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Wuthering Heights, Heathcliff, Jane Eyre

... und Vater Brontë

Nicht "Die Sturmhöhe", sondern Herders Ruhe - inspirierend
Nicht "Die Sturmhöhe", sondern Herders Ruhe - inspirierend

 

Wer das England georgianischer und viktorianischer Zeit mag, der wird sicher schon einmal "Die Sturmhöhe" oder "Jane Eyre" gelesen und eine der Verfilmungen gesehen haben. Heute gehören diese beiden Romane zur Weltliteratur - geschrieben von den Brontë-Schwestern.

 

Mein erstes Buch der literarisch tätigen Brontë-Geschwister war "Die Sturmhöhe", geschrieben von Emiliy Brontë. Mir gefiel die Vorstellung vom England des beginnenden 19. Jahrhunderts. Diese Heidelandschaft, die Beschreibung der Häuslichkeiten und nicht zuletzt der krasse Charakter von Heathcliff, dem Findelkind, fesselten mich damals. Wie komme ich gerade jetzt darauf?

 

Als ich heute eine Mittagsrunde unter sich zusammenballenden Wolken über die stille Haldenlandschaft machte, da dachte ich an Wuthering Heights, zu deutsch Sturmhöhe - ein Landgut im Norden Englands, wo die bekannte Geschichte um Liebe, Verrat und vor allem Rache spielt. Und wo es ein wenig so ähnlich aussieht wie hier gerade, also rein landschaftlich zumindest...

 

 

 

 

Doch in Wuthering Heights gibt es keinen Frieden, für niemanden - die Protagonisten haben mein Mitgefühl. Ich kritisiere sie auch, denn erst mit ihrem eigenen Verhalten bestimmen sie ihr Schicksal, oder? Inwieweit sie theoretisch in der Lage wären, sich selbst zu ändern, das ist bei denen die Frage. Und bei uns allen.

 

Vater der Schriftsteller-Geschwister: Patrick Brontë (1777 - 1861) / Gemälde um 1864, unbekannter Künstler /  Brontë Personage Museum
Vater der Schriftsteller-Geschwister: Patrick Brontë (1777 - 1861) / Gemälde um 1864, unbekannter Künstler / Brontë Personage Museum

 

Dagegen ist Jane, die Heldin des Romans "Jane Eyre" eine Person, von deren Tapferkeit und Selbstdisziplin man sich eine Scheibe abschneiden kann. Charlotte Brontë, Schwester von Emiliy, erfand diese ungewöhnliche Romanheldin.

 

Oft wurde der Stoff schon verfilmt, sehr gut zum Beispiel 1996 HIER.

 

 

 

Zu Charlotte und Emily gehörten noch Anne und - als einziger Mann - Branwell Brontë. Diese vier sind die berühmten Brontë-Geschwister, die im England des fortgeschrittenen 19. Jahrhunderts von sich reden machten. Sie schrieben Gedichte, Geschichten und Romane. Sie veröffentlichten; die jungen Frauen unter männlichem Pseudonym. Branwell dichtete - und malte auch.

 

Maria und Elizabeth, die beiden älteren Schwestern, starben schon im Kindesalter. Auch die Mutter der Kinderschar erlebte das Aufwachsen ihrer Töchter und des einzigen Sohnes nicht. Achtunddreißigjährig starb sie an Krebs nach neun Jahren Ehe, in denen sie sechs Kinder zur Welt gebracht hatte.

 

Viel beschäftigte man sich mit dem Schicksal vor allem der berühmten Schwestern Brontë. Ich wusste lange nicht, dass es hier auch einen Bruder gab, der beteiligt war. Alle diese talentierten und erfolgreichen Menschen starben früh, keiner erreichte sein vierzigstes Lebensjahr. 

 

Doch der, den es wohl am härtesten traf, das war der Vater dieser Kinder - Patrick Brontë, der 1777 in Irland unweit von Belfast geboren wurde. Damals hieß er noch Brunty, was er als junger Mann mit Mitte zwanzig in Brontë  änderte, aus Verehrung für Admiral Nelson, der unter anderem den Titel eines Herzogs von Bronte trug. Wie er auf das e mit dem Doppelpunkt, das so genannte Trema, kam - das weiß ich nicht. Fortan schrieb er sich Patrick Brontë, studierte, schrieb Texte, arbeitete als Vikar, heiratete, wurde mehrmals Vater.

 

Patrick wurde vierundachtzig Jahre alt, überlebte seine Frau und all seine Kinder.

 

Mehrere Jahrzehnte war er im englischen Haworth als Pfarrer tätig, gründete eine Sonntagsschule, setzte sich für die Lebensverbesserung der ärmeren Bevölkerung ein, kritisierte Todesstrafe und Sklaverei. Auch er war selbst literarisch tätig und kümmerte sich nach dem Tod seiner Kinder um deren schriftstellerischen Nachlass.

 

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Das Haus der Brontë-Familie ist heute ein Museum, schauen wir uns ruhig mal um:

 

 

 

Wer diese besonderen Bücher selbst lesen möchte oder ein Geschenk für einen Literaturbegeisterten sucht, der findet hier eine schöne und preiswerte Ausgabe.

 

Das Leben erscheint mir zu kurz, um es damit zu verbringen,

Feindseligkeiten zu pflegen oder Unrecht zu registrieren.“

(aus "Jane Eyre" / Charlotte Brontë)