Hervorgeholt: Nixenwiese, Bärlauchduft, Lübecker Marzipan

Bald ist Frühling. Dann haben wir eine besondere Verabredung.

Aber lies selbst, was wir in einem vergangenen Sommer erlebt haben. Wir haben Dir im Juni 2018 schon davon erzählt. Und jetzt ist diese Geschichte wieder aktuell. Wegen des Frühlingsvollmondes und seiner Konsequenzen natürlich. Da man dafür einen besonderen Ort aufsuchen muss, habe ich das hier unter "Schöne Plätze - Lust auf bald (3)" eingefügt und noch ein paar neue Bilder dazu getan, Weißeritztal zwischen Planwiese und Seifersdorfer Grund. Vielleicht bist Du ja neugierig und willst das Geheimnis selbst erkunden. 

Kleiner Tipp: Dieses Geheimnis ist wie die meisten ihrer Art etwas scheu. Es erschliesst sich Dir nicht so gut, wenn in seinem Umfeld viele Leute sind. Geheimnisse brauchen Einsamkeit. Die findest Du hier außerhalb der Wochenenden und Feiertage oder zeitig am Morgen / spät am Abend (Vollmond!) und auch bei "schlechtem" Wetter.

Diese Situation braucht Deine volle Aufmerksamkeit:

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Im Rabenauer Grund, ein Stück unterhalb der Rabenauer Mühle Richtung Freital, liegt diese besondere Wiese. Hier wächst im Sommer jede Menge Bärlauch. Bärlauch schmeckt und riecht würzig, ähnlich dem Knoblauch. Besonders, wenn die Sonne kräftig scheint, entwickeln sich die Düfte.

Was sich hier noch so zugetragen hat, berichtet uns ein Schild in Wiesennähe:

Über die Nixen habe ich dir schon kurz was erzählt, als es um mein Paradies ging. Hier also jetzt mehr:

Diese Nixen, der Sage nach zwei, sind die Töchter eines gutmütigen Wassergeistes, der seit jeher hier im Tal der Roten Weisseritz wohnt. Was mit der Mutternixe passiert ist, wurde nicht überliefert. Hier schweigt der Erzähler hartnäckig. Das hat sicher seinen Grund und macht mich neugierig. Denn auch Wassergeister zaubern sich ihre Töchter nicht einfach aus dem Hut. 

Wir könnten ja mal versuchen, der Sache - auf den Grund zu gehen....

Also, was wissen wir denn ?

1. Es gibt den Nix, er ist gutmütig - ok. Wie er aussieht und was er sonst für Qualitäten hat, wissen wir nicht. Vielleicht ist er ja nicht der Schönste und Schlaueste.

2. Die Töchter: zwei junge Wilde, die die Nächte zum Tanz abhauen, sich im Mondschein auf Wiesen herumtreiben, danach den Tag verschlafen und sich dann nachts erst wieder um ihre Klamotten kümmern. Und eventuell sonst um nicht viel.  Der Sagenerzähler behauptet außerdem, die zwei Nixen hätten ab und zu ein paar Burschen zum Nixentump gelockt. Diese standen aber dann dumm da, da sie den Damen nicht durchs Wasser in den Nixenpalast folgen konnten. Vielleicht ist auch ab und zu einer ins Wasser gefallen und hat sich das Knie verletzt oder die Nase. Das konnte Ärger mit den Dorfbewohnern geben, die dann mit Mistgabeln vorm Nixentump erschienen sind. Also ganz schön schelmisch, die beiden jungen Damen, und nicht die Allerfleißigsten. Auf ihre Eltern hören sie wahrscheinlich auch nicht mehr.

Womit sich der Nix abgefunden hat, nicht aber seine Gemahlin.

3. Dann kam noch das Hochwasser 2002, hat den Palast versaut und den gesamten Eingangsbereich kaputt gemacht. Der Nix musste alles neu gestalten, aber es wurde nicht mehr dasselbe. Und vor allem nicht fertig. Er kam nur langsam voran, da seine handwerklichen Begabungen recht bescheiden waren und er sich jeden Handgriff zehnmal überlegte. Zum Wahnsinnigwerden für Mutter Nixe.

Da hatte Mutter Nixe dann die Faxen dicke. Schließlich waren ihre Töchter erwachsen und offensichtlich sehr selbständig. Ihr Mann war auch kerngesund und von guter Gesamtkonstitution. Also konnte sie sich getrost eine Auszeit gönnen, da ihr hier schon eine Zeit lang alles stark an den Nerven zerrte.

Hier im schönen Weißeritztal:

So packte Frau Nixe kurzerhand ihre Sachen und schwamm flussabwärts. Der Nix dachte sich, sie wird schon wiederkommen und sich besinnen. Auf ihre aufgebrachten Abschiedsworte, er solle doch in Zukunft "seinen Dregg alleene machen", reagierte er nur mit einem gelassenen "Nu, nu". Diese gegurrten Laute sind typisch für den Dialekt im Dresdner Raum. Würde ein Chemnitzer zum Beispiel nie sagen. "Nu, nu" kann alles bedeuten. In diesem Fall beim Nix dasselbe wie  "Ja, ja" bei Brösels Werner. Falls Du das nicht (mehr ) weißt, einfach HIER nochmal die Definition von Meister Röhricht anhören.

Einige Menschen wollen die immer noch schöne Mutternixe in Freital mit einem gutaussehenden Stahlwerker beim Tanzen gesehen haben. Ein wirklich cooler Typ aus einem geschichtsträchtigen Werk, dem BGH in Freital - sie konnte nicht wiederstehen... Aber wer weiß, ob das stimmt, was diese Leute so erzählen. Vielleicht waren das gar keine Sonntagskinder, sondern einfach nur betrunkene Spinner.

Als echte Sonntagskinder kennen wir das Geheimnis: Wir haben sie gefunden, die Mutternixe. Sie lebt nämlich als Meerjungfrau Lille in Lübeck, ist Geschäftsfrau mit eigener Firmenwebsite und gibt Kurse für kleine Schwimmerinnen. Sieh selbst, HIER. Es ist wahr.

Irgendwann, wenn wieder Vollmond ist, werden wir mal zur Nixenwiese gehen, der Maulwurf und ich. Dann beobachten wir die Nixen und gucken, ob die Mutter wieder zurück ist. Weil ihr dann vielleicht schon langweilig geworden ist in Lübeck und das Marzipan zuviel und sie Sehnsucht hatte nach dem Rabenauer Grund. Und ihrem Nix und den beiden Töchtern.

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Der Maulwurf ist eine gut strukturierte Person. Er macht sich für den 28. März 2021 eine Notiz in seinen Kalender. Da ist der nächste Frühlingsvollmond. Und er will doch die Nixen nicht vergessen. Ich notiere mir das auch, damit ich Dir dann hier was vom Ausgang dieser Geschichte erzählen kann. Wollte ich schon eine ganze Weile und habe immer den Vollmond im Rabenauer Grund verpasst....

Lass uns in der Zwischenzeit doch ein Stück Lübecker Marzipantorte essen.