Romantische Erkundungen
Wer nach Liebstadt nahe Pirna kommt, der findet auch Schloss Kuckuckstein. Es wacht am Berg über der Seidewitz und dem Börnersdorfer Bach über die kleine Stadt.
Heute gucken wir uns das Schloss an, soweit es aktuell zugänglich ist und erfahren etwas über seine spannende Geschichte und die aktuelle Nutzung.
Wahrscheinlich wurde auf dem Gneisfelsen über dem Tal der Seidewitz schon um 940 unter Heinrich I. eine Grenzfeste errichtet. Seit mehr als tausend Jahren steht also an dieser Stelle eine Burg, woraus später Schloss Kuckuckstein wurde. Was es mit dem Kuckuck auf sich hat, dazu konnte ich nichts Konkretes herausfinden. Fakt ist, dass er ein früheres Wappentier ist und für Wachsamkeit steht.
Viele Besitzer hatte das Schloss über die Jahrhunderte. Mehrfach wurde es aus- und umgebaut. Lange Zeit war es Eigentum der Familie von Bünau; im Jahr 1774 ersteigerte Hans Carl August von Carlowitz das Anwesen. Er war Freimaurer und ließ im Jahr 1800 eine Freimaurerloge in das Schloss einbauen. Die von Carlowitz führen ein schwarzes Kleeblatt im Wappen, weswegen dieses Symbol für Schloss und Stadt (siehe auch das gleichnamige Gasthaus) eine Bedeutung hat. Familie von Carlowitz war gebildet und vielseitig interessiert. Es entwickelte sich ein kulturelles Leben in ihrem Zuhause. Auch der Dichter Novalis besuchte als Freund derer von Carlowitz den Ort.
Während verschiedener Kriege wurde das Schloss immer wieder zerstört, geplündert und danach repariert und aufgebaut. 1813 zog Napoleon mit seinen Soldaten nach dem verlorenen Russlandfeldzug durch diese Gegend und übernachtete auf Kuckuckstein. 1931 ging Schloss Kuckuckstein in den Besitz des Erfinders der Chlorodont-Zahnpasta über - das war Herr Dr. Ottmar Heinsius von Mayenburg.
Nach dessen Tod nur ein Jahr später verwaltete Generalmajor Eckart von Loeben, Veteran des Ersten Weltkriegs, den Besitz. Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, wurde das in der sowjetischen Besatzungszone liegende Schloss mit seinem Grund und Boden enteignet. Dann befand es sich im staatlichen Besitz. Eckart von Loeben starb im Januar 1947 in Liebstadt. Ob er bis zu seinem Tod auf dem Schloss wohnen durfte, weiß ich nicht. Jedenfalls wurde er im April 1945 noch von seinen vor den Russen flüchtenden Verwandten besucht und dachte offensichtlich gar nicht daran, Schloss Kuckuckstein zu verlassen. Seine Nichte Maria-Beate von Loeben, damals 18 Jahre alt und auf der Flucht vom Lausitzer Rittergut Kuppritz, schrieb später: "Auf dem Kuckuckstein bei Liebstadt besuchen wir Onkel Eckart Loeben; er zeigt seinem Enkel gerade im Rittersaal alte Waffen, als ob nichts passiert sei." (Quelle: "Schicksalsbuch des Sächsisch-Thüringischen Ostadels", S. 234).
Ein Heimatmuseum wurde eingerichtet. Später produzierte der "Zauberpeter" hier seine bekannten Fernsehsendungen.
Nach dem Ende der DDR kam Schloss Kuckuckstein wieder in Privatbesitz. 2018 übernahm die einheimische Familie Höhne das Anwesen. Der gemeinnützige Bürgerverein "Verein Schwarzes Kleeblatt e. V. " gründete sich. Jetzt kümmert er sich um den Erhalt und den Veranstaltungsbetrieb auf Kuckuckstein. Es gibt Konzerte, Schlossführungen, Theateraufführungen und auch ein Café. Momentan ist das Schloss nur sonntags zugänglich und natürlich im Rahmen der Veranstaltungen. Mehr dazu hier:
Wir hatten auch an einem anderen Tag Glück und konnten zumindest einen Teil des beeindruckenden Arreals erkunden. An einem Sonntag im Herbst werden wir wiederkommen und mal ganz hineingehen. Besonders die Sonderschlossführung zum Freimaurertum lockt mich. Nicht nur das Schloss selbst, auch seine Nebengebäude und ehemaligen Gartenbereiche sind sehenswert.
Daniela Bensch hat auch über dieses Schloss ein gutes Video gemacht:
Rege Bautätigkeit, schon bereitstehendes neues Baumaterial, Veranstaltungsplakate und die schöne Café-Terrasse: all das lässt hoffen auf ein vor Verfall und Vergessen gerettetes Schloss Kuckuckstein.
Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Mal hier oben, zum Kuckuck.
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Kleiner Nachtrag zu "Es ist nicht Deine Schuld". Ist Dir der oben fotografierten Liedtext der "Ärzte" aufgefallen und Du hast das Bild nicht angeklickt, dann höre vielleicht jetzt hier diesen wirklich besonderen Song.