· 

Geheimnisvolle Burg im Wald und Goldschatz

Im Bötchen bei Dippoldiswalde

 

Ein kleines Waldstück zwischen Paulsdorf und Dippoldiswalde trägt den schönen Namen "Bötchen".  Wer den ehemaligen Paulsdorfer Kletterpark kennt, weiß, wo das ist. Der Park lag am Bötchenanfang. Leider gibt es das Kletterareal wegen Waldschäden durch Sturm, Trockenheit und Borkenkäfer nicht mehr.

 

Während ich sonst meist skeptisch Leute, vor allem Männer, betrachte, die von "Blümchen", "Städtchen", "Hündchen" sprechen - so passt der Waldname hier perfekt. Der "Kleine" ist ca. einen Quadratkilometer groß und hat seinen Namen wahrscheinlich vom Borthenberg und der früher hier befindlichen Burg Böthchen (auch Bödichen oder Bodemich genannt). Waldname und Burgenexistenz waren mir bisher unbekannt. Erst als ich vor einigen Tagen dort herumstreifte und den alten Schulweg Richtung Berreuth ging, da fand ich es. Ein Schild mit dem Namen "Bötchen". Schön.

 

Und, kommst Du jetzt mit ins Bötchen? Na, dann...

 

Blick über Paulsdorf hinweg zum Bötchen  (vom "Zubringerweg" zum Paulsdorfer Kirchweg)
Blick über Paulsdorf hinweg zum Bötchen (vom "Zubringerweg" zum Paulsdorfer Kirchweg)

 

Wieder daheim, guckte ich nach, was es mit diesem Bötchen so auf sich hat. Da erfuhr ich, dass es bis 1370 hier wahrscheinlich sogar eine sehr kleine Burg als Vorburg der Dippoldiswalder Burg (heute Schloss) gab. Sicher sind sich die Forscher da nicht. Einerseits gibt es Geokoordinaten für den ( vermutlichen) Standort der einstigen Wehranlage. Andererseits könnte es sein, dass es diese Burg so nie gab und ihre vermutete Existenz das Ergebnis eines Urkundenfehlers ist...

 

Mir gefällt die Idee der sehr kleinen Burg Bötchen. Eine Art Dreizimmer-Wehranlage für eine minimale Spähertruppe auf dem Borthenberg. So wie die Kempe an der Mulde, Du erinnerst Dich an die Kempenjule (Teil1 / Teil2) ?

 

In dieser Zeit gab es noch lange keinen Talsperrensee. Dafür rauschte die Rote Weißeritz durch das Tal zu Füßen des Borthenbergs und erzeugte so manches schlimme Hochwasser. In dem Fall war man hier oben auf Burg Böthchen sicher. Ein Späher konnte in kurzer Zeit von hier aus zur Hauptburg laufen und berichten, falls etwas Verdächtiges beobachtet wurde.

 

 

Auf der Karte sieht man die Koordinaten des vermuteten Standortes als rote Markierung von Burg Böthchen.

 

www.tools.wmflabs.org
www.tools.wmflabs.org

 

Davon wußte ich noch nichts, durchforstete ahnungslos den Wald und genoss einen wunderbar sonnigen Tag. Im Bötchen.

 

 

Da im Bötchen kann man Glück finden, habe ich gemerkt.

 

Außerdem spricht die Sage von einem alten Schatz, der hier verborgen liegen soll. Eine ganze Braupfanne voller Gold! Einst waren einige Männer auf der Suche nach ihm und fingen um Mitternacht an zu graben. Da sie aber das Schweigegebot verletzten, was Hebebedingung für das wertvoll gefüllte Braugerät war, versank das Gold in unerreichbare Tiefen. Tja, einer quatscht halt meistens. Leider.

 

***

 

Nimm Dir mal Zeit und gehe ins Bötchen. Dann findest Du etwas Wertvolleres als Gold. Nämlich eine Fülle an Schönheit der Natur. Es schnattert und quakt, schnarrt und pfeift, klopft, raschelt, summt und brummt. Wächst und rankt und blüht. Es ist ganz gut so, wie es eben ist.

 

***

 

Der Maulwurf findet das auch, obwohl er als Erdarbeiter ein geborener Schatzsucher ist. Und schweigen - können wir beide....

 

Bierbrauer Herttel. Er gehörte zum Mendelschen Bruderhaus in Nürnberg, einer Art Wohnheim für ältere unbescholtene Herren, die sich wie Mönche kleideten. (1430)  / www.bier-lexikon.lauftext.de
Bierbrauer Herttel. Er gehörte zum Mendelschen Bruderhaus in Nürnberg, einer Art Wohnheim für ältere unbescholtene Herren, die sich wie Mönche kleideten. (1430) / www.bier-lexikon.lauftext.de

 

Ganz schön groß, so eine Braupfanne. Da passt viel Gold rein. Der sechseckige Stern hat übrigens hier nichts mit dem Judentum zu tun. Es ist der sogenannte Brauerstern (Zoiglstern), das Zunftzeichen der Bierbrauer. Man vermutet, dass die Brauer sich für dieses alchimistische Hexagramm entschieden, da sie für ihre Braukunst die alten Elemente Feuer, Wasser und Luft bzw. Wasser, Malz und Hopfen benötigten. Mancherorts weist der Stern noch heute auf Brauerei und/oder Bierausschank hin.

 

***

Kulinarische Info:

 

Bei der kleinen "Recherchiererei" nach dem "Bötchen" fand Google auch "Brötchen". Und zwar bei der Stadtbäckerei in Dippoldiswalde, die am Wochenende Backwerk morgens zwischen 07:00 und 10:00 nach Hause liefert. In Dippoldiswalde und die Dörfer der Umgebung. Klingt sehr gut. Online-Bestellung HIER.

 

Auch der "Paulsdorfer Hof" soll erwähnt werden. Denn der liegt direkt vor dem "Bötchen".  Er eröffnete am 30. Mai 2020 nach Coronaschließung und Küchenumbau wieder. Wir freuen uns auf den nächsten Besuch.