Wenn aus geschichtsträchtigen Orten mit belasteter Vergangenheit schöne Aussichtspunkte werden, so ist das doch ein Grund mehr, dort mal hinzugehen.

Einen solchen Platz  gibt es auf dem ehemaligen Rabenauer Galgenberg, der früheren Richtstätte des Ortes.

1830 errichtete man auf diesem Berg einen Gedenkstein, welcher auch hier an das 300jährige Jubiläum der Übergabe der "Augsburgischen Konfession" erinnern sollte. 1832 dann ersetzte man den Gedenkstein durch das heute noch vorhandene Konfessionsdenkmal. Einige Jahre nach seiner Einweihung wurde es ein Stück berghangwärts versetzt, da es einem Hotelneubau weichen musste.

Mir fällt die ebenfalls im Jahr 1830 gepflanzte Konfessionslinde in Gleisberg nahe Roßwein ein. Auch da gedachte man dieses Jubiläums. Das "Augsburger Bekenntnis", wie es auch genannt wird, legte 1530 die lutherischen Glaubensgrundsätze so dar, das eine Versöhnung mit der bestehenden Kirche, der später katholisch genannten, möglich sein sollte und man trotzdem seinen neuen, protestantischen Grundsätzen treu blieb.

Die Schrift wurde am 25. Juni 1530 von Philipp Melanchthon, dem bekanntesten theologischen Mitstreiter Martin Luthers, an Kaiser Karl V übergeben. Luther selbst wartete das Ergebnis auf der Veste Coburg ab, da eine Weiterreise nach Augsburg für den unter Reichsacht und Kirchenbann stehenden Reformator zu diesem Zeitpunkt zu gefährlich war.

Eine Anerkennung durch den Herrscher wurde erbeten. Das hat so nicht funktioniert. Kaiser Karl V ließ das "Bekenntnis" theologisch widerlegen und verweigerte eine weitere Diskussion darüber. Die Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern der verschiedenen Glaubensauslegungen gingen weiter, doch die Lutheraner hatten gegenüber den anderen protestantischen Vertretern wie z. B. Zwingli in der Schweiz an Einfluss gewonnen. 

Das "Augsburger Bekenntnis" gilt als eine der wichtigsten Schriftstücke zur Reformation; einige Denkmäler findet man auch bei uns in Sachsen dazu.

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Zum Galgenberg kommen wir vom Rabenauer Marktplatz aus, über die Freitaler / Hainsberger und schließlich die Höhentraße. Nur ein kurzer Weg ist es vom Brunnen, der den hier ansässigen Stuhlbauern gewidmet ist, bis man an ein verlassenes Hotel kommt. Es heißt "Zur König-Albert-Höhe". Mit schönen alten Linden im Garten; sicher ehemals gut, darunter zu sitzen. Jetzt, wo wir hier ums Haus gehen, ist es ganz still.

Gerade regnet es wieder, dadurch erscheint das Anwesen noch einsamer, geheimnisvoller. Verlässt man das Hotel Richtung Bergkuppe, findet man das Konfessionsdenkmal und den Aussichtsplatz.

Wer hier nach mehr Wissen zum "Augsburger Bekenntnis" strebt, der lernt was von Herrn Prof. Dr. Frank Lüdtge von der Evangelischen Hochschule Tabor, der einen eigenen YouTube-Kanal hat:

Und wer noch etwas von der Umgebung des Galgenbergs sehen will, macht sich mit uns auf den Abstieg talwärts. Da kommen wir an der Villa Falkenstein vorbei, finden den romantisch gelegenen Grüttner-Platz und die 1949 gepflanzte Friedenseiche. Später erreichen wir über den Sagenpfad den Semmelsteig. Von der Rabenauer Mühle aus (Hotel ebenfalls geschlossen, aber Wandererraststätte regelmäßig geöffnet) bis nach Freital-Coßmannsdorf begleitet uns die Rote Weißeritz, vorbei am Nixentump, der Nixenwiese und dem kleinen alten Wasserkraftwerk.

Eine wirklich schöne Strecke durch den Rabenauer Grund, der bei diesem Wetter ein dichter, grüner Dschungel ist.

Hierher zu kommen - das lohnt sich immer, zu jeder Jahreszeit. Diesmal war es besonders üppig grün und auf wilde Weise voller Leben.

Vielleicht eröffnen in besseren Zeiten die Hotels "Zur König-Albert-Höhe" und die "Rabenauer Mühle" wieder ihre Pforten für uns - das wäre eine Freude.