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Der geheime Pfad zwischen Leisnig und Podelwitz (1)

Das schöne Röda, deutsche Zöpfe und Ratte Pinky

An der Freiberger Mulde zwischen Maaschwitz und Tanndorf
An der Freiberger Mulde zwischen Maaschwitz und Tanndorf

 

Die Täler der Mulde zu erkunden - damit kann man sich sein ganzes Leben lang beschäftigen und wird dabei immer wieder was Neues finden. So vielfältig und schön ist diese Landschaft, beginnend bei den Quellen der Freiberger Mulde bei Moldava in Tschechien und der Zwickauer Mulde im Vogtland oberhalb der Muldenberg-Talsperre.

 

Weiter gehts durch die Flusstäler der Freibergerin und der Zwickauerin mit vielen schönen Orten, geheimen Plätzen, Sehenswürdigkeiten, Burgen und Schlössern an ihren Ufern. Dann die Muldenvereinigung bei Sermuth unweit von Döbeln, wo beide Mulden zusammenfließen und die Vereinigte Mulde bilden. Weiter zum Ende der Mulde, wo sie bei Dessau in die Elbe fließt, bis ihr Wasser irgendwann die Nordsee erreicht.

 

Nahe Podelwitz....
Nahe Podelwitz....

 

Wir waren entlang der Mulden schon in Moldava und Mulda, Lichtenberg und Freiberg, Glauchau, Kloster Buch, Leisnig, am Wasserschloss Podelwitz, in Sermuth und Grimma, Schaddel und Großbothen. Und immer diese langen, schönen Strecken am Fluss entlang. Mir liegt das irgendwie in der Natur: immer am liebsten zum Fluß hin und dann daran entlang laufen.

 

Vom Bahnhof Leisnig nach Podelwitz zum Wasserschloss
Vom Bahnhof Leisnig nach Podelwitz zum Wasserschloss

 

Heute entscheiden wir uns für eine Strecke von Leisnig nach Podelwitz.

 

In Leisnig steht die Burg Mildenstein hoch über der Freiberger Mulde; in Podelwitz das kleine Wasserschloss direkt am Wasser. Dazwischen liegen ein paar Kilometer Fluss, mit dickem grünen Gras voller Kräuter, Margariten, Kamille, Gänseblümchen, Sauerampfer, Löwenzahn, Butterblumen und den zartblauvioletten Glockenblumen an den Ufern. Alte Weiden und rötliches Felsgestein begleiten das Wasser. Schmetterlinge und Wasservögel sind da.

 

Wir starten in Leisnig, wo man schon beim Aussteigen aus dem Zug auf dem kleinen Bahnhof die Burg hoch über dem Muldental thronen sieht. Und ja - "thronen" ist hier das richtige Wort, so majestätisch beherrscht das Bauwerk seit Jahrhunderten diesen Ort.

 

(Wer einen Blick in die Burg hinein werfen und ganz oben vom Burgfried runtergucken möchte, der findet hier am Artikelende einen passende Button.)

 

Burg Mildenstein in Leisnig
Burg Mildenstein in Leisnig

 

Vom Bahnhof aus gehts Richtung Stadt geradeaus, dann nach rechts zum Fluss. Man durchquert den Eisenbahntunnel, wendet sich danach gleich nach links und erreicht nach ein paar Minuten einen Penny-Markt mit Bäcker. Den nutzen wir für ein schönes Käffchen; dann laufen wir vom Supermarkt aus zur Muldenbrücke und überqueren sie.

 

Von dieser Brücke aus hat man einen fantastischen Blick nicht nur auf die imposante Burg, sondern auch auf ein Stückchen von Leisnig und natürlich die Mulde flussauf- und flussabwärts. Die Sonne funkelt auf dem Wasser, das der Wind kräuselt. Und schon sind wir in Fischendorf; was gleich hinter der Brücke beginnt. Schöne Gärten, Pfingstrosen, Schwertlilien, Rhododendron. Wir durchqueren das Dorf unten am Wasser und biegen dann nach links Richtung Altleisnig ab. 

 

 

Erste Brücke über die Mulde, zweite Brücke über Bahngleise. Hinter dieser zweiten Brücke klettern wir auf den darunter liegenden Weg. Er sieht von oben vielversprechend aus, Du erkennst es auf den Fotos. Von unten auch; nur ändert sich das nach ein paar Minuten. Der sehr solide erscheinende Weg verliert sich im Rapsfeld und endet im Nichts. Da gehts den Wegen manchmal wie uns Menschen.

 

 

Es leuchtet!
Es leuchtet!

 

Wir kehren um, entdecken ein Graffito mit einer Figur wie aus "Pinky und der Brain", klettern steile Stufen hinauf, überqueren die über die Brücke führende Straße und setzen unseren Weg auf der anderen Seite fort. Mittlerweile regnet es leicht; dank Kapuze egal.

 

 

Hier kommt bald ein Abzweig Richtung Altleisnig. Wir biegen ein. Jetzt wird der Weg richtig schön. Ganz kleine Straße, keine Fahrzeuge, ein einzelner Radfahrer nur. In der Ferne sind die Häuser von Altleisnig zu sehen; am Rand des Weges stehen Birnenbäume und schon ziemlich hohes Korn. Wir staunen über dessen Üppigkeit. Am Ortseingang steht ein großes braunes Pferd auf der Weide. Es nähert sich neugierig.

