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März

Immer wieder - Frühling!

Monat März / Eliot Hodgkin
Monat März / Eliot Hodgkin

 

Dieser erste Frühlingsmonat macht uns Laune. Er bringt Sonne, die schon wärmt; es zeigen sich die ersten Blumen und Knospen an Bäumen und Sträuchern. Die Vögel merken, dass es wieder losgeht mit dem Leben, singend bereiten sie sich auf einen neuen Jahreszyklus vor. Die anderen Tiere auch. Fische, Frösche und Kröten wandern, auch viele Säugetiere sind in der Paarungszeit. 

 

Die Erde duftet, sobald der Frost verschwindet. Wann sich die Lebewesen zur Paarung bereitfinden, hängt von den Umweltverhältnissen ab. Die Natur hat es so eingerichtet, dass der Nachwuchs bei seiner Geburt optimale Bedingungen vorfindet (Wärme und Licht) und dann Zeit hat heranzuwachsen. Das ist auch die Erklärung dafür, warum bei uns neuzeitlichen Menschen immer Paarungszeit ist, da wir und unsere Kinder aufgrund unserer modernen Lebensumstände nicht mehr so witterungsabhängig sind wie unsere Vorfahren oder die Wildtiere.

 

Dazu ein paar persönliche Gedanken. Niemand von den zu Beginn genannten Lebewesen diskutiert, ob er das nun unbedingt tun muss oder was er dafür bekommt ("Stichwort "unbezahlte Care-Arbeit bei Frauen"). Auch scheint jeder instinktiv zu wissen, was seine Aufgabe ist - das muss nicht immer neu verhandelt werden. Nur die wenigsten (zum Beispiel die hermaproditischen Schnecken) scheinen sich mit der Frage zu beschäftigen, welches Geschlecht sie eigentlich gerade haben. Oder, wenn sie das dann wissen, wie die Arbeitsteilung zwischen männlichem und weiblichem Partner ist. Sie alle tun, was sie seit Urzeiten tun - und es funktioniert in den meisten Fällen. Schon der Sänger Salvatore Adamo sang vor Jahrzehnten über die Bäume, die sich nicht weigern, immer wieder zu blühen. Zum Glück weigern sie sich nicht. Denn ginge es in der Natur zu wie aktuell in Deutschland, dann käme man auch da vor lauter Kreisen um sich selbst nicht zu positiven Ergebnissen.

 

Ich weiß schon, dass Menschen keine herkömmlichen Tiere und auch keine Pflanzen sind. Dinge zu hinterfragen, Entscheidungen zu treffen, Veränderungen selbst herbeizuführen - dass ist uns angeboren und anerzogen. Natürlich machen wir dann nicht alle immerzu dasselbe.

 

Doch sollte man nicht bei bestimmten grundsätzlichen Dingen von der Natur lernen? Darüber nachdenken, warum die Evolution Dinge beibehält, die funktionieren und nur aussortiert, was fehlschlägt oder nicht mehr benötigt wird. Wäre es aus Sicht der Natur sinnvoll, dann gäbe es sicher schon längst mehr als zwei Geschlechter - doch man braucht sie einfach nicht. Auch nicht bei uns Menschen. Wer sich "anders" fühlt, kann so leben, wie er möchte. Doch sollte man ihn nicht in die Mitte der Gesellschaft rücken, zur Normalität erklären und das eigentlich Normale dann verunglimpfen.

 

Warum müssen wir modernen Menschen so oft das zerstören, was schon lange Zeit größtenteils funktioniert, also sich als gut erwiesen hat? Und zwar am besten noch, bevor wir einen ebenfalls funktionstüchtigen Ersatz haben? Sozusagen bestehende Brunnen zuschütten, ehe man neue erschlossen hat. Dieses Wortbild stammt nicht von mir, sondern vom Kernenergetiker Manfred Haferburg. Klar soll es Fortschritt, Korrektur und Neues geben. Dafür weicht Altes, Überholtes.

 

Was sich als sehr brauchbar erwiesen hat, sollte man doch aber beibehalten, solange es nichts gibt, wass wirklich besser ist, oder?

 

Das meine ich jetzt nicht nur auf die Natur bezogen, sondern breiter. Beispiele: die Familie, die heterosexuelle Beziehung, die Energieversorgung, die sich langfristig entwickelt habende Bevölkerungszusammensetzung eines Landes. Wer will, kann auch die Deutsche Bahn noch dazuzählen. Oder unsere Alltagskultur. Oder die Sprache.

 

Nichts ist so beständig wie die Veränderung, das ist wahr. Doch was sich wie verändert, darum geht es und das liegt auch teilweise in unserer Hand.

 

***

 

Doch zurück zum März, der auch dieses Jahr wieder hervorragend funktioniert: 

 

Der März

Erich Kästner

 

Sonne lag krank im Bett.

Sitzt nun am Ofen.

Liest, was gewesen ist.

Liest Katastrophen.

 

Springflut und Havarie,

Sturm und Lawinen, -

gibt es denn niemals Ruh

drunten bei ihnen.

 

Schaut den Kalender an.

Steht drauf: "Es werde!"

Greift nach dem Opernglas.

Blickt auf die Erde.

 

Schnee vom vergangenen Jahr

blieb nicht der gleiche.

Liegt wie ein Bettbezug

klein auf der Bleiche.

 

Winter macht Inventur.

Will sich verändern.

Schrieb auf ein Angebot

aus andern Ländern.

 

Mustert im Fortgehn

noch Weiden und Erlen.

Kätzchen blühn silbergrau.

Schimmern wie Perlen.

 

In Baum und Krume

regt sich's allenthalben.

Radio meldet schon

Störche und Schwalben.

 

Schneeglöckchen ahnen nun,

was sie bedeuten.

Wenn Du die Augen schließt,

hörst Du sie läuten.

  

 

Genau: "Wenn Du die Augen schließt, hörst Du sie läuten."

 

Und hier zum Abschluss noch Salvatore Adamo, von dem ja oben die Rede war. Er hat sich Mitte der 1970er Jahre so seine Gedanken gemacht, auch zu den tapferen Bäumen: