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Hervorgeholt: Durch das Hochmoor Zinnwald-Georgenfeld

Wieder so ein Gebirgstag

Kleiner Ausblick: es erwartet uns heute, das Hochmoor.
Kleiner Ausblick: es erwartet uns heute, das Hochmoor.

 

Kleine Empfehlung für einen Sommerausflug, jetzt im Juni 2022. Wir waren im letzten August dort:

 

Preiselbeeren wachsen hier im Hochmoor.
Preiselbeeren wachsen hier im Hochmoor.

 

Heute ist unser Ziel das Hochmoor in Zinnwald-Georgenfeld. Das ist ein "betreutes" Moor, also kein unberechenbares Gebiet voller Gefahren und Schrecken. Nein, hier führen befestigte Stege durch die Landschaft, die man nicht verlassen sollte. Dann ist man selbst sicher und die Moorlandschaft auch. Tut der auch nicht gut, wenn da jeder drin rumtrampelt und vielleicht noch seinen Müll rumliegen lässt.

 

Gespannt sind wir auf die Moorlandschaft, die Pflanzen, die Vögel, die Insekten. 

 

An einem schönen Augusttag machen wir uns also auf den Weg. Wir werden schon sehn.

 

 

"O schaurig ist’s über’s Moor zu gehn,

Wenn es wimmelt vom Heiderauche,

Sich wie Phantome die Dünste drehn

Und die Ranke häkelt am Strauche, ... "

 

(Der Knabe im Moor, Annette von Droste-Hülsoff)

 

Tourenbeginn am verlassenen Grenzsteinhof Zinnwald Georgenfeld
Tourenbeginn am verlassenen Grenzsteinhof Zinnwald Georgenfeld

 

Wir starten wieder am alten Grenzsteinhof.

 

Von hier aus führt der Moorweg Richtung Hochmoor und Lugsteine bergauf, vorbei an alten Bauernhäusern und einem einsamen Café.

 

Nach einer Viertelstunde ca. erreicht man den Abzweig zum Kleinen Lugstein. Weil ich dem nicht widerstehen kann und will, machen wir einen kleinen Abstecher hin zum "Kleinen". Danach gibts einen Kaffee und ein sehr leckeres Knoblauchbrot mit Spiegelei in der Lugsteinbaude, die hier gleich "um die Ecke" ist.

 

Und dann, ja, dann sind wir endlich bereit und starten ins Moor. Falls wir uns verirren sollten, sind wir jedenfalls erst mal satt. Das gefüllte Kaffeerohr steckt noch unangetastet im Rucksack. Die Schuhe sind fest und nicht wasserdurchlässig. Und das Wetter - sieht nicht schlecht aus.  Also - ist alles bestens.

 

 

Das Hochmoor hat einen offiziellen Eingang mit Kassen- und Infohäuschen. Außer einer Eintrittskarte und ein paar freundlichen Infos kriegt man hier auch Eis, wenn man will. Und dann - betritt man durch ein kleines Tor das besondere Areal.

 

 

Was nach ein paar Schritten auffällt, ist die plötzliche Ruhe. Waren am Lugstein vorhin noch verschiedene Vögel zu hören und sehr laute und unsichtbare Grillen auch, so ist es hier jetzt - still. Da man sich hier auf schmalen Holzstegen bewegen muss, einander nicht so gut aus dem Weg gehen kann, haben wir uns für den Moorbesuch einen einsamkeitsversprechenden Tag rausgesucht. Trotzdem haben wir am Anfang zwei Leute vor- und zwei hinter uns, die wir vorausgehen lassen, bis sie nicht mehr zu hören sind. Dann sind wir wieder allein. Stille. Schön.

 

Schichtaufbau eines Hochmoores (https://www.nlwkn.niedersachsen.de)
Schichtaufbau eines Hochmoores (https://www.nlwkn.niedersachsen.de)

 

Was ist eigentlich ein Hochmoor? Seine hiesige Website verrät es uns:

 

 

"Die Entwicklung der erzgebirgischen Hochmoore begann in der Nacheiszeit vor etwa 10.000 Jahren aufgrund niedriger Temperaturen und hoher Niederschläge in Geländesenken und an schwach geneigten Hängen. Das unbegrenzte Wachstum der Torfmoose führt zu einer uhrglasähnlichen Aufwölbung des Moores, daher der Begriff Hochmoor.

