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Traumtag auf Schloss Eggenberg

Am Fuß des Berges Plabutsch

Schloss Eggenberg in Graz
Schloss Eggenberg in Graz

 

Heute waren wir zu Besuch auf Schloss Eggenberg in der Steiermark. Ein wunderschönes Anwesen: das Schloss ein Schmuckstück; der Park ein grünbuntes, duftendes Refugium; von den Rufen der schillernden Pfaue und dem Gesang der kleineren Vögel durchklungen.

 

Vielleicht begleitest Du uns ein Stück?

 

Obstwiese mit alten Sorten
Obstwiese mit alten Sorten

 

Zuerst erkunden wir den weitläufigen Park, treffen auf Pfaue und Maulwufshügel. Pfingstrosen, Flieder und sogar erste Rosen blühen, Insekten summen. Das Grün der Platanen, Buchen, Linden leuchtet frisch in der Sonne. Die alten Blutbuchen tragen neue rote Blätter. Riesige Kiefern stehen auf weiten Wiesen. Der große englische Park, der barocke Planetengarten und dann das Schloss!

 

Besonders auch eine Obstwiese mit alten Sorten. Deren Namen klingen schon verheißungsvoll und sagenhaft: Steirischer Maschanzker, Aldersleber Kalvill, Roter Eiserapfel, Königlicher Kurzstiel, Ananasrenette - das sind einige der Äpfel. Die Birnen heißen zum Beispiel Gute Graue, Großer Katzenkopf, Grüne Sommermagdalene oder Forellenbirne. Herrlich. Seit hunderten von Jahren gibt es die, manche sogar seit der Antike.

 

 

Dann betreten wir das Schloss. Ein sonniger, rechteckiger Innenhof. An der dem Eingang gegenüberliegenden Seite das "alte Schloss" mit seinem kräftigen Turm, dazu später mehr.

 

Durch die Prunkgemächer der zweiten Etage gibt es eine Führung. Allein darf man hier oben nicht hinein. Eine junge Frau namens Viktoria zeigt unserer Besuchergruppe beginnend im Planetensaal die fantastischen Räume. Alle hören gespannt zu, weil Viktoria sehr anschaulich und interessant von der Geschichte Schloss Eggenbergs und seiner Bewohner erzählt.

 

Leider darf in den Prunkräumen nicht fotografiert werden, deshalb hier ein "fremdes" Bild vom Planetensaal:

 

Von Allie_Caulfield from Germany - 2016-08-12 08-15 Graz 198 Schloss Eggenberg, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68645882
Von Allie_Caulfield from Germany - 2016-08-12 08-15 Graz 198 Schloss Eggenberg, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68645882

 

Mitte des 15. Jahrhunderts kaufte Balthasar Eggenberger, ein aus einer Weinhändlerdynastie und zum kaiserlichen Münzmeister aufgestiegener Mann, Land und Haus - den Orthof - am Fuß des Berges  mit dem schönen Namen Plabutsch nahe der Stadt Graz.

 

Das herrschaftliche Wohnhaus wurde nach seiner Besitzerfamilie benannt und hieß jetzt Eggenberg. Es wurde erweitert und besaß schon einen Turm. Ein Teil dieses ursprünglichen Anwesens blieb bis heute erhalten. Man integrierte alte Bausubstanz bei der Errichtung des neuen Schlosses, die im 17. Jahrhundert stattfand: 1625 begann Fürst Hans Ulrich von Eggenberg mit dem Umbau seines Familienstammsitzes.

 

Die erfolgreiche Familie, nun geadelt und in den Fürstenstand erhoben, besaß politischen Einfluss, war reich und mächtig. Hans Ulrich arbeitete für den Habsburger Kaiser Ferdinand II, war sein Vertrauter und Freund. Als Statthalter, Obersthofmeister, Direktor des geheimen Rats und Hofkammerpräsident war er einer der einflussreichsten und reichsten Männer seiner Zeit.

 

Den damit verbundenen repräsentativen Anforderungen und sicher auch dem Verlangen nach Luxus und Wohnkomfort derer von Eggenbergs genügte das vorhandene  Schloss nicht mehr. Ein italienischer Baumeister namens Giovanni Pietro de Pomis wurde beauftragt. Es entstand ein bemerkenswertes barockes Kunstwerk, dessen ausgeklügelte Grundlage nichts weniger als Sinnbild von Universum und Zeit war. So hat das Bauwerk zum Beispiel dreihundertfünfundsechzig Außenfester als Abbild der Anzahl der Tage eines Jahres, vier Türme stehen für die Jahreszeiten. Der Schlossinnenhof wirkt südlich, man fühlt sich nach Spanien oder Italien versetzt...

 

In einer Zeit des nicht enden wollenden Krieges (der Dreißigjährige), der Verwirrung, des Elends und der Zerstörung, suchten die Erbauer mit ihrem philosophisch-mathematischen Konzept wohl Frieden und einen dauerhaften Ort der Ruhe und der universellen Ordnung zu schaffen. Etwas Klares, Fundiertes, Gutes. Etwas, das bleibt.

 

1666 war das Schloss fertig; 1685 vollendete der Maler Hans Adam Weissenkircher dann auch noch die Ausmalung des Planetensaals, des prunkvollsten Raumes in diesem herrschaftlichen Haus.

 

 

Im 18. Jahrhundert - die Familie von Eggenberg hatte an Einfluss verloren und benötigte die weitläufigen Prunkräumlichkeiten nicht mehr - gestaltete man die Innenräume samt Wänden und Mobiliar neu, nun im Stil des verspielten Rokoko. Nur die Deckengemälde ließ man unverändert, was eine interessante Mischung ergibt. Das Schlosstheater wurde zur Kapelle umgebaut und auch den riesigen Garten veränderte man grundlegend.

 

Die letzte fürstliche Frau Maria Eleonore von Eggenberg starb hier hochbetagt und kinderlos im Jahr 1774. Sie war dreimal verheiratet und konnte kein Kind bekommen oder es überlebte keines. Damit gab es keinen Erben. Die Familie ihres dritten Ehemannes, die von Herbersteins, erbte deshalb Schloss Eggenberg und behielt es bis 1939 im Familienbesitz.

 

Hans Ulrich von Eggenberg (1568 - 1634) / Gemälde von G. P. de Pomis
Hans Ulrich von Eggenberg (1568 - 1634) / Gemälde von G. P. de Pomis

 

Im Erdgeschoss des Schlosses befanden sich die Wirtschaftsräume. In der ersten Etage wohnte man, das zweite Geschoss diente zuerst der Repräsentation und später ebenfalls zu Wohnzwecken.

 

Die Hauptwohnetage modernisierte man im 19. Jahrhundert letztmalig. Die Prunketage wurde verschlossen und blieb für hundertfünfzig Jahre ungenutzt und unbehelligt im Dornröschenschlaf. Park und Gärten verwilderten langsam. Später gab es eine Reitbahn und andere sportliche Stätten hier.

 

 

Seit 1939 gehört der mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Besitz dem Land Steiermark und ist nach umfassender Sanierung seit 1957 für Besucher geöffnet: Park, Prunkräume und verschiedene Museen.

 

Heute auch für uns - was für ein schöner Tag.