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Elbabwärts nach Diesbar-Seußlitz (2)

Ein Schloss am Fuß der Weinberge

Schloss Seußlitz 2024
Schloss Seußlitz 2024

 

Hast Du Lust auf die Fortsetzung unseres Elbausfluges? Gestern waren wir von Meißen aus bis zum Bösen Bruder Diesbar-Seußlitz gekommen; heute geht es weiter. Dabei bleiben wir im Ort, in Diesbar-Seußlitz.

 

Blick auf die an das Schloss angebaute Schlosskirche
Blick auf die an das Schloss angebaute Schlosskirche

 

Hat man den hohen gelben Felsen rechts liegengelassen und umgangen, dann erscheinen irgendwann eine Mauer und eine Auffahrt zum Schloss Seußlitz.

 

Am Ende der steingepflasterten Straße steht prächtig das Barockschloss. Das Wappen derer von Bünau sitzt über dem Eingangsportal - einer der ehemaligen Besitzer ist also schon mal klar. Die Grafen von Bünau waren ein mächtiges, aus dem Naumburgischen stammendes Adelsgeschlecht. Wer in Mitteldeutschland Schlösser, Burgen und sonstige alte herrschaftliche Besitzungen erkundet, der trifft neben den von Schönbergs auch sehr oft auf die von Bünaus.

 

Zum Beispiel in Lauenstein, Weesenstein und eben auch hier: in Diesbar-Seußlitz.

 

Im Schlossgelände
Im Schlossgelände

 

Wie eine ganz kleine alte Stadt sehen das Schloss mit Kirche, das Rittergut mit den Nebengebäuden und die sonstigen ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Anwesens aus. Heute im Januar kann man hier hindurchspazieren, den Schlosspark erkunden und durch den Weinberg hinter dem Schloss zur Luisenburg, dem kleinen Winzerhaus, hinaufsteigen.

 

Wie lange gibt es hier schon ein Schloss?

 

Lange.

 

Schloss Seusslitz um 1856  (Zeichnung von F. Heise; G. A. Poenicke (Hrsg.) - SLUB Dresden)
Schloss Seusslitz um 1856 (Zeichnung von F. Heise; G. A. Poenicke (Hrsg.) - SLUB Dresden)

 

Schon im Jahr 1205 erwähnte man in Seußlitz ein Wasserschloss, eine (Raub)burg des Otto von Suselitz. Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen, ließ Mitte des 13. Jahrhunderts an dieser Stelle ein Landschloss für sich bauen. Gut muss es Heinrich hier gefallen haben, denn er überlegte, Schloss Seußlitz sogar zu seiner Residenz zu machen. Tat er aber dann doch nicht, sondern stiftete 1368 hier das Kloster St. Afra für die Klarissen.

 

 

Diese Nonnen, die den Lehren des Heiligen Franziskus von Assisi folgten, lebten bis nach der Reformation hier - insgesamt ca. dreihundert Jahre. 1524 ist eine Flucht von vier Seußlitzer Nonnen nach Wittenberg in der Ortschronik überliefert; so wie die spätere Frau von Martin Luther, Katharina von Bora, verließen sie ihr Kloster.  Nach der Reformation wurde das Kloster St. Afra in Seußlitz zwangsverwaltet und schließlich zum Rittergut mit neuem Besitzer gemacht.

 

Blick vom Weinberg unterhalb der Luisenburg über das Anwesen
Blick vom Weinberg unterhalb der Luisenburg über das Anwesen

 

Erst im Jahr 1722 trat die Familie von Bünau auf den Plan: Heinrich von Bünau erwarb das Schloss und ließ es vom Baumeister George Bähr zu dieser barocken Anlage mit Kirche umbauen, die wir heute noch sehen. Ein Garten, teils im englischen, teils im barocken Stil, gehört dazu; ein kleiner Friedhof an der Schlosskirche mit alten Grabsteinen auch. Die winzige Klarissenkapelle.

 

 

Wir streifen durch das verlassene Gelände; Sonne scheint. Die Vögel denken schon an den Frühling und singen. Der Schlossgarten ist auch in dieser zurückhaltenden Jahreszeit sehr schön.

 

Ein Aufstieg zur Luisenburg bringt uns über eine kleine Treppe hinauf in den Weinberg. Da kann man herrlich sitzen und auf das unter hohem blauen Himmel liegende Schloss und die Elbe hinunterschauen. Wenn in der wärmeren Jahreszeit die Schlosskirche und die kleine Heinrichsburg (auch ein Winzerhaus) auf der gegenüberliegenden Hangseite für Besucher geöffnet sind, kann man die Anlage nicht nur von außen, sondern auch von innen erkunden.

 

Das Schloss selbst kann zur Zeit gar nicht besichtigt werden, da es sich in Privatbesitz befindet. Nach 1945 verlor es der letzte damalige Besitzer, ein Fabrikant, an die sowjetische Besatzungszone. Es wurde enteignet wie die anderen herrschaftlichen Besitztümer Ostdeutschlands auch. Man nutzte den Gebäudekomplex ab jetzt vielfältig; ein Feierabendheim für Senioren entstand. Das Auszugshaus war zu DDR-Zeiten ein Kindergarten, jetzt wird es wieder privat genutzt.

 

Ab dem Jahr 2000 kam auch das Schloss selbst wieder in wechselnden privaten Besitz.

 

Seit April 2023 steht es nun wieder zum Verkauf. Details dazu und ein paar interessante Fotos aus dem Schlossinneren findest Du gleich hier:

 

Schloss Seußlitz (Foto: https://berlin-sothebysrealty.com/)
Schloss Seußlitz (Foto: https://berlin-sothebysrealty.com/)
Die kleine Luisenburg steht ganz oben mitten im Weinberg.
Die kleine Luisenburg steht ganz oben mitten im Weinberg.

 

Zum Glück darf seit Jahren der private Schlossgarten betreten und auch gepflegt werden. Ehrenamtliche Gärtner retten diese Anlage, die ohne ihre Pflege zu einer Wildnis werden würde.

 

Was wohl die Zukunft für diesen schönen Garten, für den ganzen Gebäudekomplex bringen wird? Wir wissen es nicht. Also lieber nicht zu lange warten und herkommen.

 

Am Schlossteich
Am Schlossteich

 

Vieles gibt es hier zu entdecken. Unweit der Schlossanlage beginnt das Naturschutzgebiet "Seußlitzer Grund", das aus Zeitgründen an diesem Samstag von uns nicht mehr gewürdigt und entdeckt werden konnte und demnächst ins Täter-Visier rücken wird.

 

Heute geht es noch ein Stück die Elbe entlang in Richtung Nünchritz. Imposant steht Schloss Hirschstein linksseitig der Elbe. Auch ein interessantes Ziel ....

 

Dann kehren wir um und machen uns auf den Heimweg.

 

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Mirco Schroeder ist wie ich jemand, der gerne wandert. Auf seinem YouTube-Kanal  @MircoSchroeder1 zeigt er uns unkommentierte Bilder seiner Wege. Schön. Im Sommer 2022 machte er eine Tour nach Diesbar-Seußlitz. Hat man das gesehen, will man da hin:

 

Auf nach Diesbar-Seußlitz!
Auf nach Diesbar-Seußlitz!