Es weihnachtet sehr
Während es draußen stürmt und regnet, sitzen wir mit dampfenden Kaffeetassen am Tisch und überlegen uns, was wir in diesen Tagen noch tun müssen und wollen. Dabei packen wir ein paar Geschenke ein. Drei Kerzen am Adventskranz leuchten, wir freuen uns auf die bevorstehenden Feiertage. Auch der Maulwurf tut geheimnisvoll und wirkt etwas aufgekratzt. Zwischen Geschenkpapierrollen, Klebeband, Glitzerschnur und Kaffeekanne eilt er geschäftig hin und her. Gerade schlittert er ein Stück auf dem lackierten Holz der Tischplatte entlang.
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Maulwurf (bremst ab): "Schneidest Du mir mal bitte ein Stück von dem goldnen Geschenkband da ab?" (Er zeigt mit seinen kleinen Grabepfoten die gewünschte Länge an und hantiert mit einem widerspenstigen Stück rot-grünem Geschenkpapier.)
Yvonne (neugierig): "Hier, bitte - was packst Du denn da ein?"
Maulwurf: "Ein Geschenk für die Oma, ein besonderes Seifenstück aus Schafsmilch mit Rosenduft."
Yvonne: "Schön, da wird sie sich freuen. Sie wünscht sich ja immer was "zum Verbrauchen".
Maulwurf: "Ja, genau, etwas Besonderes, nicht Alltägliches. Etwas, das man sich nicht unbedingt selbst kauft."
Yvonne: "Aus dem Freiberger Seifenladen "Mein Seifenstück" auf der Erbischen Straße?"
Maulwurf: "Sicher, eine gute Adresse, auch für den, der noch schnell ein Geschenk braucht jetzt."
Yvonne: "Stimmt. Hast Du sonst noch Ideen für verspätet dranseiende Geschenkebesorger?"
Maulwurf: "Na, unbedingt. Eine Konzertkarte für den Freiberger Dom oder für eine Vorstellung im hiesigen Stadttheater, die Tickets kann man sich auch selbst ausdrucken - da gehts besonders fix. Rein in den Umschlag, fertig ist die Laube. Und der Empfänger hat gleich was Schönes vor im neuen Jahr."
Yvonne: "Gute Sache. Ich empfehle dieses Jahr den neuen Roman von Jörg Bernig "Eschenhaus" und die Margo-Romane von Cora Stephan oder ihr Buch "Lob des Normalen". Und vielleicht einen Gutschein für so was wie die "Salzgrotte". Oder man schenkt etwas, von dem man genau weiß, das der andere es sehr gut brauchen kann: einen warmen Pullover, ein paar Handschuhe. Wer gerade erst einen eigenen Haushalt gegründet hat, freut sich wahrscheinlich über etwas, das ihm noch fehlt: eine Pfanne, ein schönes Badetuch, ein Kissen, eine Kaffeetasse..."
Maulwurf: "Vielleicht auch über einen kleinen Präsentkorb so mit Schinken und Schnaps, das würde mir persönlich doch sehr gefallen. Auch ohne eigenen Haushalt sehr gut verwendbar."
Yvonne (lacht): "Klar, Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Das geht immer."
Maulwurf: "Das darf man nicht unterschätzen, so ein paar feine Delikatessen sind immer sehr willkommen. Wenn man ungefähr weiß, was jemand mag."
Yvonne: "Du meinst, man braucht einem Vegetarier keinen Schwarzwälder Schinken zu schenken oder so?"
Maulwurf: "Ja, das wäre wohl sehr unhöflich und auch sinnlos. Der kriegt dann doch eher die Seife."
Yvonne: "Was mir immer sehr gefällt, das sind die schönen Wandkalender. Mit Landschaft und Städten, mit Tieren und Stränden, mit schottischen Burgen und polnischen Seen oder Gemälden ... hach, so ein Bild jeden Monat neu, das macht den Alltag doch auch besser, oder?"
Maulwurf: "Ja, kommt drauf an, was da drauf ist. Ich mag keine Bilder mit Wüste und keine Katzenkalender."
Yvonne (lacht): "Kriegst Du auch nicht, keine Angst."
Maulwurf: "Worüber ich mich besonders freuen würde, das wäre eine zweite Mütze für den Winter."
Yvonne: "Vielleicht hat der Weihnachtsmann die schon mit eingepackt. Lass Dich überraschen."
Maulwurf (nippt am Kaffee und lächelt in sich hinein): "Ja, lassen wir uns überraschen, es wird schon werden."
Maulwurf (gespannt): "Noch ein Klassiker, Mylady?"
Yvonne (fröhlich): "Aber sicher, mein Bester. Wenn ich Dich nicht hätte ..."
Maulwurf (konzentriert):
"Ich werde Weihnachten in meinem Herzen ehren und versuchen, es das ganze Jahr hindurch aufzuheben." (Charles Dickens)
Yvonne: "Ein ehrenwertes Vorhaben. Von Charles Dickens habe ich auch noch einen guten Gedanken parat, willst Du ihn hören? "
Maulwurf: "Aber immer."
Yvonne:
"Nichts ist wertvoller als ein guter Freund, außer ein guter Freund mit Schokolade."
Der Maulwurf schiebt wortlos die Schachtel mit den Weihnachtspralinen über den Tisch. Eine gute Zeit für uns. So kann es bleiben.
