Hervorgeholt: Auf den Lugsteinen

Großer einsamer Gebirgstag

Blick aufs Böhmische Mittelgebirge
Blick aufs Böhmische Mittelgebirge

 

Der Große und der Kleine Lugstein sind Felsgruppen aus rotem Porphyr. Knapp 900 m Höhe (gesamt über dem Meeresspiegel) sind sie und gehören zum Erzgebirgskamm auf deutscher Seite. Deshalb hat man von ihnen, von höchster Stelle sozusagen, einen herrlichen Blick ins tiefer liegende Umland. Nur ein paar hundert Meter ist man hier teilweise von der Grenze zur Tschechischen Republik entfernt.

 

Besonders schön: die kegeligen Vulkanberge des Böhmischen Mittelgebirges. Sie heißen zum Beispiel Milešovka (Milleschauer),  Kletecna (Kleiner Milleschauer) und Bournák (Stürmer). 

 

Das Georgenfelder Hochmoor liegt gleich nebenan, gewundene Holzstege führen durch die besondere Moorvegetation. Hier entlang kann man nur zwischen Ostern und Ende Oktober gehen. Im Winter ist das Areal geschlossen, auch jetzt noch. Nicht so die Lugsteine. Zu jeder Jahres-, Tages- und Nachtzeit kann man sie besuchen. Wenn man will.

 

Wir haben uns vor einiger Zeit dafür einen stürmischen Tag mit am Himmel langjagenden dicken Wolken ausgesucht. Ab und zu guckt die Sonne etwas blass hervor. Das besondere Licht passt zu dieser rauen, kargen und an jenem Tag einsamen Gegend.

 

Wir verlassen Altenberg und fahren weiter nach Zinnwald-Georgenfeld.

 

 

Von der Teplizer Straße in Zinnwald-Georgenfeld biegen wir, nun zu Fuß, auf den Hochmoorweg Richtung bergauf ab. Der führt an ein paar schönen alten Wohnhäusern und einem (momentan geschlossenen) Café vorbei in die Einsamkeit. 

 

 

Das Wetter prägt diese Landschaft, nachdem angepflanzter Fichtenforst in den letzte Jahrzehnten durch die früher hier herrschende Luftverschmutzung abstarb. Aufforstideen erwiesen sich als schwer umsetzbar. Heute ist es eine Moor- und Heidegegend. Besondere Gräser und kleine hartnäckige Moorkiefern kennzeichnen sie. 

 

 

Will man sich die Lugsteine angucken, dann muss man kein fleißiger Wanderer sein, denn es ist ja wirklich nicht weit. Wer gerne läuft, kann seine Tour beliebig ausdehnen. Eins ist wieder wichtig, will man vom Weg herunter und auf die Steine rauf: gute Schuhe, ich sags Dir immer wieder. 

 

 

Der Wind heult hier oben ganz schön. Da ich eine dicke Kapuze aufhabe und Pawel in der Tasche steckt, macht uns das wenig aus. Nach einem kurzen Weg haben wir ihn erreicht: den Kleinen Lugstein.

 

 

Die Steine sind teilweise vereist, es liegt noch etwas Schnee. Wind zerrt und singt. Kein Mensch weit und breit. Romantisch für den, der so was mag. Und nicht ganz ungefährlich. Also immer gut aufpassen. Ich denke dabei wieder an meinen ehemaligen Kollegen Ingo und seine Bezeichnung "Unfallsandalen" für fragwürdige Schuhe. Ingo wäre mit mir und meinen Springerstiefeln einverstanden heute - da ich keine Glatze trage, bin ich auch über jede Verdächtigung erhaben....

 

 

Vom Kleinen Lugstein aus gehts auf zum Großen. Querfeldein über moorig aussehende Wiese, zwischen Kiefern und Büschen entlang. Schneebedingt finden wir keinen Weg, der hier sicherlich vorhanden ist. Bis zum Knie sinkt man stellenweise noch in den Schnee. Einen Blick auf die (zu diesem Zeitpunkt im März 2021 geschlossene) Lugsteinbaude und den dominanten Funkturm daneben werfen wir auch. Die Lugsteinbaudenbesitzer sind Optimisten, bunte Ostereier klappern im kalten Wind. Sicher schön, wenn die Baude aufhat, hier zu sitzen. Das holen wir nach, unbedingt.

 

Sitzen vor der Lugsteinbaude
Sitzen vor der Lugsteinbaude

 

Und dann ruft der Berg. Immerhin ein Achttausender, gemessen in Dezimetern.

 

 

Endlich: OBEN :-)

 

Da stehe ich, bin glücklich und froh. Einfach so. Es ist ein guter Ort hier für mich. Ich suche mir einen eisfreien Stein zum Sitzen und gucke in die Landschaft. Manchmal weiß man, dass man genau das Richtige gemacht hat. Jetzt ist so ein Moment. Der Maulwurf darf erst am Fuß des Berges raus, damit er nicht davonfliegt.

 

 

Auf dem Rückweg treffen wir auf lebende Wesen: ein paar Skifahrer und einige Ziegen. Dann ein Wildschwein aus Holz. In der Schutzhütte am Hochmoor gibts Kaffee, aus dem Rohr natürlich. Wir gehen an der "Beerenhütte" vorbei, auf der es eine Webcam gibt. Bild HIER:

 

Dann gehts bergabwärts, zurück zur Teplizer Straße.

 

 

An diesem Tag waren wir nach den Lugsteinen auch noch woanders. Wo - das erfährst Du schon bald.