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An der Bobritzschquelle

Wüste Kirche, Quelle, Burg und Buddha

Blick vom Kreuzwaldrand aus rüber nach Frauenstein
Blick vom Kreuzwaldrand aus rüber nach Frauenstein

 

An diesem Abenteuertag führt unser Weg von der "Wüsten Kirche" bei Hermsdorf (Erzgebirge) über die Quelle der Bobritzsch nach Reichenau und schließlich nach Frauenstein. Neu erkunden werden wir diese geheimnisvolle "Wüste Kirche" und die "Bobritzschquelle", siehe rote Markierung in der Karte. Die gelb eingekreisten Orte streifen wir nur kurz, in Gedanken.

 

Von der "Wüsten Kirche" nahe Hermsdorf/Erzgeb. nach Frauenstein
Von der "Wüsten Kirche" nahe Hermsdorf/Erzgeb. nach Frauenstein

 

1 Wüste Kirche

2 Bobitzschquelle

3 Buddhistisches Kloster in Schönfeld

4 Schacht Georg

5 Burg Frauenstein

 

Wüste Kirche

 

Die Wüste Kirche findet man auf dem Weg von Frauenstein nach Hermsdorf. Von Frauenstein kommend liegt diese Stätte links der Straße S 184, kurz nachdem die in den Kreuzwald führt. Heute liegt Schnee. Kalter Wind weht. Manchmal schneien ein paar Flocken aus graublauen Wolken. Wir finden den Ort, wo einst die Kapelle stand.

 

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Was ist "wüst"? Der Duden nennt uns mehrere, sehr unterschiedliche Bedeutungen. Zuerst bedeutet es "unbewohnt, leer, verlassen, verödet". Daher auch die Worte "Wüste" und "Wüstung". Es heißt aber auch "schlimm, unordentlich, schlampig, vulgär, wild, abscheulich, unanständig". Also ein sehr interessantes Wort.

 

An der Wüsten Kirche ist natürlich eigentlich nichts Schlimmes, man nennt so die Überreste der christlichen Kapelle "Zum Heiligen Kreuz", die 1394 von Burggraf Berthold I. von Meißen gestiftet wurde und hier im Kreuzwald stand. Sogar Schankrecht hatte diese Wallfahrtskirche.  1429 von den Hussiten zerstört, blieb die Ruine stehen, bis man sie Ende des 19. Jahrhunderts einebnete. Damals war man pragmatisch veranlagt und verwendete die alten Steine zum Straßenbau in Schönfeld. Zur Erinnerung an die alte Kapelle wurde ein Gedenkstein aufgestellt.

 

Bild auf dem Schild an der Wüsten Kirche kurz vor Hermsdorf
Bild auf dem Schild an der Wüsten Kirche kurz vor Hermsdorf

 

Wüste Dinge erzählt man sich über diesen verlassenen Ort: ein kopfloser Reiter soll hier ab und zu unterwegs sein, eine ganze Braupfanne voller Gold ist hier angeblich vergraben, ebenso wie mehrere Fässer Wein. Auch ein Pfarrer aus Hermsdorf soll hier früher einmal Unaussprechliches erlebt haben - zeitlebens behielt er es für sich, das Schlimme. Wer gerne auf Sagenpfaden geht, findet mehr dazu, und zwar HIER.

 

Uns passiert nichts an diesem alten Ort. Keine Reiter sind uns begegnet, dafür ein paar Autofahrer. Die hatten aber alle ihre Köpfe noch, soweit ich sah .....

 

Alles ist friedlich, schneebedeckt und weiß. Ein Mauerrest, der sicher nachgebaut ist, der Gedenkstein, eine Infotafel. Ein kleiner Wanderrastplatz.

