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"Geschichte ist zurückgekehrt - das ist eigentlich alles."

Der Wert der Heimat

www.twitter.com / @IrenaBuzarewicz
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Die NZZ veröffentlichte am 03.09.2018 einen Artikel über Ostdeutschland, der heute, in den Tagen der Diskussion über einen Ostbeauftragten und sein eigenartiges Demokratieverständnis, wieder sehr lesenswert ist.

 

Viele Bürger im Osten des Landes sind nicht einverstanden mit dieser Art der Politik der Bevormundung, der Unehrlichkeit, der Ignoranz der Herrschenden, der Preisgabe des Nationalstaates, der deutschen EU-Hörigkeit.

 

In der heutigen Zeit werden in Deutschland öffentliche Plätze nach amerikanischen Kriminellen benannt. Es gibt Riesentheater um Mohrenapotheken und Zigeunersoßen. Gleichzeitig demonstrieren Hamas-Unterstützer mit Judenhass-Parolen durch unsere Städte  - das nennt man dann "erlebnisorientiert". Der Islamismus stellt unsere freie Gesellschaft vor Herausforderungen, Extremisten von links und rechts machen es nicht besser.

 

Die Frage, woher denn jemand komme, gilt von vornherein als rassistisch. Sehr hütet man sich, bei den People of Color Anstoß zu erregen. Gleichzeit versteht man die Bürger im eigenen Land nicht mehr. Einen wesentlichen Anteil von ihnen. Nicht nur Regierungsverantwortliche und gesellschaftliche Vertreter betrifft das. Auch viele Normalbürger in den alten Bundesländern kennen und verstehen ihre ostdeutschen Nachbarn nicht. 

 

Deshalb habe ich Dir diesen Beitrag mitgebracht, hier in der kleinen Freitagspresseschau.

 

Der folgende (wie ich finde sehr gute) Text von Klaus-Rüdiger Mai ist für mich als Ostdeutsche eine stimmige Sache. Darin finde ich mich wieder, im Gegensatz zu den meisten anderen Veröffentlichungen und Diskussionen zu diesem Thema. Zu oft erfolgt eine Einschätzung nicht auf Respekt und Augenhöhe. Sondern in dem Bewusstsein der (meist westdeutschen) Beurteiler, vermeintlich wieder alles besser zu wissen. Dazu will ich noch sagen, dass ich in den letzten drei Jahrzehnten mit Menschen aus Ost- und Westdeutschland und aus verschiedenen Ländern der Welt  gleichermaßen gut zusammen gearbeitet habe. Es ist also für mich nicht die Frage, ob sowas geht oder gut möglich ist - denn das ist es. Eindeutig. Die Frage ist, WIE ein ganzes Land sich organisiert, wenn es um Einwanderung und Integration geht.

 

Von oben herab betrachtet man das "ostdeutsche Schmuddelkind" und fragt sich verständnislos, warum es denn partout nicht so sein will wie seine oft angepassten Westgeschwister.

 

Die haben es in ihren Metropolen in den letzten Jahren zu beträchtlicher Unsicherheit und Verfall im öffentlichen Raum gebracht; dafür ganze Stadtviertel aufgegeben (z. B. Altenessen), weil dort Clans und nicht-westlich orientierte Parallelgesellschaften das Regime übernommen haben. Man braucht nicht unbedingt dauernd in Berlin oder München unterwegs zu sein. Leverkusen, Mönchengladbach, Hagen oder Aalen und der Stuttgarter Raum reichen auch.

 

In Städten wie Frankfurt a. M. oder Augsburg liegt der Anteil der Kinder unter 6 Jahren mit Migrationshintergrund bei 75 bzw. 61 %. Der Antisemitismus muslimischer Prägung wächst. Das verstehe ich nun wieder nicht, wie man jahrzehntelang auf so was hinarbeitet und hinwählt und Politiker wie Herrn Sarrazin, die darauf hinweisen,  kaltstellt.

 

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Die NZZ versucht eine Antwort; erst wie immer an dieser Stelle ein Zitat. Danach findest Du den gesamten Artikel hinter dem roten Button.

 

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Zitat-Quelle: NZZ/03.09.2018 / Klaus-Rüdiger Mai :

Alles beginnt mit Herkunft – weshalb Ostdeutschland sich zur Provokation entwickelt

 

Die Ideologie des westdeutschen Neobiedermeiers kollidiert derzeit mit dem Wunsch der Ostdeutschen nach einem einigen und demokratischen Deutschland. Für diese war die Wiedervereinigung eine Heimkehr. Um zu verstehen, wie gross das Unverständnis ist, muss man Ostdeutschland als geistigen Raum begreifen.

 

 

"In der Wende stürzte der Ostdeutsche die SED-Diktatur und wurde befreit von der sowjetischen Besetzung des Landes. Endlich konnte die Wiedervereinigung stattfinden, lebte «Deutschland einig Vaterland», wie es in der Nationalhymne der DDR hiess, wieder auf. Nein, Deutschland nicht im nationalistischen Sinne, sondern als Herkunft, als Selbstverständnis, als Heimat ist ihm tief ins Herz geschreint. Armselig und daseinsblind erscheinen ihm deshalb diejenigen, die Patriotismus, die Liebe zur Heimat, mit der jede Zivilisation beginnt, als Nationalchauvinismus abtun.

 

Die Ostdeutschen wissen auch ohne etymologische Herleitung, dass Nation ein organisatorischer Ausdruck von Herkunft ist, denn er leitet sich sprachhistorisch von «Geborenwerden», «Geburt», von dem lateinischen Verbalabstraktum zu nasci (natus sum) her. Das Eigene zu verachten, so wird niemand gross. Das Eigene zu erkennen, bleibt Aufgabe, solange man lebt."

 

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"Die Ostdeutschen stellen mit Erschrecken fest, dass das neue Deutschland der alten DDR immer ähnlicher wird, wenn die Eliten auf obrigkeitsstaatliche Mittel und Strukturen setzen, weil sie der Probleme nicht mehr Herr werden. Der Klassenfeind, der Rechte, der Populist, der Reaktionär ist vor allem die Gestalt des eigenen Versagens. Fiel in der DDR die Kartoffelernte schlecht aus, war der Klassenfeind, die Bonner Ultras und Reaktionäre, die heimlich Kartoffelkäfer ausgesetzt hatten, schuld.

 

Die Erfahrung der Diktatur, der fehlenden Meinungsfreiheit, der fehlenden Demokratie, der Allgewalt der Propaganda, der Verteufelung und Diskriminierung des politisch Andersdenkenden wird in einer Situation aktiviert, in der die Gegenwart Züge der Vergangenheit annimmt. Die unerlöste Geschichte Ostdeutschlands wird zum Wiedergänger und drängt auf ihre Erlösung. Diese Erlösung wird die Gesellschaft modernisieren. Der Dichter Heiner Müller sprach von der Befreiung der Toten. Geschichte ist zurückgekehrt – das ist eigentlich alles."