Jetzt leben
Wie oft verschiebt man Dinge, die man gerne machen will, auf später. Weil einem die Zeit, der Mut, das Geld fehlen, um einen Wunsch in die Tat umzusetzen. Oder man hat Kopfschmerzen, ist zu müde; lustlos.
Geht es mir so, denke ich dann nur: jetzt nicht, kann ich ja später machen. Wenn ich wieder Zeit habe, wenn ich plötzlich reich geworden bin, wenn mir nichts mehr weh tut, wenn, wenn, wenn....
Lauter Annahmen, die mehr oder weniger realistisch sind. Ich denke dabei an die Reaktion des russischen Schachtleiters Polodnikov in Werner Bräunigs Wismut-Roman " Rummelplatz". Polodnikov kann zwanzig Stunden am Tag arbeiten, raucht ununterbrochen und ernährt sich von schwarzem Tee und Wodka. Er schafft es, zu jeder Zeit erreichbar zu sein und man munkelt, er vertrüge sogar Salpetersäure ...
Dieser Mann antwortet auf so eine angestrengte Argumentation seines Untergebenen Fischer: 'Bisschen viel WENN, Genosse Fischer ...".
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Ja, bisschen viel WENN manchmal.
Klar kann man nicht immer alles machen. Das wäre auch gar nicht schön. Pflichten fordern uns, Arbeiten wollen gemacht werden, private finanzielle Töpfe sind nicht so unerschöpflich wie offensichtlich die Steuereinnahmen unserrs Landes. Und schlafen muss man auch irgendwann mal.
Aber - wer schon zu den länger hier Lesenden gehört, weiß das: " Etwas geht immer."
Was für schöne Dinge und umwerfende Personen vor der Haustür stehen, das erlebt nur, wer diese Tür mal aufmacht, rausgeht, hinguckt und sich überraschen lässt. Der Sinne und Geist dem öffnet, was da IST.
Keiner kann immer so leben, als ob jeder Tag der letzte sei. Denn das Ergebnis dessen wäre doch nur völlige Erschöpfung, Irrsinn , Überdruss und die totale finanzielle Pleite ...
Doch es geht ja was: mal mehr, mal weniger. Und DAS sollte man nicht dauernd aufschieben.
Irgendwann ist es nämlich zu spät für bestimmte Sachen. Unsere Kinder werden erwachsen, wir leben alle nicht ewig.
Wenn Dein Kind das nächste Mal mit Dir Fußballspielen gehen oder Deine Mutter mit Dir einen Ausflug machen will, dann warte nicht, bis Deine Kopfschmerzen weg oder alle Fenster Deines Haushalts geputzt sind.
Warte nicht auf bessre Zeiten und - "Spar' deinen Wein nicht auf für morgen".