 

 

Von der Wüsten Kirche aus gehen wir ein paar Minuten zurück aus dem Kreuzwald, wieder Richtung Frauenstein. Am Waldrand biegen wir rechts auf einen Feldweg ab. Die Aussicht ist fantastisch. Diese Wegeinmündung ist auch ein guter Startpunkt für weitere Ausflüge, z. B. ins Gimmlitztal, vielleicht auch nach Hermsdorf oder Schönfeld. Ein kleiner Wanderparkplatz und eine Bushaltestelle (die heißt Reichenau / Abzweig Weicheltmühle) sind nur ein paar Schritte entfernt.

 

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Nach wenigen Minuten sind wir an der Quelle der Bobritzsch.

 

 

Angekommen an der Bobritzschquelle

 

Der Name "Bobritzsch" kommt vom altsorbischen Bobrica, abgeleitet von bobr (Biber). Man nannte so ein Gewässer, in dem Biber lebten. Heute, nachdem Biber in dieser Gegend lange Zeit verschwunden waren, gibt es sie wieder. Im 19. Jahrhundert hatte man sie schon fast ausgerottet, man jagte sie zuviel und fraß sie einfach auf. Außerdem machten den Bibern Veränderungen in der Umwelt zu schaffen, zum Beispiel die zunehmende Besiedelung der Landschaft durch den Menschen, das Verändern der Natur durch die Landwirtschaft. Heute gibt es wieder ca. 25.000 Tiere in Deutschland.

 

Andreas Böhm aus Hilbersdorf hat einen fotografiert, 2017 veröffentlicht vom NABU:

 

Foto: Biber an der Bobritzsch bei Naundorf, Mittelsachsen | Andreas Böhm, Hilbersdorf (www.nabu.de) / 2017
Foto: Biber an der Bobritzsch bei Naundorf, Mittelsachsen | Andreas Böhm, Hilbersdorf (www.nabu.de) / 2017

 

An der Quelle treffen wir keine Biber, aber zwei freundliche Pferde:

 

 

Von der Quelle aus folgen wir der noch kleinen Bobritzsch talwärts, Richtung Reichenau. Dort gehen wir ein Stück durch dieses schöne Dorf zwischen Hermsdorf und Frauenstein. Im Dorf, ein Stück hinter dem alten Gasthof Erbgericht, erreichen wir unsere Bushaltstelle und fahren weiter nach Frauenstein. Denn die eigentlich geplante Laufstrecke über den Kirchweg bis zum Frauensteiner Markt schaffen wir heute vor Einbruch der Dunkelheit nicht.

 

 

Aus dem Fenster des Busses sehen wir den verschneiten Kirchweg, die kleine Halde der Pfaffengrube, die Ölkeulchenvilla..... Du erinnerst Dich daran?

 

 

Beim Gucken auf die Karte bei Google Maps sah ich erstaunt, dass es nun ein buddhistisches Kloster in Schönfeld gibt. Neugierig guckte ich mir das näher an und stellte fest, das es sich auch um einen alten Gasthof handelt, der jetzt zum Klostergelände gehört. Dieser Gasthof hatte früher eine Terrasse mit Blick auf die Wilde Weißeritz, wo man herrlich sitzen konnte ....

 

Ein Kommentar auf der Klosterwebsite: "Das Amitayus Kloster, für alle die tiefer gehen und nach Freiheit streben. Das ist aber nichts für Anfänger, schon gar nicht für Leute die denken, dass alles nur Spaß machen muss!"

 

Mehr zum Kloster HIER.

 

 

Frauenstein, der letzte unserer markanten Ausflugspunkte heute, ist bald erreicht. Hoheitsvoll und ehrwürdig grüßt die Ruine uns von ihrem Burgberg. Ein Besuch im vergangenen Oktober brachte uns fantastische Eindrücke der restaurierten Ruine, mehr dazu HIER.

 

Heute wird es schon dunkel, die Stadt ist erleuchtet. So schön.

 

 

Am Markt steigen wir um und fahren heim. Ein schöner Tag.

 

Aufbruch im Hellen, später heim im Dunkeln ...
Aufbruch im Hellen, später heim im Dunkeln ...