 

Auf sächsischem Gebiet befindet sich mit einer Größe von 12 Hektar nur ein Zehntel der Fläche des südlich der Lugsteine gelegenen Moorkomplexes, der bis ins Böhmische reicht. Über dem hier anstehenden Teplitzer Quarzporphyr hat sich im Laufe der Jahrtausende eine Torfmächtigkeit von 4–5 Metern herausgebildet.

 

Die charakteristischsten Pflanzen des Moores und seiner Randbereiche sind neben der dominierenden Moorkiefer verschiedene Torfmoosarten, die Moosbeere, der „fleischfressende“ Sonnentau, die Rausch- oder Trunkelsbeere, das Scheidige und Schmalblättrige Wollgras, der Sumpfporst, der Siebenstern, die Heidelbeere sowie das Heidekraut.

 

Das Georgenfelder Hochmoor, eines der schönsten Krummholzkiefernmoore des Erzgebirges, wurde bereits 1926 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und durch einen Naturlehrpfad touristisch erschlossen." (Zitat https://www.naturbewahrung-osterzgebirge.de/georgenfelder-hochmoor/)

 

 

Eine ganze Weile sind wir auf den Holzstegen unterwegs.

 

Man sieht die schon genannten Krummholzkiefern, alle möglichen Sträucher und Kräuter. Und natürlich Heidekraut, was lila leuchtet, dunkelblaue Heidelbeeren und - knallrote Preiselbeeren. Verschiedenste schöne Gräser und Blumen wachsen zwischen schwarzglänzenden Wasserlöchern. Absolute Ruhe. Ein wenig unheimlich auch am Mittag, denkt man an Gruselgeschichten über im Moor vermisste Personen, versunkene Ochsen, Pferde und Hochzeitskutschen. Nach langer Zeit gefundene Moormumien und versteckte Schlangen fallen mir ein und natürlich auch Moorhexen. Irrlichternde Kobolde, die unschuldige Wanderer in den Tod locken und ähnliche unsympathische Figuren habe ich sofort vor Augen. Und ein eigenes Erlebnis, an das ich mich mit Gänsehaut erinnere:

 

Vor vielen Jahren gerieten wir selbst mal beim Wandern hier im Erzgebirge in ein kleines, versteckten Moor, von dem wir nichts wussten. Zum Glück war es am hellen Tag im Sommer, die Sonne schien freundlich auf vermeintlich festen grünbewachsenen Waldboden. Plötzlich war mir, als liefe ich auf einem Wasserbett. Der ganze Boden schwankte; nebenan zischte und gurgelte es ungut. Ich erschrak sehr, rief meinem hinter mir herlaufenden kleinen Sohn zu, dass er sofort stehenbleiben solle. Dann tasteten wir uns vorsichtig auf unseren eigenen Spuren wieder zurück, aus der unheimlichen Zone heraus. Froh waren wir, als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten. 

 

Alte Torfhütte
Alte Torfhütte

 

Aber heute sind wir ja hier, in Zinnwald-Georgenfeld, also voran durchs Hochmoor hier. Wir entdecken eine alte Torfhütte, die an den Torfabbau vergangener Jahrhunderte erinnert. Torfstecher bauten hier den Torf ab; man verwendete ihn früher als Heizmaterial, als Dämmmaterial beim Bauen, als Einstreu für das Vieh und sogar als Bettunterlage für Kleinkinder. Heute verwendet man ihn noch im Garten, zur Verbesserung des Bodens, was auch sein Für und Wider hat.

 

 

Wir verlassen nach einer knappen Stunde das Gelände und machen uns auf den Rückweg Richtung Grenzsteinhof. Bis Altenberg fahren wir, dann locken die Galgenteiche noch zu einem kurzen Abstecher, denn die Sonne ist inzwischen herausgekommen. Eine gute Gelegenheit, zwischen den Teichen entlangzugehen. Ein schöner Ort, vielleicht erinnerst Du Dich noch an unseren Osterausflug 2021 im Schnee hierher und das Galgenmännlein Gottlieb?

 

Beides findest Du im Anhang hier nochmal hinter zwei Extrabuttons, schöne Winterbilder vom Teich. Und ein Originalbild von Gottlieb ......

 

 

Nach diesem erlebnisreichen Tag voller Eindrücke gehts wieder heim. Mit dem Bus 360 fahren wir von Altenberg aus zurück.