 

 

Altleisnig ist klein und in wenigen Minuten durchquert, wohl würde es sich lohnen, ein wenig zu bleiben. Aber heute nicht - wir wollen ja nach Podelwitz.

 

 

Der Weg führt gerade und lang durch Felder. Weit kann man hier sehen. Es fehlt fast jegliche Steigung, deshalb läuft man hier wie von selbst, mein Kontrastprogramm zu Böhmen. Wir "unterwandern" eine Eisenbahnbrücke mit Rundbögen und gelangen bald ins Dorf Röda.

 

Das ist ein freundlich wirkender stiller Ort, wie er an diesem Samstag in der Mittagssonne vor sich hin zu dösen scheint. Außer ein paar Hühnern und Katzen sehe ich nur einen jungen Mann auf dem Moped; sonst ist kein Mensch unterwegs. Wahrscheinlich sind alle beim Einkaufen, haben im Umland Arbeit auf den Feldern oder sitzen tief in den alten Häusern an ihrer neusten Elektronik; es ist sehr still. Auch in den Gärten kläfft nur ab und zu ein Hund. Bienengesumm. Fliederduft. Ein einzelner Schmetterling. Es riecht nach Stall, Diesel, warmer Erde. Weit entfernt brummt ein Traktor. Dieses Dorf ist schon alt. Gegründet hat man es im 12. Jahrhundert, es gehörte dem Burggrafen von Leisnig. 1964 hatte Röda 95 Einwohner. Dann wurde es eingemeindet; seine Einwohnerzahl wird nicht mehr extra aufgeführt.

 

Röda ist schön.

 

 

Die herausführende Straße muldenabwärts macht einen Schlenker und fällt in Flussrichtung leicht ab. Die Sonne zeichnet Blätterschatten auf den Straßenasphalt, Vögel singen, sogar ab und zu Kuckucksrufe hört man hier. Gras und Getreide wiegen sich wellenartig und glänzend im Wind. Wie schön ist dieses Wachstum, diese Frische. Hoffentlich regnet es den Sommer über genug; aber Hochwasser sollte es bitte auch nicht werden.  

 

 

Nach einer Weile wendet sich die Straße vom Fluss weg und führt bergauf durch einen kleinen Laubwald. An einem Mini-Wanderparkplatz geht es nach rechts Richtung Podelwitz weiter; ein Stückchen bergauf.

 

Die Straße macht eine Kurve; oben angekommen ist ein Abzweig  wieder nach rechts in die Wiese zu sehen. Ein Feldweg.

 

Apropos "Abzweig nach rechts" und "Wanderparkplatz": "Zeit online" veröffentlichte vor ein paar Tagen einen Artikel, indem man ernsthaft darauf einging, dass Wandern doch eine rechte, im Sinne von nationalistisch-heimatverklärende Beschäftigung sei und vor allem von sich zusammenrottenden Rechtsextremisten betrieben würde. Am Ausflugstag früh hab ich mir deshalb noch überlegt, wen ich mitnehme (weil man sich ja alleine nicht zusammenrotten kann) und ob ich mir vielleicht Zöpfe flechten sollte (die ebenfalls als deutschnational gelten). Habe aber dann doch auf beides verzichtet und bilde mit Maulwurf Pawel eine Kleinstrotte..... (Willst Du mal lachen, dann gehts HIER zum Artikel der "Zeit".) 

 

Folge dem geheimen Pfad, orange eingezeichnet!
Folge dem geheimen Pfad, orange eingezeichnet!

 

Und da beginnt das Abenteuer:

 

Wir weichen von der geplanten Route ab und folgen diesem Weg, denn der könnte richtungsmäßig auch zum Wasserschloss führen. Wissen können wir es noch nicht. Der Weg  wird immer unsichtbarer, bis man fast am Wasser angekommen ist. Nur noch zu erahnen ist ein Trampelpfad, den sicher Angler, Bootsfahrer, Hundespaziergänger, Liebespaare und natürlich Neugierige wie wir ab und zu gehen.

 

Ich denke an meinen Vater, der in solchen Fällen sagte: "Dieser Weg ist kein Weg." Und tatsächlich. Bald ist kein Weg mehr da; aber die Richtung ist klar. Weiter Flussabwärts nach Podelwitz.

 

Aber vorher kann man hier im Gras liegen und auf das Wasser gucken; die Wasserpflanzen blühen und große Wildgänse oder -enten sind am Ufer unterwegs. Wie es scheint, schon mit Nachwuchs. Näher ran gehn wir nicht, um die Tiere nicht zu erschrecken. Still da sitzen, nichts machen, eine Weile....

 

 

Dann gehen wir weiter, flussabwärts. Die Wiese wird schmaler, der Waldstreifen auf dem Felsen links rückt näher. Es wird schattig. Das Wasser ist im wahrsten Sinn greifbar jetzt. Die Felswand daneben lässt nur wenig Platz zum Laufen. Sollte der schöne kleine Geheimweg hier enden, weil Angler und Bootsfahrer am Ziel sind und gar nicht weiter wollen? Müssen wir so kurz vor Erreichen des Schlosses aufgeben und umkehren?

 

Was  dann passiert, das erfährst Du morgen. Ich hoffe, Du bist dann wieder hier mit uns auf abenteuerlichem Pfad unterwegs. Ich verrate nur so viel: es lohnt sich.

 

Rottenmitglied und Maulwurf Pawel
Rottenmitglied und Maulwurf Pawel