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Januarliebe

Nun doch

Gersdorf
Gersdorf

 

Schon immer ist der Oktober mein Lieblingsmonat, der gesamte Herbst mit seinem altweibersommerlichen Beginn im September bis zum neblig dunklen November erfreut mich jedes Jahr. Kommen dann Advent und Weihnachtszeit mit ihren Lichtern, Düften, der Musik und den gemütlichen Feiertagen, dann empfinde ich das auch als eine herrliche Zeit.

 

Bisher war der Januar ein Monat, der mir nicht so nah am Herzen lag. Weihnachten war vorbei, der Frühling ist noch längst nicht in Sicht - eine etwas leere Zeit, so zum Beginn des Jahres?

 

Gar nicht. Selbst ein Januarmuffel wie ich konnte an so einem Tag wie heute nicht meckern und wurde vielleicht geläutert und ermuntert, ihn mehr zu mögen - diesen ersten Monat im Jahr.

 

Krebsteich nahe Gersdorf/Roßwein
Krebsteich nahe Gersdorf/Roßwein

 

Bei bestem Wetter draußen, natürlich schön warm angezogen, gelingt das. Heute eine Runde vom Roßweiner Wolfstal nach Gersdorf und dann am Erzteich entlang über die Kummersheimer Höhe nach Gleisberg. Was für ein Tag das war.

 

In Gersdorf
In Gersdorf

 

Sonne und Schnee. Und winzige Zeichen, dass die Natur nicht ganz schläft jetzt, sondern sich schon auf neues Leben vorbereitet. Die ersten Vögel singen im Sonnenschein, bei einigen Arten beginnt die Paarungszeit bald. Bei Wildschweinen, Füchsen oder Waschbären ist sie jetzt schon im vollen Gange, denn im Frühling soll der Nachwuchs zur Welt kommen. Wie aktiv unsere tierischen Nachbarn jetzt sind, das weiß Eva Gorius von der Wildtierstiftung und erzählt es uns HIER.

 

Bäume und Sträucher zeigen Frühlings-Vorboten; zum Beispiel Birken und Erlen haben jetzt schon ihre "Kätzchen". Es arbeitet und wächst also in der Natur.

 

Geht man selber in der Sonne über Wald und Feld und sieht die weiße, weite Schneefläche glitzern, dann gerät man vielleicht nicht gleich in einen Hormonrausch wie derzeit die Wildschweine, doch positive Gefühle erzeugt das allemal ....

 

Zwischen Gersdorf und Etzdorf
Zwischen Gersdorf und Etzdorf

 

Wir machen einen kleinen Abstecher zum Schloss Gersdorf, um das es hier zur Sommerzeit schon mal ging. Still liegt das Anwesen in der Sonne. Schnee zwischen den riesigen alten Schlossparkbäumen, Moos an der Parkmauer und kleine Eiszapfen. Die Besitzer, eine Kooperative, haben für weiteren Fortschritt hier gesorgt. Ein kleines Kläranlagengebäude mit einem schönen Nebenhäuschen fallen mir auf. Weiteres Baumaterial liegt bereit. Jemand ist mit der Schubkarre unterwegs. Es geht voran.

 

Wer sich für die dramatische Geschichte von Schloss Gersdorf, die Ermordung seines letzten adligen Besitzers und die heutige Kooperative interessiert, findet einiges dazu im Sommer-Gersdorf-Täterartikel HIER. Sehr spannend.

 

Schloss Gersdorf
Schloss Gersdorf

 

Die stille Dorfstraße in Gersdorf führt vom Schloss zum Ortsausgang Richtung Marbach. Hier steht das alte kleine Backhaus des ehemaligen Ritterguts Gersdorf. Schräg gegenüber die denkmalgeschützte alte Kastanie, die hier schon soviel erlebt hat.

 

Ein breiter Waldweg führt vom Dorfende zum Krebsteich. Hier habe ich einen von meinen vielen Lieblingsplätzen gefunden. An der Richtung Kummersheim zeigenden Teichseite mit dem Peter-Pan-Platz, wo das Seil vom Baum über dem Wasser hängt. Diesen Ort habe ich nur für mich so genannt, denn so sieht es hier aus. Als ob Peter mit seinen Kumpels da wohnen würde.

 

Peter Pans Platz
Peter Pans Platz

 

Jemand hat ein Eisloch in den zugefrorenen See geschlagen - war das Peter? Vielleicht. Riecht es etwa nach dem Rauch seiner Zigarette, die er gerade weit aufs Eis rausgeschnippt hat, bevor er wieder in sein Zauberland verschwunden ist? Gerne würde ich ihn fragen, wie es ist, immer so jung zu bleiben wie er; immer voller Abenteuerlust, Mut und bunter Ideen?

 

Dann könnte er mich angrinsen, sich seinen bunten Schal fester um den Hals wickeln und sich eine neue Zigarette anzünden, nachdem er auch mir eine angeboten hat. Wir würden rauchend am See stehen, die Augen müssten wir zukneifen, weil das Licht so hell ist. Er würde wissen, dass man auf der Kummerheimer Höhe neue Kirschbäume gepflanzt hat, dass am dortigen Vorwerk der tunnelartige Eingang verschwunden ist - und noch viel mehr könnte er mir erzählen. Lachen würde Peter und sagen, dass es auch nicht immer lustig ist, jung zu sein und zu bleiben. Und dass es schließlich auch ältere Personen gibt, denen noch durchaus das eine oder das andere einfällt. Und die es dann auch in die Tat umsetzen, was sie sich ausgedacht haben - ab und zu....

 

Er meint bunte Knete im Kopf. Ich muss lachen; nicke. Die Sonne blendet.

 

Tschüss Peter, bis dann.

 

 

Gut zeigt sich uns also der heutige Tag in diesem Januar. Schon übermorgen beginnt die vorletzte Woche des ersten Monats im Jahreskreis. Es ist jetzt spürbar länger hell; die Wintersonnenwende liegt einen Monat zurück. Es leuchtet und glitzert, es ist zum Heulen schön.

 

Die klare Luft verhilft zu klaren Gedanken, neuen Ideen und froher Zuversicht.

 

Und ich habe es jetzt doch endlich hingekriegt: den Januar zu lieben.

 

Pawel war auch mit :-).
Pawel war auch mit :-).