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Hervorgeholt: Hoch über der Zschopau

Durch die Wolfsschlucht auf den Zeisigstein

Blick vom Zeisigstein bei Wolkenstein
Blick vom Zeisigstein bei Wolkenstein

 

Der Herbst ist eine gute Jahreszeit, mal nach Wolkenstein zu fahren und diese Gegend zu erkunden. Wunderschön ist es hier besonders in diesen Tagen der Laubfärbung. Eine besondere Tour führt vom Schlossfelsen durch die Wolfsschlucht an der Zschopau entlang zum Zeisigstein. Da geht es jetzt hin:

 

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Rund um diesen Felsen, dessen Aussicht man auf dem obigen Bild sieht, hoch über der Zschopau nahe Wolkenstein, gibt es schon sehr lange Erlenzeisige. Sie brüten hier. Von ihnen hat die Gneisformation ihren Namen: der Zeisigstein.

 

Zum Zeisigstein kommt man auf einem sehr schönen Weg durch die Wolfsschlucht. Es wird also ein tierreicher Tag.

 

Wobei: Zeisige gibt es hier heute noch. Wölfe nicht.

 

Erlenzeisig (www.wikipedia.de)
Erlenzeisig (www.wikipedia.de)

 

Wir starten am Wolkensteiner Bahnhof und nehmen rechter Hand flussabwärts die Fußgängerbrücke hinüber zum hohen Wolkensteiner Felsen, auf dem Stadt und Schloss liegen. Wie schon früher hier erwähnt, verdanken beide ihren Namen diesem hohen Stein, der das darauf Befindliche in die Wolken zu heben scheint. Mehr zu Wolkenstein, der Stadt- und Schlossgeschichte, aber auch den Bergbau dieser Region findest Du hier in der Täterwerkstatt-Käffererkundung in mehreren Artikeln; gut zu finden im Reiter "Suche" mit Eingabe des entsprechenden Suchbegriffs.

 

Ein himmlischer Platz sozusagen, gerade in dieser Jahreszeit: im Herbst.

 

Ein paar Treppenstufen den Fels hinauf, dann findet man schon den Eingang zu Wolfsschlucht.

 

 

In der Wolfsschlucht
In der Wolfsschlucht

 

Der Weg führt steil in die Wolfsschlucht hinab. Der Hinweis, dass wir es hier mit einem alpinen Klettersteig zu tun haben, ist ernst zu nehmen. Gute rutschfeste Schuhe sind unabdingbar. Man muss achten, wohin man tritt.

 

Die Aussicht ist atemberaubend schön. Ein Bilderbuchblick.

 

 

Unten am Zschopauufer angekommen führt der Weg weiter flussaufwärts. Die Blätter des Laubwaldes leuchten bunt, Sonne funkelt auf der Wasseroberfläche der Zschopau. Und auch auf den Wasserspiegeln der Pfützen am Wegesrand blinkert es lockend, ja - das alles ruft uns in diesen schönen Tag hinein. Und wir sind ja da.

 

 

Vorbei am Hilfe-Gottes-Stolln, der an den alten Erzgebirgsbergbau und die neuere Wismut-Zeit erinnert. Dann biegt der Weg nach links vom Fluss weg in den Wald hinein ab. Wir überqueren eine Bachbrücke und folgen dem Wanderschild.

 

 

Ein herrliches Wegstück! Rechts der Strecke, nun weit unten, sieht man die Zschopau als funkelndes Band. Buntes Laub auf den Wegen, hohe und kleinere Buchen, Fichten und andere Laubbäume.

 

Wieder steigt der Weg an, ganz schön sogar. Ist ja auch logisch: wer die Aussicht genießen will, der muss hoch hinaus.

 

Wir erreichen den Zeisigstein und seine Schutzhütte. Wichtig bei Unwettern. Wir brauchen sie heute zum Glück nicht. Trotzdem hat die Hütte unfreiwillig eine Botschaft für den mehr oder weniger erstaunten Wanderer: "Rassismus bekämpfen!" schrieb einer an die innere Hüttenrückwand. 

