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Was macht Zarifa Ghafari?

Afghanistan: Taliban erobern die Macht zurück

Shamsia Hassani  / Graffiti "Nightmare" / www.twitter.com /@ShamsiaHassani
Shamsia Hassani / Graffiti "Nightmare" / www.twitter.com /@ShamsiaHassani

 

Auf Twitter erfuhr ich Anfang 2020 von einer besonderen Frau, der Afghanin Zarifa Ghafari. Sie ist Bürgermeisterin der Stadt Maidan Shahr (40 km entfernt von Kabul) und kämpfte bisher für ein neues Afghanistan, für Demokratie und Frauenrechte, für Fortschritt.

 

In diesen Tagen frage ich mich, wie es ihr heute wohl geht?Am Wochenende besetzten die Taliban auch Maidan Shahr, Ghafaris Stadt.

  

Zarifa Ghafari - afghanische Bürgermeisterin (Foto vom Juni 2020 / www.twitter.com): Wie wird es ihr heute gehen?
Zarifa Ghafari - afghanische Bürgermeisterin (Foto vom Juni 2020 / www.twitter.com): Wie wird es ihr heute gehen?

 

Sie schreibt auf Twitter vorgestern, am 14. August 2021:

 

"Ich bin bereit, bis zum letzten Moment meines Lebens hier zu bleiben, um dieses wunderschöne Land mitzugestalten. Ich liebe mein Heimatland, seinen Frieden, seine Menschen und sogar seine Nöte und Schmerzen. Kein Fremder wird diese Liebe dafür aus meinem Herzen nehmen können."

 

 

Wer mehr über Frau Ghafari erfahren will, findet das hinter dem folgenden Button:

 

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Nach dem Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan sind dort jetzt die islamistischen Taliban auf dem Vormarsch. Gestern erreichten sie die Hauptstadt Kabul.

 

Der afghanische Präsident Ghani floh ins Ausland, nach Tadschikistan. Die westlichen Staaten retten seit Tagen ihre Staatsbürger, die in Afghanistan tätig waren. Deutschland ist mit seinen Evakuierungsmaßnahmen spät dran. Man muss sich klar machen: hier geht es oft um Leben und Tod von Menschen, die bisher die afghanische Regierung unterstützten. Laut ARD sollen Stand heute 10.000 Afghanen über Usbekistan nach Deutschland ausgeflogen werden; Quelle HIER.

 

Die Taliban sind nicht für ihre Zimperlichkeit bekannt, auch wenn sie sich in den letzten Jahrzehnten verändert haben. Denn außer militärischen verfolgen sie auch politische Ziele. Das heißt, auch sie müssen Kompromisse machen.  Trotzdem die Taliban zahlenmäßig stark in der Minderheit gegenüber den Regierungstruppen sind, rückten sie sehr schnell vor, nahm die Größe des von ihnen kontrollierten Gebietes rapide zu. Auf ihrem Vormarsch erbeuteten sie zurückgelassene Waffen anderer Streitkräfte. Ihr Ziel: ein islamischer Gottesstaat, ein Kalifat auf afghanischem Boden. Hier gilt das islamische Recht: die Scharia. Das gab es von 1996 - 2001 schon einmal in Afghanistan.

 

Oftmals erreichen die Taliban ihre Ziele kampflos, denn die Regierungstruppen, ausgebildet und ausgerüstet über zwei Jahrzehnte von den Militärs des Westens, hauen einfach ab. Das liegt vermutlich nicht an der Feigheit der Männer, sondern an der mangelnden Identifzierung der afghanischen Streitkräfte mit dem bisher herrschenden afghanischen Staat und westlichen Demokratievorstellungen - das sagen Experten. Wissen muss man in dem Zusammenhang, das Afghanistan ein Stammesland ist und dort das Zusammengehörigkeitsgefühl ganz anders strukturiert ist als bei uns (ARTIKEL DLF HIER). Womit Menschen wenig anfangen können, dafür kämpfen sie nicht - nachvollziehbar. Und sicher sind die Taliban nicht losgelöst. Sie haben auch Anhänger, die sich über den Machtwechsel freuen, den Abzug des Westens begrüßen.

