· 

Am 04. Mai

Mein Vater

Rhododendronblüte in Tharandt
Rhododendronblüte in Tharandt

 

Heute endlich ging es zu unserem persönlichen Saisonauftakt in den  Forstbotanischen Garten Tharandt. An einem Tag mit immer schöner werdendem Wetter war es eine Freude, diesen mir sehr lieb gewordenen Ort nach seiner Winterpause endlich wieder besuchen zu können.

 

Es ist gut, in der Nähe um sich herum viele so schöne Plätze zu wissen, wo man immer wieder sein kann. Wo vorher schon klar ist, wieviel Gutes so ein Tag bringt. 

 

Blick aus dem Forstgarten auf die Tharandter Bergkirche
Blick aus dem Forstgarten auf die Tharandter Bergkirche

 

Vor zwanzig Jahren starb mein Vater nach schwerer Krankeit in dieser Zeit, Anfang Mai. Sehr oft erinnere ich mich an ihn, an meine Kindheit und Jugend daheim. An seine lustigen Einfälle, mit denen er mich und später meinen Sohn manchmal überraschte. An unsere gemeinsamen Urlaube, großartige und gute Gespräche, seine Liebe zum Theater, zur Literatur, zur Musik, seine Neugier beim Reisen, seine Abenteuerlust. An so manchen Streit, seine Sorge um mich.

 

Höre ich die Songs von Manfred Krug aus den 1970er Jahren, dann höre ich immer auch die Stimme meines Vaters, der sie zur Schallplatte in unserem Wohnzimmer laut mitsang und dazu gestikulierend über den Teppich tanzte. Einmal, ich war längst erwachsen, lud er mich in die Semperoper nach Dresden ein. Zu einem Konzert von Manfred Krug.

 

Mein Vater war ein lebensfroher Mensch. Er konnte sich so freuen, so begeistern, hatte immer wieder neue Ideen. Probierte aus, verwarf, versuchte es anders. Es gab keinen Stillstand, niemals mangelte es ihm an Einfällen, an Gestaltungswillen, beruflich und privat - wirklich nie.

 

Ein kleines Detail: mit großem Engagement räumte er immer mal wieder spontan die Wohnung um, weil ihm eingefallen war, was man doch jetzt sofort besser machen könnte. Die anderen ahnungslosen Familienmitglieder stießen dann im Dunkeln unvorbereitet gegen Möbelstücke, die bis eben noch ganz woanders standen. Diese Eigenschaft habe ich von ihm geerbt, diesen ewigen Antrieb zur Räumerei.

 

Ich hoffe: nicht nur das.

 

 

Und an diesem besonderen Tag noch ein Lied. Für meinen Vater.