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Das geht!

Juden und Menschen mit Migrationshintergrund in der AfD

Achille Demagbo, Afrikaner und Deutscher - Bundestagsfraktionsmitglied der AfD ! / www.tag24.de
Achille Demagbo, Afrikaner und Deutscher - Bundestagsfraktionsmitglied der AfD ! / www.tag24.de

Die AfD hat viele Seiten, über die nicht groß berichtet wird. Weil sie nicht ins Bild passen, wenn man diese Partei als Vereinigung Rechtsextremer darstellen will. Und deren Wähler verallgemeinernd als Nazis, Ausländerhasser und Faschisten diskriminiert.

 

Zu diesen weniger bekannten Fakten gehört, dass sich auch Menschen mit Migrationshintergrund in dieser Partei engagieren. 

 

Tatsache ist, das selbst im Bundestag in der AfD-Fraktion mit 7,5 % mehr Abgeordnete mit Migrationshintergrund arbeiten als in der CDU-Fraktion mit 2,9 %, Quelle s. HIER. Einer von ihnen ist Herr Demagbo, oben auf dem Bild zu sehen, ein Schwarzafrikaner aus dem Benin, seit 21 Jahren in Deutschland lebend.

 

Auch Juden gibt es in der AfD, ebenfalls weniger bekannt. Diese jüdischen Bürger haben eine Vereinigung gegründet. Deren Vorsitzende ist Frau Dr. Kosova.

 

Hier gibts ein Interview mit ihr. Klicke auf den blauen Link:

 

Sieht so aus, als ob die meist angewandte Schwarz-Weiß-Malerei öffentlich-rechtlicher Medien oder von einem auch selbst vorgenommen nicht funktioniert. Ausländer, Juden, Homosexuelle in der AfD? Geht das?

 

Auch viele Bürger denken so, das ist mein Eindruck.

 

Die Mehrheit weiß dazu wenig. Fragt man jemanden, was er zur AfD denkt: "Die sind doch gegen Ausländer. Das sind Nazis." Schon, dass diese Partei erst vor einigen Jahren als währungskritische Anti-Euro-Partei gegründet wurde, wird heute oft nicht mehr realisiert. Das AfD-Parteiprogramm haben sich die Leute meist nicht angeguckt, die so pauschal urteilen. Man hat irgendwie ein ungutes Bauchgefühl, denkt an den oft zitierten "Vogelschiss" von Herrn Gauland oder das "Mahnmal der Schande" des Herrn Höcke. Dazu soviel: eine Einordnung so einer Äußerung in einen gesamten Kontext hilft oft zu verstehen, was der Redner damit sagen wollte (siehe Interview mit Herrn Höcke HIER). 

 

Und Herr Gauland sagte damals wörtlich (Rede vom 02.06.2018 vor der AfD-Jugend):

 

"Wir haben eine ruhmreiche Geschichte, die länger dauerte als 12 Jahre. Und nur wenn wir uns zu dieser Geschichte bekennen, haben wir die Kraft, die Zukunft zu gestalten.

Ja, wir bekennen uns zu unserer Verantwortung für die 12 Jahre. Aber, liebe Freunde, Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in unserer über 1000-jährigen Geschichte. Und die großen Gestalten der Vergangenheit von Karl dem Großen über Karl V. bis zu Bismarck sind der Maßstab, an dem wir unser Handeln ausrichten müssen. Gerade weil wir die Verantwortung für die 12 Jahre übernommen haben, haben wir jedes Recht den Stauferkaiser Friedrich II., der in Palermo ruht, zu bewundern. Der Bamberger Reiter gehört zu uns wie die Stifterfiguren des Naumburger Doms."

Da hört es sich doch ganz anders an. Das lohnt sich, diesem Ex-CDU-Mann, Juristen und Publizisten mal zuzuhören, vielleicht sein Buch zu lesen ("Anleitung zum Konservativsein"). Alexander Gauland wurde kürzlich von einem großen US-Polit-Magazin zu einem der weltweit wichtigsten heute lebenden Denker erklärt. In Deutschland kennen ihn dagegen viele Menschen nur als "den alten weißen Mann (Nazi) mit der Dackelkrawatte". Das finde ich traurig und peinlich. Aber leider auch bezeichnend.

 

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Sicher gibt es in dieser Partei Probleme mit extremistischen Anhängern und Mitgliedern - wie übrigens in andern Parteien auch. SPD und Linke haben "ihre" Antifa" und andere gewaltbereite Linksradikale. Zu Silvester in Leipzig war zu sehen, was da für Gewalt auf der Straße herrschte, Menschen wurden verletzt. Auch bei den Grünen gibt es radikale Kräfte (Ende Gelände!). Und die AfD hat rechtsradikale und gewaltbereite Befürworter in der Hooliganszene und anderswo. Stimmt. Nur heißen die Extremisten auf der einen Seite Aktivisten und auf der anderen Seite Nazis.