 

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Man rechnet mit Millionen von weiteren Flüchtlingen aus Afghanistan, die sich in die Nachbarländer und auch in Richtung Europa auf den Weg machen oder schon unterwegs sind. Die meisten von ihnen wollen nach Deutschland, vor allem junge Männer. (Quelle HIER).

 

Abschiebungen aus Deutschland nach Afghanistan wurden längst gestoppt; auch Straftäter dürfen aktuell nicht mehr in ihre alte Heimat ausgeflogen werden. 

 

Die Art und Weise, wie man in bestimmten Kulturen Konflikte löst (mit Gewalt); Frauen und Kinder betrachtet werden (als Beute und Verhandlungsmasse), das macht uns in unserer demokratischen Gesellschaft zunehmend Probleme. Und was wir als Europäer oft falsch wahrnehmen, denke ich: nicht jeder, der kein Taliban oder IS-Kämpfer ist, ist damit gleich ein Demokrat. Es gibt nicht nur schwarz-weiß, entweder-oder. Gleiche Gegner zu haben bringt einen noch nicht auf Augenhöhe zueinander.

 

Zuletzt zeigten deutsche Politiker sich vor ein paar Tagen "betroffen" über die Ermordung einer jungen Afghanin im Juli 2021 in Berlin, einen sogenannten "Ehrenmord" (Quelle HIER). Bei all diesen Taten kann man von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, da viele Grausamkeiten nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Keiner hat ein Interesse, dort allzu genau hinzuschauen. Denn was er finden könnte, das würde ihn immer wieder mit Entsetzen und Abscheu erfüllen. Und vielleicht zum genaueren Nachdenken hin- und vom Teddywerfen und Wir-haben-Platz-Schreien abbringen.

 

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Die Betroffenheit und das gebetsmühlenartige Wiederholen von Beileidsbekundungen und frommen Absichtserklärungen können die entsprechenden Verantwortungsträger sich von mir aus schenken. Diese Entscheider sind mitschuldig an den Verbrechen, die hier bei uns täglich geschehen. Denn sie lassen diese Lebensumstände zu und sorgen dafür, dass sie sich für die einheimische Bevölkerung und gut integrierte Zuwanderer, gerade auch für die muslimischen Frauen, weiter verschlechtern. Und auch die Menschen, die teils nachvollziehbarerweise Hilfsbereitschaft und Unterstützung für wirkliche Flüchtlinge fordern, sollten erkennen: das ist nicht endlos möglich. Wer "Wir haben Platz!" schreit und Zustände wie 2015 begrüßt, der verschließt die Augen vor den miteingewanderten vielen Problemen. Es ist kein Geheimnis, dass die Migrationsströme unserer Zeit von Islamisten zur Einschleusung ihrer Ideologen und Attentäter genutzt werden, sich Menschen aus archaischen Kulturen in Europa schlecht integrieren, die Gefährdung der einheimischen Bevölkerung steigt, die Bedrohung der ganzen Gesellschaft zunimmt.

 

Deshalb muss eine unkontrollierte Massenzuwanderung aus Afghanistan nach Deutschland m. E. n. auch unter den aktuellen Umständen unbedingt vermieden werden. Die Gewährung von Asyl sollte mit Bedacht und nur in überschaubarer Anzahl erfolgen. 

 

Zum Beispiel für Frauen wie Zarifa Ghafari, wenn sie es wollen würde.

 

Mitte August 2021: Kabul bereitet sich auf die Taliban vor: auch Fotos von Frauen in der Öffentlichkeit müssen weg. (Netzfund)
Mitte August 2021: Kabul bereitet sich auf die Taliban vor: auch Fotos von Frauen in der Öffentlichkeit müssen weg. (Netzfund)