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"Wenn die Waffen sprechen, darf die Diplomatie nicht schweigen." (Teil 1)

Asche auf unseren Lippen

Pablo Picasso, Taube mit Olivenzweig, 28. Dezember 1961, Courtesy Saint-Denis, Musée d'art et d'histoire und Irène Andréani © Succession Picasso/Bildrecht, Wien 2010.
Pablo Picasso, Taube mit Olivenzweig, 28. Dezember 1961, Courtesy Saint-Denis, Musée d'art et d'histoire und Irène Andréani © Succession Picasso/Bildrecht, Wien 2010.

 

Ich bin kein Pazifist und glaube nicht an die dauerhafte Friedlichkeit meiner Umwelt.

 

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Immer werden Interessen verfolgt, Ziele durchgesetzt, oft eigene Bedürfnisse rücksichtslos ausgelebt. Immer und überall gibt es "den Stärkeren", der sich gewaltsam durchzusetzen versucht.

 

Dafür brechen Einzelpersonen, Menschengruppen und auch Staaten permanent Regeln und Gesetze, treten die Rechte anderer mit Füßen, sind gewalttätig, vertragsbrüchig und kriminell. Dagegen muss man sich wehren können: als Einzelner, als Gruppe, als Staat. Das heißt, man muss verteidigungsbereit sein.

 

Doch das schließt nicht aus, mit dem Gegner auf friedlichem Weg Lösungen zu finden. Es hat immer was damit zu tun, wer hier warum miteinander im Streit liegt, wie die Kräfteverhältnisse sind. 

 

Wenn ich den anderen nicht besiegen kann, muss ich mich trotzdem ihm gegenüber irgendwie verhalten: als Einzelperson, als Gruppe und auch als Land. Das ist nicht schön, aber unausweichlich. Die einzige Alternative dazu wäre doch ein endloser Konflikt, wo beide Seiten einander verfolgen, verletzen, töten, zerstören - ohne letztlich siegen zu können.

 

Wären zu Zeiten des Kalten Krieges, als es noch den Westen und den Ostblock gab, Politiker ähnlich unterwegs gewesen wie heute in Europa, dann hätten wir wahrscheinlich nach 1945 nicht den jahrzehntelangen Frieden hier erleben dürfen. Man denke an die Kubakrise 1962, als sich die USA und die Sowjetunion feindlich gegenüberstanden. Wären damals Kräfte wie Frau Strack-Zimmermann (FDP), Frau Baerbock (Die Grünen)  oder Herr Kiesewetter (CDU) in entscheidenden Positionen gewesen, hätte man wahrscheinlich immer weitere Eskalationsstufen erklommen und es wäre möglicherweise in letzter Konsequenz zum erneuten Weltkrieg gekommen - weil man nicht in der Lage zur Diplomatie gewesen ist.

 

Dass eine hochrangige deutsche Politikerin aus der FDP (man erinnere sich: FREIE DEMOKRATEN), eine Dame fortgeschrittenen Alters, ein albernes Kriegshetzer-Shirt trägt und damit auch noch vor Kameras tritt, ist bestimmt keine diplomatisch geschickte Finesse - sondern das Gegenteil.

 

 

 

Mein Eindruck ist zur Zeit, das Diplomatie mit Freundschaft verwechselt wird. D. h., es wird nur mit demjenigen gesprochen, den man sowieso eher positiv sieht. Doch gerade das Gegenteil ist doch der Fall, oder? Man muss immer auch mit denen sprechen, mit denen man keinesfalls einverstanden ist, die einen anekeln, vor denen man sich vielleicht fürchtet, die man am liebsten vom Erdball wegzaubern würde.

 

 

Matthias Bertzsch schrieb über die Kubakrise bei DLF:

 

Zitat:

 

>> Obwohl Hardliner auf beiden Seiten forderten, Krieg zu führen – notfalls auch unter Einsatz atomarer Waffen – versuchten die Staatschefs, die militärische Eskalation zu verhindern, so Andreas Etges: "Kennedy und Chruschtschow haben sich fast täglich Briefe und Telegramme geschrieben, manche vertraulich, manche öffentlich. Sie kritisieren sich, sie nennen den anderen den eigentlichen Aggressor, aber sie fangen auch an miteinander zu ringen und an die Rationalität der anderen Seite zu appellieren, zu sagen, du willst doch auch keinen Krieg, und wie kommen wir da beide wieder raus, und es ist völlig klar, keiner von beiden will einen Krieg.“ Keinen Nuklearkrieg zumindest. Die Früchte eines Sieges wären „Asche auf unseren Lippen“, hatte Kennedy in seiner Fernsehansprache gesagt, und als Fidel Castro von Chruschtschow forderte, im Falle eines US-Angriffs auf Kuba mit einem atomaren Erstschlag zu reagieren, wies dieser den Vorschlag strikt zurück. << 

 

( Zitatende, Quelle: DLF / 22.10.2022)

 

Der komplette Beitrag des Deutschlandfunks zum Anhören findet sich hier:

 

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22101962_john_f_kennedy_verhaengt_eine_s
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Damals war es unendlich schwer, denn schließlich standen sich mit der UdSSR und den USA zwei Weltmächte gegenüber, die jeder ein grundsätzlich anderes System vertraten. Eines, das den anderen zum Feind machte, den es zu vernichten galt. Eigentlich. Doch weil trotz und wegen der atomaren Bewaffnung das keiner konnte, ohne dabei selbst draufzugehen, pflegte man diplomatische Beziehungen, sprach auf verschiedenen Ebenen offiziell und geheim miteinander. Nur so gelang die Friedenssicherung.

 

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Fazit: Ohne die hochgradige Bewaffnung auf beiden Seiten wäre es nicht gegangen, denn dann hätte der Stärkere den Schwächeren sofort plattgemacht. Und ohne Diplomatie ging es auch nicht, denn nur mit Gesprächen konnte man dann aus der gegenseitigen Drohposition herauskommen - um gemeinsam weiterzuleben. Nicht mit Begeisterung, aber friedlich und auf Augenhöhe.