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Rittergut Rottewitz

In Ratibors Dorf bei Meißen

Rittergut Rottewitz heute / März 2024
Rittergut Rottewitz heute / März 2024

 

Schon vor ungefähr tausend Jahren gab es oberhalb des Knorre-Grundes an der Elbe nahe Meißen eine slawische Siedlung. Gegründet wurde sie von einem Mann namens Ratibor und seinen Leuten. Das sorbische Runddorf verdankt seinen Namen diesem Ratibor, dessen eigener Name wahrscheinlich etwas mit dem Kampf gegen die Unbillen der Natur zu tun hat.

 

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Aus dem erstmals 1074 erwähnten "Rothiboresdorf" wurde unter anderem über "Rodboritz" und "Rottemitz" schließlich das heutige Rottewitz. Es liegt inmitten von Weinbergen, stillgelegten Steinbrüchen (Meißner Granit) und Feldern an bzw. über der Elbe. Zu der kleinen Ansiedlung gehören heute auch ein paar Häuser am Heuberg und an der Elbtalstraße.

 

Rittergut Rottewitz, 2024
Rittergut Rottewitz, 2024

 

Ein paar Jahrhunderte nach der Dorfgründung, nämlich 1487, gibt es die erste schriftliche Nennung eines Vorwerks, das später zum Rittergut wurde. 1852 stellte man nach einem Umbau das Herrenhaus fertig, so, wie wir es heute noch sehen.

 

Rittergut Rottewitz / erste Hälfte 20. Jahrhundert (Bildquelle: Pension Rittergut Rottewitz)
Rittergut Rottewitz / erste Hälfte 20. Jahrhundert (Bildquelle: Pension Rittergut Rottewitz)

 

Scheune, Stallungen und Wohnungen für das Personal bildeten mit dem Haupthaus zusammen den Kern des Gutes. Wem es einst vor 1945 gehörte, was zu DDR-Zeiten damit geschah - darüber konnte ich bisher noch fast nichts herausfinden.

 

 

Adressbuch Meißen 1905 (https://digital.slub-dresden.de/werkansicht?id=5363&tx_dlf%5Bid%5D=86726&tx_dlf%5Bpage%5D=1)
Adressbuch Meißen 1905 (https://digital.slub-dresden.de/werkansicht?id=5363&tx_dlf%5Bid%5D=86726&tx_dlf%5Bpage%5D=1)

 

In den Jahren 1844 - 1852 gab es Streitigkeiten zwischen dem Gutsbesitzer Christian Gottlieb Claus aus Rottewitz gegen den dortigen Gutsbesitzer Carl August Krause wegen der Nutzung eines Fußwegs über den Weinberg des Beklagten, dazu kann man heute noch Akten in den Archiven finden. War einer der beiden Herren der Rittergutsbesitzer von Rottewitz, der Erbauer des neuen Herrenhauses? Gut möglich.

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Eine weitere spärliche Information findet sich im Adressbuch von Meißen und Umland aus dem Jahr 1905. Unter der Adresse Rottewitz Nr. 5 ist ein Wirtschaftsbesitzer und Gemeindevorstand namens Ernst Gelbrich eingetragen. Ob die damalige Adresse Nr. 5 mit der heutigen Rottewitzer Straße 5 übereinstimmt? Gab es Anfang des 20. Jahrhunderts einen Gasthof im Herrenhaus? Rottewitzer Gutsbesitzer der damaligen Zeit sind Karl Theodor Fehrmann, Franz Otto Gasch, Curt Herrmann und Martha Moritz - doch ein Bezug dieser Personen zum Rittergut ist nicht ersichtlich.

 

Adressbuch 1905 / Meißen und Umgebung (https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/86726/85)
Adressbuch 1905 / Meißen und Umgebung (https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/86726/85)

 

Dreißig Jahre später: Im Reichstelefonbuch von 1935 findet man die Gutsbesitzer Herrn/Frau/Familie Sachse eingetragen unter Rottewitz 5. Unter der Rufnummer 2726 konnte  angerufen werden.

 

Telefoneintrag für Rottewitz 5, 1935 / (https://www.digi-hub.de/viewer/fullscreen/1527681707019/1389/)
Telefoneintrag für Rottewitz 5, 1935 / (https://www.digi-hub.de/viewer/fullscreen/1527681707019/1389/)

 

Auch hier gibt es keine weiterführenden Informationen. Gehörte das Anwesen dieser Familie Sachse auch noch 1945? Wurden sie vertrieben, enteignet - wie so viele andere Gutsbesitzer Ostdeutschlands in dieser Zeit?

 

Fakt ist, dass Anfang Mai 1945 die Russen im knapp drei Kilometer entfernten Meißen einmarschierten und die Stadt am 07. und 08. Mai plünderten.  Zu diesem Zeitpunkt hatte bereits eine große Anzahl von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten hier Zuflucht gesucht - vor allem Frauen und Kinder. Welche Grausamkeiten der Einzug der Russen für sie bedeutete, mag man sich nicht vorstellen. Auch aus dem benachbarten Dresden, was nach dem 13. Februar 1945 stark zerstört war, flohen die Menschen. Zum Beispiel hierher, nach Meißen und ins Umland - vielleicht auch nach Rottewitz.

 

Meißen im Frühjahr 1945: Flüchtlinge unterwegs
Meißen im Frühjahr 1945: Flüchtlinge unterwegs

 

Ich weiß jemanden, den ich zum Rittergut Rottewitz fragen kann - doch ehe das soweit ist, werden noch ein paar Wochen vergehen. Zu gegebener Zeit hole ich das Thema hier wieder heraus und erzähle Dir, ob es Neuigkeiten gibt.

  

Rittergut Rottewitz 2024, Innenhof
Rittergut Rottewitz 2024, Innenhof

 

Was an Informationen zur Vergangenheit fehlt, das ist dafür umso greifbarer in der Gegenwart. Heute gehört das Rittergut der Familie Nitzschner. Sie hat daraus ein wirkliches Kleinod dieser Gegend gemacht. Saniert und modernisiert wurden die Gebäude; Herrenhaus und Nebengelasse gucken frisch in die Umgebung. Hierbei ist das Herrenhaus im Vorteil, denn mit seinem Turm ist es weithin sichtbar und grüßt den herankommenden Wanderer.

 

Rittergut Rottewitz ist heute eine Pension. Hochwertig ausgestattet, freundlich und unaufdringlich betreut - ich finde, dieses Domizil ist eine wirklich gute Entdeckung. Wer Ruhe, Natur und ein komfortables Unterkommen sucht, der wird hier fündig. Ein schönes Anwesen in herrlicher Lage. Besonders verführerisch: diese Liebe zum Detail. Die Gästezimmer haben Namen nach den Weinsorten, die in der Gegend wachsen. Von der Türklinke über den Badspiegel bis hin zur Tapete sieht man Sorgfalt und Achtung walten. Und die nähere Umgebung hält viele schöne Überraschungen bereit. Da ist die Elbtallandschaft mit ihren Hängen, Laubwäldern und Weinbergen, da kommt man nach Meißen und Diesbar-Seußlitz, zum Schloss Hirschstein und sogar nach Moritzburg. 

 

 

Ganz klar bekommt die Pension Rittergut Rottewitz eine 1A-Täterempfehlung. Hier stimmt einfach alles. Mit dem roten Button findest Du zur Website der Pension, vielleicht fährst Du ja auch mal dahin.