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Das Vorwerk Kummersheim

Im alten Klosterbesitz

Vorwerk Kummersheim/Gemeinde Striegistal
Vorwerk Kummersheim/Gemeinde Striegistal

 

1175 zogen die ersten zwölf Zisterzienser-Mönche in das neu gegründete Kloster Marienzell im Tal der Freiberger Mulde nahe Nossen ein. Es begann eine Zeit, in der dieser Ort, später Altzella genannt, eine große Bedeutung als geistliches, wissenschaftliches und kulturelles Zentrum erlangte. Fast vierhundert Jahre, bis zu seiner Auflösung und Säkularisierung, lebten hier Mönche.

 

Das Kloster war nicht nur eine religiöse Einrichtung, sondern auch ein komplexer, moderner Wirtschaftsbetrieb. Innerhalb der Klostermauern und auf den klostereigenen Ländereien wurde gearbeitet, damit das Kloster existieren konnte.

 

Vorwerk Kummersheim / Gemeinde Striegistal
Vorwerk Kummersheim / Gemeinde Striegistal

 

Seine Bewohner und Gäste brauchten nicht nur geistige Nahrung, sondern auch Brot, Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch, Heilpflanzen und Getränke. Die ständige Erweiterung und Instandhaltung der Klosteranlage brauchte Handwerker und Material. Auch Heizmaterial und andere Dinge für den tägliche Bedarf mussten beschafft werden. Man brauchte Geld, um Dinge zu kaufen, die hier nicht selbst hergestellt wurden. Sicher wurden auch Zahlungen aufgrund verschiedener Verträge geleistet.

 

Das alles musste von irgendwoher kommen. Dafür gab es die Vorwerke: Wirtschafshöfe des Klosters auf dessen Ländereien.

 

Eines dieser Vorwerke des Klosters Altzella liegt noch heute in Kummersheim.

 

Burgmühle Gleisberg zwischen Kloster Altzella und Kummersheim
Burgmühle Gleisberg zwischen Kloster Altzella und Kummersheim

 

Das kleine Dorf Kummersheim selbst gehört zur Gemeinde Striegistal und liegt zwischen Nossen und Roßwein oberhalb des Tals der Freiberger Mulde. Stand 2017 hatte es 21 Einwohner.

 

Eine schöne Kirschbaumallee führt aus Richtung Marbach/Gersdorf bergab in den Ort hinein. Hier liegt die Kummersheimer Höhe, mittlerweile einer unserer vielen Lieblingsplätze seit der Kirschenzeit 2022.

 

 

Und, wie gesagt, es gibt das alte Vorwerk. Man sieht das mit Blech gedeckte Riesendach schon aus der Ferne. Dieses Gut besuchen wir heute, an diesem schönen Herbsttag. Man betritt das Anwesen durch einen "Tunnel", der durch das Hauptgebäude führt.

 

Vor dem Eingang wurde der Rasen gemäht, ein neues Bäumchen wächst am Pflock, die kleine Straße ist ohne Defekt. Es tut sich hier was.

 

 

Was war hier und wie ist es heute?

 

Dieser Wirtschaftshof arbeitete vermutlich seit dem 13. Jahrhundert für das Kloster. Soweit ich herausfinden konnte, hielt man hier Rinder, aber vor allem Schafe.

 

Das wurde auch nach der Klosterauflösung 1540 so beibehalten. Der Klosterbesitz ging in weltliche Hand über. Im Jahr 1558 hatte man hier in Kummersheim 1.517 Schafe, die in der Muldenaue weiden konnten.

 

Am 26. Oktober 1678 brannte das Vorwerk bis auf die Scheune ab. Danach, Mitte des 18. Jahrhunderts, baute man das große Stall- und Wohngebäude mit der schönen, barocken Dachform.

 

Um 1900 wurde ein kleiner Wasserturm errichtet, der auch nach 1945 noch in Betrieb gewesen sein soll, als dieser Besitz, vermutlich mit dem Kammergut Nossen (?), enteignet wurde. Ob beides damals noch einen gemeinsamen Besitzer hatte und wie dessen Schicksal war, das weiß ich nicht.

 

Ich hoffe, es war hier nicht so schlimm wie im benachbarten Gersdorf. Dort wurde der Schlossherr im Frühjahr 1945 erschlagen. Mehr zu Schloss Gersdorf erfährst Du in der Käffererkundung, Sommer 2022.  

 

Im Hof
Im Hof

 

Heute findet man in diesem schönen, geräumigen Areal außer dem großen Wallmdachgebäude noch zwei intakte Wohnhäuser und eine größere, zugewachsene Ruine.

 

Es ist zu sehen, dass schon einiges getan wurde, um hier wieder leben zu können und die alte Bausubstanz zu bewahren. 

 

Hier wohnen Leute, die sicher genau wie ich gerne ihre Privatsphäre haben. Deswegen halte ich mich mit dem Fotografieren und der genaueren Betrachtung der Gebäude, Ecken, Gärtchen und Relikte aus alten Vorwerkszeiten zurück. Ein kleiner Eindruck gelingt trotzdem:

 

 

Eine dunkelrote große Rose blüht am Eingang des oberen Hauses, Mittagsblumen zu ihren Füßen unweit.

 

Jemand, der hier bestimmt gerne wohnt, kümmert sich darum - so sieht es aus.