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Goethes Kastanien

Das Glück rollt vor die Füße

www.pixabay.com / Hans
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Gerade ist wieder Kastanienzeit.

 

Die reifen Stachelkugeln hängen in den Bäumen und schaukeln im Wind. Irgendwann fallen sie herunter. Die dicke, schützende grüne Stachelschale platzt auf. Heraus kommt eine ganz frische, neue, glänzende, tiefbraune Kastanie. Sie kullert auf dem Asphalt entlang und liegt auf der Wiese, der Straße und den Kieswegen im Park.

 

Ich sammle sie, wo es geht. Manchmal, habe ich es eilig, schnappe ich mir nur eine und behalte sie beim Weiterlaufen in der Hand. Es ist ein schönes Gefühl, die glatte, kühle Oberfläche dieser kleinen Frucht in der Hand zu fühlen. Es heißt, es ist nun wirklich Herbst.

 

Bestimmt rollt auch Dir in diesen Tagen mal eine Kastanie direkt vor die Füße. Dann hebe sie auf und stecke sie in die Tasche. Denn diese Kastanie wird Dir Glück bringen. Du kannst auch eine verschenken, musst aber dazu sagen, dass es eine Glückskastanie ist. 

 

War es nicht erst vor kurzem, als wir uns im Frühling über die blühenden Kastanienkerzen und die frischen Fingerblätter dieser Bäume freuten ? Und unter den herunterschneienden kleinen Blüten entlang gingen und sie uns aus den Haaren zupften ? Später beobachteten wir dann die winzigen Kügelchen, die sich an der Blütenkerze gebildet hatten. 

 

Vielleicht erinnerst Du Dich an die kleine witzige Verwechslung, die meine Freundin mit so einem Minikastanienbild hatte ? Und was ihr das eingebracht hat ? Hier, lies nochmal nach (Kastanienspeise): Kostprobe ?!

 

Und nein, die Gute muss die jetzt nicht essen, die reifen Kastanien. Denn sie sehen sehr schön aus, schmecken uns Menschen aber wirklich nicht. Wir heben sie auf und füttern im Winter die Tiere im Wald.

 

www.pixabay.com / Hans / Victoria Borodinova / Manfred Richter / RitaE / Kapa65
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Johann Wolfgang von Goethe

Aus dem "Westöstlichen Divan / Buch Suleika"

An vollen Büschelzweigen, Geliebte, sieh' nur hin! Laß dir die Früchte zeigen, Umschalet stachlig grün. Sie hängen längst geballet, Still, unbekannt mit sich, Ein Ast der schaukelnd wallet Wiegt sie geduldiglich. Doch immer reift von Innen Und schwillt der braune Kern, Er möchte Luft gewinnen Und säh die Sonne gern. Die Schale platzt und nieder Macht er sich freudig los; So fallen meine Lieder Gehäuft in deinen Schoß.

 

***

 

Der Maulwurf hat das mit den Tieren im Wald gehört. Er schnappt sich eine Kastanie und beißt herzhaft hinein. Zweifelnd verzieht er das Gesicht, siehst Du? Es scheint ihm nicht zu schmecken. Ist also auch nichts für Maulwürfe....