 

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Eine wichtige Botschaft, gerade auch in heutiger Zeit. Wo Menschen in unserem Land wie Jasmina Kuhnke oder Sarah Lee Heinrich die weiße Mehrheitsgesellschaft (der sie auch Gutes zu verdanken haben) beleidigen und verspotten, Dunkelhäutige die Diskriminierung für sich gepachtet haben, die Opferrolle längst gängiges Geschäfts- und Karrieremodell geworden ist. Durch  einseitige Sichtweise und agressive Formulierung outen diese Leute sich für mich als das, was sie angeblich bekämpfen: als Rassisten mit Tunnelblick, unsouverän, kleinkariert und undemokratisch. 

 

Genug dazu.

 

 

Das Schöne ist, das dieser Ort gerade einsam liegt. Eine tolle Aussicht eröffnet sich dem Betrachter. Ganz unrassistisch und gleichberechtigt kann sie jeder genießen, der hier herkommt.

 

Auf dem Zeisigstein
Auf dem Zeisigstein

 

Wir bleiben eine ganze Weile da, erkunden den Felsen mit den beiden kleinen Aussichtsplattformen, trinken heißen Kaffee aus dem Rohr. Hier oben ist es sehr windig; ich muss auf Pawel und Kaffeerohr aufpassen, dass sie nicht davonfliegen. Der Wind ist wirbelig und übermütig. Immer wieder bläst er aus verschiedenen Richtungen und versucht, mir beim Fotografieren das Handy aus den Händen zu reißen. Was ihm auch aufgrund meiner neuen "Sicherungsschlaufe" nicht gelungen ist, zumindest diesmal.

 

Gut so, sonst könnte ich Dir das ja gar nicht zeigen:

 

 

Ein fantastischer Ort.

 

 

Nach einer ganzen Weile kommen zwei Leute, wir räumen das Feld. Auch ihnen sei, so wie uns, ihre Zeit ganz für sich hier oben gegönnt.

 

Traurig machen muss einen der Aufbruch nicht, denn der Weg zurück nach Wolkenstein führt über schöne Wiesen und Felder Richtung Schloss zurück. Verlaufen kann man sich kaum, da Stadt, Kirche und Schloss prächtig daliegen und zeigen, wo man hin muss.

 

Blick auf Wolkenstein
Blick auf Wolkenstein

 

Das hindert unseren breiten Weg jedoch nicht daran, plötzlich und unerwartet an einer Weide zu enden. Schöne schwarzweiße Rinder tun ganz desinteressiert, kommen aber doch unauffällig ein Stück näher und betrachten unsere kurze Ratlosigkeit. Was soll's.

 

Weiter über eine große Wiese zum Waldrand hinüber. Eine einzelne Löwenzahnblüte leuchtet trotzig, fröhlich, gelb. Wir betreten den Wald. Hier wird es dann interessant, denn, will man nicht umkehren, dann gehts steil bergab. Über lockeren Waldboden, dicht mit Laub bedeckt. Teilweise ist der Hochwald von unten voller kleiner Bäume dicht an dicht bewachsen. Sehr schön, nur nicht, wenn man da durch muss wie durch eine Hecke. Wir rutschen, klettern und fallen talwärts. Irgendwann treffen wir erwartungsgemäß auf einen Weg. Der bringt uns nach Wolkenstein in die Stadt zurück.

 

Wir gucken noch mal in den herbstlichen Schloss-Kräutergarten hinein und steigen dann bergab ins Tal hinunter. Der Imbiss am Zughotel hat geöffnet, hier gibts einen großen frischen Kaffee und eine Wurst. Dann ein paar Schritte zum Bahnhof, der Zug wartet schließlich nicht auf uns....

 

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So beenden wir diesen schönen Tag in Wolkenstein und in unserem Lieblingsmonat, dem Oktober.