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Märchenzeit (3) - Die drei Ringe

von Ernst Wiechert

 

Die Märchen von Ernst Wiechert kannte ich in meiner Kindheit nicht, obwohl es sie auch damals schon gab. Ich entdeckte sie erst, als eine Freundin meinem kleinen Sohn eines Tages ein dickes Buch schenkte. Goldgelb geschwungene Schrift auf dunkelblau-buntem, glänzenden Einband mit dem Bild eines nachdenklichen bärtigen Mannes. Das sind die Märchen von Ernst Wiechert. "Der alte Zauberer" heißt es. Dieses Buch wurde zu einem unserer liebsten, ständig schleppten wir es mit herum: zum Zahnarzt, in den Urlaub, in die Bahn - und abends ins Bett sowieso.

 

So gerne habe ich das vorgelesen, überall.... Eine der Zahnarzthelferinnen in unserer Zahnarztpraxis borgte sich diese Märchensammlung einmal von uns, weil sie uns im Wartezimmer hatte lesen hören und so begeistert von diesen auch ihr bis dahin unbekannten Märchen war.

 

Vielleicht entdeckst Du diesen Autor heute auch für Dich, falls Du ihn nicht schon gelesen hast?

 

Wiechert, geboren 1887 in Ostpreußen, war Lehrer und zu Beginn der 1930er Jahre schon ein bekannter Schriftsteller. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er von der Gestapo beobachtet, später verhaftet, inhaftiert und dann ins KZ Buchenwald gebracht.

 

Nach seiner Entlassung und einer persönlichen Drohung von Joseph Goebbels zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück und schrieb Unpolitisches. Seine Märchen z. B. entstanden während des Zweiten Weltkrieges und wurden nach Kriegsende 1946/47 veröffentlicht. Wiechert verlor Mutter und erste Ehefrau durch Selbstmord. Sein einziges Kind wurde nur einen Tag alt. Dieser Mann war Soldat im Ersten Weltkrieg und später Buchenwald-Häftling gewesen. Wenn man das weiß, liest und hört man seine Märchen anders und empfindet mehr Dankbarkeit für das eigene Leben.

 

... dass ein gutes Herz mehr ist als ein fröhliches und dass ich nicht gut daran tue, mir die Ohren mit Wachs zu verschließen - nur um das Weinen von Kindern nicht zu hören. Und wer fröhlich ist mit geschlossenen Ohren oder mit geschlossenen Augen, der hat nicht die rechte Fröhlichkeit und ist wie ein Mann, der in den Keller geht, wenn oben im Hause getötet wird. Da dachte der König lange nach ... (aus "Die drei Ringe" / von Ernst Wiechert)

 

 

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Wir hören "Die drei Ringe":