· 

Kraftquellen neu entdecken

Sprache, Tradition und Martin Luther

Die Lutherstube auf der Wartburg, wo Martin Luther 1521 das Neue Testament der Bibel übersetzte. (Bildquelle: www.deutschlandfunk.de/)
Die Lutherstube auf der Wartburg, wo Martin Luther 1521 das Neue Testament der Bibel übersetzte. (Bildquelle: www.deutschlandfunk.de/)

 

Denkt man über Martin Luther (1483 - 1546), sein Leben und seine Zeit nach, trifft man auf Härte überall. Kriege - z. B. der Bauerkrieg 1524/25, Hunger, Seuchen, Armut und Elend. Weit verbreitet Gefahr für Leib und Leben, zum Beispiel dann, wenn man der Obrigkeit nicht gehorchte - ihre Meinung nicht teilte. Doch am Beispiel eines so aufrechten Mannes wie Luther sieht man: es kann auch gut gehen. Wer für seine Überzeugungen einsteht, kann siegen - auch dann, wenn es zuerst kaum wahrscheinlich ist und die Gegner übermächtig erscheinen.

 

Wie Luther einsam und incognito als Junker Jörg auf der Wartburg lebte und intensiv an seiner Bibelübersetzung arbeitete, wie er trotz schwacher Momente, Mutlosigkeit und Angst weiter daran arbeitete, sich aufraffte - das tat, was er tun musste - das beeindruckt mich immer wieder. 

 

Großartig, dass er vielen Menschen den Bibeltext zugänglich und auch verständlich machte. Faszinierend, wie er die passenden Worte und Redewendungen suchte und fand. Deutlich, wie er damit bis heute die deutsche Sprache beeinflusste und weiterentwickelte, ihr ein besseres Fundament gab.

***

Verpflichtend aus diesem Wissen heraus sollte für uns heute die Achtung unserer Sprache und die Verhinderung ihrer Verstümmelung sein. Und die Achtung des Christen- und Judentums, weil es unsere heutige Lebenweise in Mitteleuropa so stark geprägt hat. Viele unserer ganz alltäglichen Lebensgewohnheiten und Ansichten gehen darauf zurück. Die zehn Gebote aus der jüdischen Thora bzw. dem Alten Testament der christlichen Bibel finden sich auch in unserem heutigen Verständnis und in unserem Recht wieder: dass wir einander nicht töten oder verleumnden, nicht bestehlen (sollen) zum Beispiel. 

 

Und auch Nichtchristen können sich vor Augen halten, was Luther dem einzelnen Menschen damals brachte: die Erkenntnis der Möglichkeit, sich mit Gott direkt verständigen zu können; das Wissen, göttliche Gnade nicht "erarbeiten" oder "bezahlen" zu können / zu müssen, sondern diese Gnade selbst immer erlangen zu können.

***

Und jetzt kommt die Dokumentation des MDR aus der Reihe: "Der Osten - entdecke, wo Du lebst" über die Entstehung der Lutherbibel, über Luther und die Wartburg. Schöner kleiner Film, der interessanten Inhalt unterhaltsam erzählt; verfügbar in der ARD-Mediathek bis zum Reformationstag 31.10.2024.

 

Und Lust macht: auf Eisenach, auf die Wartburg, auf die Geschichte der Reformation und die des Reformators Marin Luther, auf das Lesen der Bibeltexte aus Luthers Feder, auf seine gewaltige und oftmals kraftvolle und deftige Sprache.

 

Und Mut macht: eigene Ziele hartnäckig, doch auch reflektiert zu verfolgen. Nicht jeden Mist unhinterfragt mitzumachen, zu wissen: oft hat die Mehrheit eben nicht recht. Und es ist wesentlich, woran man selbst glaubt, sich selbst orientiert oder auch nicht. Jeder Mensch braucht Wurzeln, eine Aufgabe und ein körperliches und geistiges Daheim für ein gelingendes Leben.

 

Sonst kann jederzeit jemand kommen, Dir eine Möhre vors Maul hängen und/oder Dich mit der Peitsche bedrohen - und Du läufst los. Dass man es auch anders machen kann, lehrt uns Martin Luther.

 

 

Auch sehr gut der Spielfilm "Luther" mit Joseph Fiennes als Martin Luther, aus dem Jahr 2003. Den ganzen Film streamen kannst Du zum Beispiel bei Amazon. Doch hier erst mal der Trailer: