Auf Schloss Weesenstein

An einem wolkigen Spätherbsttag machen wir uns auf nach Weesenstein. Was wissen wir über Weesenstein, heute, wo wir zum ersten Mal am Bahnhof hier ankommen? 

Es liegt im Müglitztal, zwischen Glashütte und Heidenau.

Rolf Hoppe (1930 - 2018), der berühmte Dresdner Schauspieler, betrieb ca. zwanzig Jahre lang sein privates Theaterprojekt auf dem hiesigen Schloss. Viele Besucher kamen seinetwegen hierher, denn man kennt ihn von Kinoleinwand, Fernsehbildschirm und Theaterbühne.

Der kleine Ort im Müglitztal ist auch bekannt geworden durch sein schlimmes Schicksal, das er im Sommer 2002 erlitt. Damals hatte wie viele andere sächsische Flüsse auch die Müglitz starkes Hochwasser. Viele Häuser von Weesenstein wurden zerstört, zwei Menschen starben. Unvergesslich ist mir die Aufnahme der Weesensteiner, die sich auf eine einzige noch stehende Hausmauer gerettet hatten. Sie konnten in Sicherheit gebracht werden, die Angst kann man sich vorstellen.

Der Ort wurde nach dem Hochwasser nie mehr so aufgebaut, wie er war.

Heute sieht die Müglitz harmlos aus, aber auch mich prägten die miterlebten Hochwasserereignisse von 2002 und 2013. Mein Respekt ist jedem Gewässer sicher.

Doch heute wollen wir das Schloss besuchen, das weithin sichtbar auf einem Felsen über dem Müglitztal steht.

Seinen Namen hat es vom hellen Felsgestein, auf dem es erbaut wurde: dem weißen Stein. Ende des 13. Jahrhunderts errichtete man an dieser Stelle eine Burg zur Verteidigung des unterhalb des Felsens entlangführenden Handelsweges. Erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1318 lebten hier viele Besitzerfamilien über die Jahrhunderte.

Vom Bahnhof Weesenstein erreicht man Schloss Weesenstein in wenigen Minuten.

Die Grafen von Dohna, die Familie von Bünau, die von Uckermanns, die Wettiner. Zwei sächsische Könige des 19. Jahrhunderts lebten und arbeiteten hier: König Johann und König Georg. 1917 kaufte Alwin Bauer, ein erfolgreicher sächsischer Unternehmer und Politiker, dieses herrschaftliche Anwesen. 1933 kam es in den Besitz des hiesigen Heimatvereins, der 1945 enteignet wurde. Ausgebombte Dresdner fanden nach Kriegsende hier eine Wohnung. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und die Gemeinde Weesenstein übernahmen in den Nachriegsjahren die Trägerschaft.

Seit 1992 gehört das Schloss dem Freistaat Sachsen.

Jeder Besitzer baute aus und um, ergänzte, riss ab und erneuerte. Man baute hier mit der Zeit von oben nach unten, deshalb liegen die Teile der alten Burg höher als die moderneren Schlossgebäude. Ein Barockgarten wurde angelegt, es entstanden die kleine und die große Schlosskapelle. Immer wieder kam es zu Zerstörung und Plünderung während der durch die Jahrhunderte stattfindenden Kriege. Besonders schlimm war es im Dreißigjährigen Krieg, als die Schweden Weesenstein heimsuchten. Im Zweiten Weltkrieg lagerte man hier Kunstwerke ein, um sie vor Zerstörung und Verschleppung zu schützen. Bis 2015 wurde Schloss Weesenstein umfassend saniert.

Das Ergebnis ist beeindruckend und prächtig. Dieser endlos erscheinende Verbund von Gebäuden mehrerer Jahrhunderte und Stilepochen, diese Schönheit auch im Detail: in Tapeten, Stoffbezügen, Möbeln, Teppichen, Öfen, Porzellan. Viele Informationen über die ehemaligen Bewohner erwarten den Interessierten hier. Neben Schautafeln gibt es kleine Videos, die man per Knopfdruck abspielen kann.

Einen herrlichen Rundgang machen wir, der nur einen ersten Eindruck dieses Ortes vermitteln kann. Hierher muss man immer wieder kommen, um dieses Bauwerk zu verstehen und zu erforschen. Sich an seiner Schönheit zu erfreuen und darüber zu staunen, was da für Arbeit drinsteckt - die der vielen Erbauer und Instandsetzer, Planer, Restaurateure, Konzeptemacher und vieler anderer Beteiligter ...

Aktuell wird das Schloss weihnachtlich geschmückt. Überall Weihnachtsbäume, Lichter, Geschenkattrappen. Ein großer Adventskranz schaukelt im Schlosshof im Wind.

Einen sehr sinnvollen Einsatz des von uns allen erwirtschafteten Steuergeldes zu Erhalt und Weiterbetrieb solcher Bauwerke sieht man hier - finde ich.

Auch ein Schlosscafé gibt es, wo tschechische Tortenstücke und Kaffee auf den fleißigen Besucher warten. Heute bei dem Wetter leer, daher war auch der beste Platz auf dem einzigen Sofa frei. Bei wärmeren Temperaturen sitzt man bestimmt sehr schön auf der kleinen Caféterasse mit Blick auf den Barockgarten.

Wer Details zur Schlossgeschichte erfahren will, findet hier etwas:

Daniela Bensch hat auf ihrem Youtube-Kanal "Schlösser & Burgen" ein Video mit Rundgang durch Schloss Weesenstein veröffentlicht. Wie all ihre Beiträge immer sehr sehenswert:

Am 28.11.2023 beginnt "Lichterschloss Weesenstein". Was es damit auf sich hat und dass es auch "Schlossweihnacht" gibt, dazu hier mehr:

Wir kommen wieder, soviel gibt es hier zu erleben. Auch der Ort Weesenstein und seine schöne Umgebung locken uns wieder her, auf jeden Fall.