Drache außer Haus
Vor fast einem Jahr, am vierten Adventssonntag 2022, waren wir bei strahlendem Winterwetter im Töpferwald bei Nassau unterwegs. Dort, bei schon über 800 Metern über dem Meeresspiegel, liegt der Drachenkopf, eine bewaldete Erhebung in der Nähe des Kammes.
Weil überall hier dichter Wald wächst, der an diesem Tag auch noch dick mit Schnee bedeckt ist, gibt es keine Aussicht. Trotzdem ist es ein sehr schöner Ort, oben auf dem Kannelberg, wie man das Gebiet auch nennt.
Was gab es hier so Neues vor einem Jahr?
Die Pension Oberknapp, von der wir Dir schon erzählt haben, steht immer noch zum Verkauf. Der Nassauer Hof ist lange schon geschlossen. Was man als langjähriger Besucher hier für Kneipen und Restaurants kennt, wird Stück für Stück weniger. Schließungen, eingeschränkte Öffnungszeiten, Arbeitskräftemangel, kleineres Angebot wohin man blickt. Inflation, Coronamaßnahmen, Wirtschafts- und Energiekrise haben traurige Folgen auch in der Gastronomie.
Sicher trägt die deutsche Sozialpolitik ihren Teil zum Desaster bei. Woran liegt es, dass man gerade hier in der Grenzregion immer mehr fleißige tschechische Arbeitskräfte trifft? Wo sind unsere "schon länger hier Lebenden" abgeblieben? Und wo die zugewanderten "Fachkräfte"?
Wer sich vom Staat sicher finanziert seinem Privatleben widmen kann, der hat offensichtlich wenig Antrieb, daran etwas zu ändern. Und wer während der Corona-Schließungen in Einzelhandel und Gastronomie die Branche wechselte und sich neu orientierte, der geht nicht unbedingt wieder dahin zurück.
Dabei ist es hier wunderschön. Für uns zu jeder Jahreszeit.
Der Drache, der vielleicht in der Nähe des Drachenkopfes seine Höhle hat, war heute nicht zu sehen.
Vielleicht hat er sich tief in seinen Berg zurückgezogen, um ungestört in einen Eimer Glühwein zu weinen. Oder er macht ein paar Tage Urlaub. Irgendwo dort, wo man im Winter funktionierende Gastronomie findet und öfter mal eine schön servierte Tasse Kaffee am Wegesrand trinken kann.
Es könnte auch sein, unser Nassauer Drache befindet sich in Berlin und kämpft gegen Drachendiskriminierung. Du weißt schon: Für (feuerfeste) Drachentoiletten, eigenes Pronomen, One-Love und Diversity auch für feuerspeiende Fabelwesen, mit eigener Armbinde. In dem Fall hätte ich schon eine Idee, wer das Zeug zur Drachen-Sonderbeauftragten hätte ....
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Gut dran ist man in fast jeder Lebenslage als Kaffeerohrbesitzer mit Maulwurfsbegleitung. Denn der kleine Optimist sieht wohl schon besseren Zeiten entgegen. Und auch der Drache kommt wahrscheinlich wieder heim.
