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WAS 7

Neuer Gedankenmischmasch: Frivoles, Unglaubliches und Botanisches

Zu unwegsam - Steuerreform nötig ?
Zu unwegsam - Steuerreform nötig ?

 

Heute gibts wieder mal einen Eimer Gedankenmischmasch in der Rubrik WAS, das totale Durcheinander zum Schmunzeln und Nachdenken für zwischendurch. Also dann, pass auf, wir starten:

 

Frivole Geheimnisse:

 

Als Kind besuchte ich ab und zu eine Freundin, die in einem anderen Ort wohnte. Ich durfte dann bei ihr übernachten. Meine Freundin hatte schräg gegenüber eine geheimnisvolle Nachbarin, mit deren Tochter E. wir ebenfalls befreundet waren und ab und zu draußen spielten und Streiche ausheckten. E. war in Ordnung, mutig und keine Petze; wir mochten sie. Anders einige Erwachsene um uns herum. Tuschelnd schauten sie uns oft hinterher, waren wir zu dritt unterwegs. E. hatte noch eine ältere Schwester und eine Mutter. Ein Mann war nicht im Haus.

 

Mehr wussten wir über E.s Familienverhältnisse nicht. Auch über ihren Vater sprachen wir nie. Es gab ihn einfach nicht. Die Mutter war da, sie kümmerte sich gut, war liebevoll und lustig, das Leben war in Ordnung. Einmal schnappte ich einen Satzfetzen der geheimniskrämerisch Tratschenden auf. "Auf dem Nachtisch von der liegt doch auch früh manchmal Geld...." so hörte ich. Mit "der" war E.s Mutter gemeint. Ich verzog mich, als ob ich nichts gehört hätte und machte mir so meine Gedanken. Instinktiv war mir klar, das damit nichts Gutes gemeint sein konnte.

 

Was bedeutete das alles nun wieder ? Wieso war es so geheimnisvoll und scheinbar schlimm, wenn irgendwo Geld auf Nachtischen lag ? Ich konnte das mit meinen heimischen Erfahrungen nicht nachvollziehen, da meine Eltern keine Nachtische hatten und bei uns das Geld gewöhnlich im Portemonnaie oder in der Schreibtischschublade lag. Oder ein wenig auch in einer Sparbüchse.  Schließlich erklärte ich es mir so, das die ollen Klatschbasen wahrscheinlich nicht nur ständig neugierig über andere Leute redeten, sondern auch noch einen Putzzwang hatten und äußerst ordentlich und pingelig waren. Und so als Putzteufel mochte man wahrscheinlich kein herumliegendes Geld auf dem Nachtisch, weil es da einfach nicht hingehörte....basta.

 

***

 

Erst viel später begriff ich, was gemeint war. Es war mir auch dann egal. E. und ihre Familie, auch ihre Mutter hatte ich gern. Die, eine freundliche, hübsche Frau, lebte ihr Leben. Wahrscheinlich waren die Klatschtanten (männlich und weiblich) einfach nur neidisch, weil diese Frau auch in ländlicher Gegend gerne mal Absatzschuhe trug (die sogenannten "Hochhackschen"), einen Lippenstift benutzte und auch ansonsten auf die Meinung ihrer Umwelt pfiff. Gut so, wie es war, fand ich. E.s Mutter machte die Welt schöner, bunter, interessanter. 

 

Ob mit oder ohne Geld auf dem Nachtisch.


 

Unglaubliche Begegnung:

 

Eines Tages gehe ich durch eine kleine Straße unserer inneren Altstadt. Es ist Sommer. Das Pflaster ist warm. Ich schaue auf die Gehwegplatten, die in der Sonne glitzern. Da läuft plötzlich ganz gemächlich von rechts jemand in meine "Laufbahn". Es ist - eine Schildkröte. Sie hat ein großes Hoftor "unterwandert" und biegt jetzt zielstrebig auf den Fußweg ab. Ungläubig gucke ich. Wo sie wohl hin will ? Weil sie es mir ja nicht sagen kann und ich finde, dass eine bucklige Stadtstraße mit Autoverkehr zu gefährlich für so eine gepanzerte kleine Person ist, schnappe ich mir vorsichtig das Tier.

 

Die Schildkröte rudert mit den Beinen in der Luft und zieht den Kopf ein Stück ein. Aber nicht ganz. Von totalem Rückzug und Angst spüre ich nichts. Im Gegenteil. Sie beäugt die Welt und mich aufmerksam. Wie mir scheint, auch etwas vorwurfsvoll. Aber hätte ich sie laufen gelassen, wäre sie früher oder später überfahren worden oder anderweitig verletzt oder gar verhungert. Mal abgesehn vom Winter. Also biege ich nun in das Kröten-Gartentor ein und finde schließlich den Krötenbesitzer. Der ist froh, seine Gute wiederzuhaben. Die war aus einem extra für sie gebauten Wiesenfreigehege geflüchtet und hatte den Hof und schließlich ein Stück Straße erkundet. Nun war sie also wieder zu Hause.

 

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Nie wieder bin ich seitdem einer frei laufenden Schildkröte begegnet. Immer, wenn ich an diesem Tor vorbei gehe, denke ich heute noch an meine wehrhafte Zufallsbekanntschaft von damals.


 

Baum des Jahres:

 

Die Robinie, einer meiner Lieblingsbäume, ist Baum des Jahres 2020. Ich erfuhr es bei einem Besuch im Tharandter Forstbotanischen Garten vor einigen Tagen.

 

Dieser Baum wird jährlich von einem seit 1989 bestehenden deutschen Kuratorium ausgewählt. Schirmherrin des Projektes "Baum des Jahres" ist die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia KLöckner. Die Idee zu diesem Unterfangen kam von Herrn Dr. Silvius Wodarg (1930 - 2018), einem Forstdirektor aus Bad Segeberg, der im Umweltschutz sehr aktiv war und sich besonders für Bäume einsetzte.

 

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Schon als Kind gefiel mir die Robinie sehr. Mitten in meiner alten Heimatstadt Leipzig wuchsen diese Bäume an manchen Orten und waren mir da schon aufgefallen. Zum Beispiel am Täubchenweg, wo der an der Riebeckstraße zu Ende ist und in die Zweinaundorfer Straße übergeht. Robinien  haben diese besonderen gefiederten Blätter, das zerklüftete borkige Holz und die schönen, duftenden weißen Blütenrispen. Manche sagen, diese Blüten stinken, aber ich mag diesen süßen Geruch sehr. Immer, wenn ich heute Robinienblütenduft rieche, erinnert mich das an meine Kinderzeit.

 

Auch der Name des Baumes ist schön: Ro-bi-ni-e. Klingt wie ein Mädchen. Schön und eigensinnig, für mich jedenfalls.

Die Robinie blüht. (www.pixabay.com / Valter Cirillo)
Die Robinie blüht. (www.pixabay.com / Valter Cirillo)

 

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Der Maulwurf guckt sich die Robinienblüte an. Dann erinnert er mich daran, dass hier noch jemand in 2020 besonders gewürdigt werden muss. Nämlich er! Und das stimmt. Ist doch aktuell der Maulwurf "Tier des Jahres".

 

Darüber haben wir schon im vergangenen November berichtet, und zwar HIER.