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Am Krebsteich bei Gersdorf / Roßwein

Peter-Pan-Land

Krebsteich bei Gersdorf
Krebsteich bei Gersdorf

 

Zwischen Roßwein und Nossen liegt nahe der Freiberger Mulde eine alte Landschaft des Silberbergbaus. Als wir im Sommer das Gersdorfer Schloss besuchten, waren wir schon mal hier, im Welterbe- und Naturschutzgebiet.

 

Vom 12. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts förderte man in dieser Gegend Erz. Mehr als 200 Schächte gab es auf dem relativ kleinen Gelände. Die Grube Segen Gottes Erbstolln war die wichtigste und bis 1885 in Betrieb. Hier findet man den Adam-Stolln, den Joseph-Schacht, die Kunstgestänge, Röschen (Wasserableitungsrinnen)  und die Tagesgebäude der Grube Segen Gottes Erbstolln.

 

 

Die Bergbaulandschaft Gersdorf hatte ein umfangreiches Aufschlagwasserversorgungssystem. Dazu gehören das Muldenwehr vom Ende des 18. Jahrhunderts, , der Untere Kunstgraben (1743) und der Obere Kunstgraben (1844) , die Röschen mit ihren Mundlöchern. 

 

Und der Untere Krebsteich, den man 1743 erneuerte.

 

Um diesen Teich geht es heute, da gehen wir hin. Der Krebsteich hat seinen Namen vom Krebsbach, der ihn speist. Du siehst ihn auf der Karte.

 

Wer mehr zum Bergbau im Gersdorfer Revier wissen will, findet das sehr interessant zusammengefasst hier. Es gibt auch die Möglichkeit, die bergbaulichen Hinterlassenschaften systematisch zu erkunden und unter Tage zu gehen. Mehr dazu HIER:

 

Freiberger Mulde im Roßweiner Wolfstal
Freiberger Mulde im Roßweiner Wolfstal

 

Von der Freiberger Mulde im Wolfstal nahe Roßwein aus nähern wir uns dem mit Mischwald bewachsenen, vom Fluss aus leicht ansteigenden Gelände. Die Sonne scheint und lässt die letzten bunten Blätter leuchten; Wassertropfen glitzern in Spinnennetzen, Raureif gibt es noch nicht - zu warm. Ein paar Vögel singen; es duftet nach Spätherbst.

 

Am Adam-Stolln vorbei führt der Weg zum Krebsteich.

 

 

Dann sind wir oben. Stille. Als erstes sieht man den östlichen Rand des Teiches, der deutlich künstlich befestigt ist und einen Überlauf zur Talseite hat. Dieser Überlauf diente den bergbautechnischen Aufgaben des Teiches und gibt das Wasser hier auch heute noch talwärts ab.

 

Ostseite mit Überlauf
Ostseite mit Überlauf

 

Menschenleer scheint das langezogene Teichufer. Viel später treffen wir eine Familie beim Wochenendausflug und noch zwei Radfahrer. Manchmal wird hier geangelt; doch momentan ist es verboten, weil man gerade erst neue Fische in den Teich gesetzt hat. Ein Schild sagt uns das.

 

 

Ein magischer Platz ist auch da:

 

Peter?
Peter?

 

Am Ufer steht ein großer Baum, eine Eiche,  direkt am Wasser; weit strecken sich ihre langen Äste über das Wasser. Hoch. An einem kräftigen Ast hängt ein dickes, altes Seil wenige Meter auf die Wasseroberfläche herab. Hier kann man sich von dem kleinen Steilufer ins Wasser schwingen lassen. Wenn man will.

 

 

Das Wasser leuchtet blau und funkelt in der Sonne. Das Seil hängt unbewegt. Nur die wenigen gelben Blätter, die der Baum noch hat, rascheln leise.

 

 

Wenn jetzt Peter Pan mit seinen "lost boys" hier auftauchte, würde es einen nicht wundern. Im Gegenteil, irgendwie bin ich ein wenig enttäuscht, dass er nicht da ist. Peter Pan, der heimatlose Junge, der nie erwachsen wird ... 

 

Habe ich da gerade was gehört?!

 

Peter Pan (https://www.pinterest.com/rebeccajmorel/)
Peter Pan (https://www.pinterest.com/rebeccajmorel/)

 

Er kann fliegen, zaubern und seinen Schatten verlieren. Peter spricht mit Tieren und Feen. Was er wohl zu mir sagen würde, wenn er jetzt hier am Ufer in der Sonne säße? 

 

***

 

Ich stelle mir vor, wie er freundlich, aber doch etwas überheblich die Augenbrauen hochzieht und mich gegen die Sonne anblinzelt. "Ich dachte schon, Du schaffst das nie..." lacht er. Weil er zaubern kann, weiß er auch mehr als normale Jungs. Er kennt mich und meinen schon lange gefassten Plan, einmal zum Krebsteich zu kommen. Und nicht nur dran vorbei zu rennen, wie im letzten Sommer geschehen. 

 

Schön wäre es, jetzt neben Peter zu sitzen. Natürlich würde er mit mir eine rauchen, Steine übers Wasser springen lassen, Kaffee aus dem Rohr probieren.  Über dies und das wäre mit ihm zu reden, denn er ist noch ein Junge. Deshalb versteht er alles auf eine gerade Weise, hat vor nichts Angst und ist grundehrlich. Vormachen muss man ihm nichts, es würde auch gar nicht klappen. Ein gutes Gegenüber, dem man ein paar Fragen stellen darf.

 

Und Peter hat auf alles eine passende Antwort. Doch das soll unser Geheimnis bleiben; klar.

 

Mit dem Seil ins Wasser zu schweben, das ließe der Junge jetzt sein, denn - so meint er - sei er zwar Peter Pan, aber doch nicht verrückt. Er zündet sich eine neue Zigarette an, dabei hält er den Kopf schräg, kneift ein Auge zu, guckt konzentriert. Er hat ein Grübchen im Kinn; durch das Kind, das er ist, schimmert etwas anderes hindurch. Eine ewige Gestalt. Oder so. Peter wird etwas verlegen, wahrscheinlich, weil ich ihn angestarrt habe - was ich gar nicht wollte. Oder jedenfalls nicht so, dass er das merkt.

 

Auf dem Kalender steht, es ist November - nicht die richtige Zeit zum Baden.

 

 

Pawel und ich, wir verabschieden uns nach einer ganzen Weile erst von Peter Pan. Um Weihnachten herum wollen wir wiederkommen. Der ewige Junge wundert sich nicht über sprechende Maulwürfe, so wie wir auch ihn, Peter - den legendären Helden -, als selbstverständlich hinnehmen. Hier am Krebsteich bei Gersdorf.

 

Im Flimmern des Lichts über dem Wasser, in der Mittagsstille dieses Sonntags ....

 

 

Wer in Gedanken eine Runde mit Peter fliegen will, der kann das gleich hier tun. Unter dieser Musik kommentierte jemand bei YouTube: "Wann immer Du Dich niedergeschlagen fühlst, höre Dir das an. Du fühlst dich sofort besser." Probier es aus, na los: