"Schätzt nun endlich das Reelle"

Gestern haben wir uns vom Oktober verabschiedet, um heute einen neuen Monat zu begrüßen: den vielgescholtenen November, den vorletzten Monat im Jahreszyklus.

Ich kann am November nichts aussetzen, habe ich doch glücklicherweise ein gutes Dach überm Kopf, genug Heizmaterial, ausreichend Nahrungsmittel und Getränke, warme Kleidung - das ist die Basis, um sich in dieser kälter werdenden Jahreszeit wohlfühlen zu können. Da muss man sich nichts vormachen: Herbst- und Winterromantik funktionieren nicht im dünnen Jäckchen vor erloschenen Kaminen, mit leerem Magen, kaputten Schuhen, Schnupfen und freudloser Aussicht.

Leidet man unter all diesen Dingen nicht und ist ausreichend gut gerüstet, dann kann man vergnügt und passend angezogen durch den Spätherbst streifen, die langsam abnehmende Blätterbuntheit, den Nebel, den morgendlichen Raureif genießen. Kein Grund für miese Laune und Gemecker am Wetter oder an den immer kürzer werdenden Tagen  - nicht bei all der Schönheit, die uns immer umgibt. Auch wenn ich verstehe, wie belastend weite Arbeits- oder Schulwege in dieser Jahreszeit sein können, wenn die Windschutzscheibe des Autos zugefroren, die Straße glatt oder dick verschneit ist. Wenn die Bahn noch gestörter erscheint als sonst oder man im Dunkeln an einsamen Bushaltestellen steht...

Die herbstlichen Regenschauer, die ans Fenster prasseln, machen unsere warmen und schön hergerichteten Zimmer noch gemütlicher - solange die Fenster dicht sind, die Heizung funktioniert,  der frische Kaffee aus der Tasse dampft und eine Kerze angezündet wurde. Zeit zum Lesen, Musik hören, Filme gucken ...

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Alfons Mucha, einer der bekanntesten Künstler des Jugendstils, schuf einen ganzen Jahreszyklus mit Bildnissen der einzelnen Monate - wie er sie sich vorstellte.

Der November ist bei ihm diese etwas kühl und skeptisch blickende Dame. Es scheint, als mustere sie den Betrachter sehr kritisch - vielleicht hinsichtlich seiner für den November zu unpassenden, leichten Kleidung ....

Und der Dichter Theodor Storm schrieb über den Herbst:

Und sind die Blumen abgeblüht,

So brecht der Äpfel goldne Bälle;

Hin ist die Zeit der Schwärmerei,

So schätzt nun endlich das Reelle!

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Genau - schätzt endlich das Reelle :-) !