weile trennten sich unsere Wege wieder. R. kehrte mit C. nach Hause zurück; ich ging den Heiligen Weg in Richtung Ruppendorf weiter.

 

R. sagte zum Abschied etwas Schönes: "Es ist doch gut, wenn die Menschen miteinander reden."

 

Stimmt. Und das hatten wir ja getan.

 

***

 

 

Was es aber nun mit dem Heiligen Weg selbst  auf sich hat, dazu bald mehr.