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Gute Gründe?

Das unverstandene "Nie wieder"

 

Bundesweit finden aktuell viele Demonstrationen "gegen rechts" statt.

 

Dabei wird unter dem Begriff "rechts" allerhand in einen Topf geworfen.

 

Wer immer auf der "richtigen" Seite zu sein meint, der hat es nicht nötig, zu recherchieren, zu lernen, genauer nachzudenken und sich auch mal zu hinterfragen oder zu korrigieren. So einer hat einfach immer recht - und alle anderen sind eben Faschos. Oder wahlweise Klimaleugner, Covidioten, Rassisten und so weiter.

 

Wird hier Wesentliches nicht verstanden oder bewusst ausgeblendet? Reden Mitglieder aktueller Regierungsparteien beispielsweise über die Notwendigkeit von Änderungen in der Migrationspolitik, über Abschiebungen und Grenzkontrollen, dann wird von diesem Personenkreis verhältnismäßig wenig dagegen demonstriert. Oder waren diese Leute etwa bundesweit gegen Herrn Scholz auf der Straße, als der Bundeskanzler im Herbst vorigen Jahres eine "Abschiebeoffensive" versprach? Wohl nicht. 

 

Plötzlich wird aus dem ganz normalen Wort Remigration (was nur das Gegenteil des Worts Migration ist) das "Unwort des Jahres"; aus rechtlich möglichen und notwendigen Abschiebungen illegal sich hier aufhaltender Personen wird eine "Deportation" gemacht. Man empört sich heftig, dabei sieht man schon bei einfachem, klaren Hinschauen, was da nicht stimmt - WENN man hinschaut, WENN man nachdenkt.

 

"Hass ist keine Meinung" steht oft auf Schildern, die diese Demonstranten mit sich führen. Und damit haben sie ja recht.  Gleichzeitig skandiert man da beispielsweise so Sachen wie "Ganz Berlin hasst die AfD". Schön ist das "Demokratie bewahren"-Transparent der Demonstrantin rechts oben im Bild auf der Augsburger Demo vom letzten Samstag (20.01.2024).  Dass sie neben der linksextremen Antifa, einem deutschlandweit bekannten Schlägertrupp, entlangläuft, das stört sie offensichtlich nicht. Ebensowenig das, was auf den Antifa-Transparenten steht.

 

Nach dem Verständnis dieser hier demonstrierenden Leute kann man also gleichzeitig Demokratie bewahren und die Ausgrenzung, Abschiebung und sogar Tötung politisch Andersdenkender vertreten und fordern?! Ihnen die Grundrechte aberkennen, demokratische Parteien verbieten, die eigenen Schläger losschicken? Nur weil man selbst meint, im Recht zu sein und die bessere Moral zu haben?

 

Es ist in Ordnung, anderen den Schädel einzuschlagen, wenn es "nur" diejenigen mit einer bestimmten Meinung sind?! Pippi Langstrumpf holt schon mal die Kalaschnikow raus, ist ja alles nur für den guten Zweck. Was interessieren Pippi denn Humanismus, christliche Werte, Aufklärung, historische Zusammenhänge, Debattenkultur und ANSTAND. Wer so handelt, hat der aus der Vergangenheit - ich meine hier die Zeit der Weimarer Republik, der Herrschaft des Hitlerregimes und des Zweiten Weltkrieges - etwas gelernt und Zusammenhänge begriffen? Was meint derjenige dann mit dem "Nie wieder"? Nie wieder Krieg und Faschismus oder eher nie wieder eine andere Meinung als die eigene (natürlich richtige und gute)?

 

Würde einem selbst nicht auffallen, was man da tut - wenn man über all das nachdächte und die offenen Widersprüche bemerkte?

 

Es ist sehr wichtig, aber reicht doch nicht, Gedenkstätten des Holocaust nur zu besuchen, es reicht nicht, vom "Nie wieder" zu sprechen - es muss auch verinnerlicht und verstanden worden sein, sonst wird so einer zum Mitläufer des Faschismus mit anderem Vorzeichen.

 

Haben nicht auch die deutschen Nationalsozialisten genau das gemacht - immer auf das Richtige und Gute, das Alternativlose des eigenen Standpunktes hingewiesen und alles andere verboten und vernichtet? Hat nicht Stalin mit Hinweis auf die Notwendigkeit des Aufbaus der Sowjetunion und der dafür erforderlichen Sauberkeit seines Parteiapparates Millionen Menschen seines riesigen Reiches getötet? Wie begründete man die Gewalt und die Verbrechen innerhalb der chinesischen Kulturrevolution und später auch an der innerdeutschen Grenze? Immer mit der Richtigkeit des eigenen Standpunktes, der einen zur Aussetzung jeder Demokratie, jedes Anstandes und jeder Menschlichkeit angeblich berechtigt und ermächtigt. 

 

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Wenn heute wieder Deutsche an der Seite von Schlägern auf Straßen in Berlin, Augsburg, Chemnitz, in meiner Heimatstadt und anderswo unterwegs sind und lauthals die Vernichtung ihrer Gegner fordern, erinnern sie mich an die vielen Mitläufer der wirklichen Nazis in der Hitlerzeit. Da hat man auch weitestgehend die Schlägertrupps der SA toleriert, denn - man war ja auf der "richtigen Seite"....

 

Auch damals waren die Massen auf den Straßen - doch nur, weil sie viele waren, hatten sie noch lange nicht recht.

 

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Auf dem Marktplatz unserer Stadt wehen an diesem Montagabend die Banner der Antifa.

 

Heute schämt man sich nicht, jede missliebige Meinung als "nazi" zu bezeichnen und zeigt damit, wie geschichtsvergessen, undemokratisch und wenig reflektiert man selbst ist. Indem man jeden, der einem nicht passt, einen Faschisten, einen Nazi nennt, relativiert und verharmlost man diese Verbrecher der Vergangenheit und wird ihren Opfern nicht gerecht.

 

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Es gibt auch heute Gott sei Dank viele Menschen, die sich ehrlichen Herzens und klaren Verstandes Antifaschisten nennen. Doch die verlangen sicher nicht öffentlich das Töten und die Entrechtung ihrer Mitbürger.