· 

Apfeltraum und Goldmarie

Saisonabschied von Altzella

 

Es gibt ein paar Dinge, die sich mit den Jahreszeiten verändern oder an diese gebunden sind - aus verschiedenen Gründen. So schließen einige öffentliche Parks, Gärten, Burgen und Schlösser ihre Tore für Besucher in der kalten Jahreszeit.

 

Dazu gehören auch das Kloster Altzella mit seinem Park und der Forstbotanische Garten in Tharandt. Der Forstgarten wird dieses Jahr zwei Wochen länger öffnen als gewöhnlich. Wir haben also noch bis Mitte November Zeit, uns an der dortigen Farbenpracht zu erfreuen. Die verzögert sich aufgrund der ausbleibenden Nachtfröste bisher ein wenig - daher sollen die Besucher noch eine "Verlängerung" bekommen, um an diesem Feuerwerk der Natur teilnehmen zu können. Ich freue mich auch jedes Jahr auf den orange-gelb-rot leuchtenden Blätterwald, vor allem im Nordamerika-Teil des Gartens, rings um die Tharandter  "Rocky Mountains".

 

Doch gestern war ein anderer Abschied dran, der nämlich vom Kloster Altzella. Von November bis März bleibt es leider geschlossen - es fehlt mir wirklich in dieser Zeit. Wie schön wäre mal ein Weihnachtsspaziergang durch die verschneite oder vernebelte Anlage, wie festlich ein Adventskaffee mit einem Stück Stollen im kleinen Klostercafè.... Aber - einen Vorteil hat diese Schließzeit auch: die Vorfreude auf die kommende Öffnung im Frühjahr kann über den Winter immer größer werden.

 

Am vergangenen Samstag also in Altzella:

 

 

Bis einschließlich 31. Oktober ist das Kloster noch regulär für uns alle geöffnet - vielleicht nutzt Du die verbleibende Zeit ja für einen Besuch. Es lohnt sich immer.

 

***

Viele Apfelbäume stehen auf dem Klostergelände, die meisten Früchte sind schon geerntet worden oder heruntergefallen. Ein paar haben wir in den letzten Wochen mitgenommen und gegessen. Auch der Quittenbaum ist nun leer, einzig ein alter Baum mit kleinen, festen Holzbirnen am Rand des Kräutergartens trägt noch seine Früchte.

 

Alter Liedtext fällt mir ein, der berühmte "Apfeltraum" von Renft:

 

Hab geschlafen unterm Apfelbaum.

Und der hing mit Äpfeln voll.

Als ich träumte einen Apfeltraum in moll.

 

Alle Äpfel hatten ein Gesicht.

Jedes weinte bitterlich.

Und der Apfelbaum neigte sich zu mir.

 

Rüttle, schüttle mich,

Fremder, mein Gewicht ist gar zu schwer.

Träume deinen Apfeltraum

Unterm Apfelbaum doch hinterher...

 

(1973 / Text: Gerulf Pannach, Musik: Peter Gläser)

 

Und es träumt und denkt sich immer gut im alten Klosterpark, unter den Apfel- und sämtlichen anderen Bäumen. Neue Pläne kann man hier schmieden, Kummer auflösen, Mut fassen. Nachsinnen über reifende Früchte, die Goldmarie, oder darüber, wie schlimm es ist, wenn man sieben Jahre nicht in seinen eigenen Garten gehen kann: