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Elbabwärts nach Diesbar-Seußlitz (1)

Schöne Aussicht und Böser Bruder

Von Meißen geht es elbabwärts nach Diesbar-Seußlitz.
Von Meißen geht es elbabwärts nach Diesbar-Seußlitz.

 

Am vergangenen Samstag waren wir im Meißner Land unterwegs; elbabwärts nach, in und um den kleinen Ort Diesbar-Seußlitz.

 

Hier legt die Fähre an, es gibt ein Schloss mit Schlosskirche und Park. Weinberge erstrecken sich an den Elbhängen; kleine Winzerhäuser stehen darin. Viele schöne Plätze lassen sich hier finden an so einem vorfrühlingshaften Tag.

 

 

Diesbar-Seußlitz am Hotel "Zum Ross"
Diesbar-Seußlitz am Hotel "Zum Ross"

 

Das Hochwasser vom Dezember 2023 hat sich zurückgezogen. Jetzt ist der Elbwanderweg wieder nutzbar, der damals überflutet war. Freundlich grün leuchten die Elbwiesen, nachdem der Schnee weg ist. Und das Wasser. Fast, als ob nichts gewesen wäre. Frische kleine, locker aufgeworfene Erdhügel gucken aus dem Gras; auch die Maulwürfe sind zurückgekehrt. In den am Ufer wachsenden Bäumen und Sträuchern hängen getrocknete Grasbüschel und anderes, was die Flut hier mitgebracht hat.

 

Der Fluss leuchtet hell in der Sonne. Wie ein weißes Band schillert das Wasser. Der Name Elbe geht auf das lateinische "albus" zurück, was "weiß, hell" heißt. Bei diesem Licht passt er perfekt.

 

 

 

Vom Gasthof "Zum Roß" nahe dem Fähranleger Diesbar-Seußlitz geht es stromabwärts Richtung Schloss Seußlitz. Ein Schild weist nach rechts in den Hang. Hier ist die "Schöne Aussicht", so wird versprochen. Weil es immer gut ist, sich einen Überblick zu verschaffen, weil die Sonne die Landschaft so schön erleuchtet und weil wir Zeit und die Kaffeeflasche mithaben, entscheiden wir uns für den kleinen Aufstieg.

 

 

Oben angekommen, blickt man weit über das Elbtal hin. Schön, wirklich.

 

Die "Schöne Aussicht"
Die "Schöne Aussicht"

 

Wieder unten angelangt, folgen wir weiter dem Elbewanderweg.

 

Bald macht die Elbe eine Kurve. Ein kleines Stück Land in dieser Biegung zwischen hohem Felsen und Fluss bietet sich dem Blick. Die gelbliche Felswand dahinter, die jetzt sonnig leuchtet,  trägt den interessanten Namen "Böser Bruder". Hier war bis Mitte der 1960er Jahre ein Steinbruch. In früherer Zeit vor den Sprengungen hatte der Felsen Ähnlichkeit mit einem bösen Gesicht.

 

Erst 1937 sprengte man ein größeres Stück dieses Felsens, der je nach Elbpegel teilweise bis ins Wasser reichte, weg. Um Platz für eine Verbindungsstraße zwischen Diesbar und Seußlitz zu schaffen, die bis dahin durch den Felsen voneinander getrennt und nur über landinnere Wege oder auf dem Wasser verbunden waren. 1961 gab es eine zweite größere Sprengung.

 

Vorher sah es hier so aus:

 

Am Bösen Bruder / Ansichtskarte um 1920 (https://ansichtskarten-lexikon.de/ort-diesbar-seusslitz-9924.html)
Am Bösen Bruder / Ansichtskarte um 1920 (https://ansichtskarten-lexikon.de/ort-diesbar-seusslitz-9924.html)

 

Der auf dem alten Foto am Wasser sichtbare Weg ist sicher nur eine Zufahrt zum Steinbruch gewesen und geht vermutlich auf den alten Treidlerpfad zurück.

 

Und der Böse Bruder heute:

 

 

Die sächsischen Bomätscher (Treidler), die hier auf der Elbe ihre Schiffe zogen, hatten an dieser Stelle immer wieder große Probleme mit Wind und Strömung. Manchmal schlugen die Schiffe an diese Wand, wenn die Bedingungen entsprechend schlecht waren. Sicher gab es Verletzte und Tote. Deshalb könnte man dem Felsen diesen Namen gegeben haben.

 

"Die Wolgatreidler" / 1873, Gemälde Ilja Repin
"Die Wolgatreidler" / 1873, Gemälde Ilja Repin

 

Das weltberühmte Gemälde des Russen Ilja Repin bringt die gefährliche, harte und damals hier an der Elbe angesehene Arbeit des Treidelns, die mit dem Aufkommen des Dampfantriebes verschwand, vor Augen. Der dritte Kollege von links wirkt etwas gelassener als die anderen....

 

Natürlich gibt es auch eine Sage über den Namen, den die hiesige Felswand trägt:

 

 

Morgen geht es hinter dem Bösen Bruder weiter - Du darfst gespannt sein.

 

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Die Elbe, der weiße Fluss
Die Elbe, der weiße Fluss