 

Die frischgebackene sächsische Justiz-Ministerin Katja Meier von den Grünen hat gerade selbst mit einer ähnlichen Altlast zu kämpfen. Sie spielte in ihrer Jugend in einer Band mit, die menschenverachtende radikale Texte sang ("Advent, Advent - ein Bulle brennt."). Auch gibt es Vorwürfe, dass Frau Meier noch im Frühjahr 2019 an linksextremen Demos teilgenommen hat ?! Das Lied wurde jetzt anlässlich der Linkenkrawalle in Leipzig zu Silvester in den sozialen Netzwerken verbreitet.

 

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Mit all dem muss man sich auseinandersetzen - aber nicht immer nur auf einer Partei herumhacken. Das Glashaus, in dem wir hier alle sitzen, ist gewaltig und hat viele geräumige Abteilungen. Schmeißen wir mit Steinen, ist alles kaputt. Geht jeder nach Hause, macht keiner mehr was. Keine gute Alternative. Also muss man sich damit beschäftigen, Wege suchen.

 

Deshalb gibt es z. B. auch eine Unvereinbarkeitsliste der AfD. Darauf stehen Organisationen, die von der AfD aufgrund ihrer politischen Ausrichtung abgelehnt und deren Mitglieder nicht in die Partei aufgenommen werden dürfen. Zu diesen Organisationen zählen islamistische, links- und rechtsextremistische Vereinigungen. Al Quaida und die Antifa genauso wie die Wehrsportgruppe Hoffmann.

 

Parteiausschlüsse hat es auch schon gegeben, z. B. von Frau Doris Sayn-Wittgenstein, der im August 2019 letztinstanzlich Nähe zu rechtsextremistischen Vereinigungen (Gedächtnisstätte e.V.) nachgewiesen wurde. Die Konsequenzen wurden gezogen. Die Frau, die immerhin Landessprecherin der AfD Schleswig-Holstein gewesen war, wurde aus der Partei ausgeschlossen. 

 

Die CDU als größte Regierungspartei hat so eine Vereinbarkeitsliste nicht. Auch sie musste sich schon mit Vorwürfen zu ehemaliger NPD-Zugehörigkeit oder sonstiger Nähe ihrer Mitglieder zur rechtsradikalen Szene befassen.

 

Kleiner Rückblick: Prominente ehemalige NSDAP-Mitglieder, die sich nach 1945 in verschiedenen Parteien engagierten und das Land jahrzehntelang mit prägten sind unter anderem: Heinrich Lübke (CDU), Walther Scheel (SPD) und Hans-Dietrich Genscher (FDP).  Auch die Diskussion über die Linke als Nachfolgepartei der DDR-SED, als sogenannte Mauerschützenpartei, gehört hier mit dazu.  Wie gesagt, Glashaus lässt grüßen. Wir sind eigentlich alle drin jetzt.

 

Es ist eben nicht so einfach. 

 

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In der AfD engagieren sich verschiedenste Leute, die für konservative Werte in Deutschland stehen: Für eine maßvolle Energie-, Verkehrs-, Umwelt- und Wirtschaftspolitik, für eine Zusammenarbeit souveräner Nationalstaaten in der EU, für eine ausgewogene Sozial- und Migrationspolitik, die den inneren Frieden des Landes nicht gefährdet, gegen Antisemitismus und Islamisierung. Denn nicht nur vielen "Biodeutschen" missfällt die aktuelle Politik. Auch viele früher Eingewanderte oder deren Nachkommen wissen ihr jetziges Heimatland zu schätzen, zu schützen und akzeptieren hiesige gesellschaftliche Regeln. Manche tun das, indem sie in die AfD eintreten, andere wählen sie. 

 

Meinen besonderen Respekt haben AFD-Mitglieder und Wähler, die Juden sind oder ausländische Wurzeln haben. Die zu ihren Werten stehen und sich dafür engagieren. Dabei werden sie  noch um einiges mehr angegriffen als der "normale Deutsche", der sich offen für diese Partei ausspricht oder darin mitarbeitet.

 

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Doch darüber berichtet kein Journalist im Fernsehen, schade eigentlich. Dafür sehen wir monatelang die Parade der Doppelspitzenbildung bei der SPD auf dem Weg zu einstelligen Wahlergebnissen oder hören ein Lied beim WDR, in dem Omas als Umweltsäue bezeichnet werden. Ich weiß, das ist alles nur Satire. Wahrscheinlich das ganze Leben derer, die das behaupten, auch.

 

Ich würde mir das zum Beispiel in den ARD-Tagesthemen wünschen: kleiner knackiger Bericht über die Personen in den verschiedenen im Bundestag vertretenen Parteien, ihre Ziele und Beweggründe. Ein kurzes Interview mit den dazugehörigen Politikern. Nicht im Wahlkampfmodus. Täglich eine Partei, so 15 min Sendezeit in den abendlichen Tagesthemen und Wiederholung am nächsten Tag im Morgenmagazin. Und zwar ohne Bewertung, erhobenen Zeigefinger, herablassende Kommentierung durch Journalisten.

 

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Warum heißt die AfD in den Medien fast immer "rechtspopulistische Partei" ? Die Linke heißt doch auch nur Die Linke, und nicht "die linksradikale Partei" oder "die Unterstützerin der Antifa-Schläger". Manchmal heißt sie auch Mauerschützen-Partei. Auch nicht ok. Nicht vergessen. Glashaus.

 

(Ich weiß, ich auch.)