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Habseligkeiten

Was (nicht) bleibt

 

Wenn einer stirbt, hinterläßt er immer irgend etwas.

 

Bei den meisten Menschen sind das keine großen Vermögen und Werte. Vielleicht ein bißchen Geld auf dem Konto, etwas Mobiliar, Haushaltsgegenstände und Kleidung. Vielleicht eine Skiausrüstung, ein Boot, ein Auto, ein paar Schmuckstücke, evtl. das Haus oder die Wohnung, wo derjenige lebte.

 

Diese Haushalte müssen nun aufgelöst oder übernommen werden, meistens machen das die Angehörigen. Dabei kommen sie zum Vorschein: die Habseligkeiten des Menschen.

 

Denn jeder hatte außer Kochtopf, Wischmopp und Papierlocher auch sehr persönliche Dinge. Briefe, Fotos, Tagebücher, Bilder, Bücher, Topfpflanzen. Was sich so im Laufe des Lebens ergeben hat; eins kommt zum anderen. Wer vieles aufgehoben hat, hinterläßt sein uraltes Poesiealbum mit den Sprüchen längst vergangener Zeiten; Schulhefte mit den Bemühungen vorangegangener Generationen, Kleidung verschiedenster Modeepochen und Größen, eigene kleine Werke: vielleicht ein Bild, ein Gedicht, eine Stickerei, Töpfer- oder Holzarbeiten, Unmengen an Dokumenten. In manchen Jahren häuft sich das langsam, in anderen Schlag auf Schlag. Dinge, die für den Besitzer großen Wert haben, mit denen aber Außenstehende nichts oder nur wenig anfangen können.

 

Vielleicht hat der Verstorbene etwas gesammelt und sorgfältig gehütet, kleine Glasfiguren zum Beispiel, alte Filmplakate, Kunstgegenstände - Sachen, die ihm selbst so wichtig waren und wo jetzt andere mehr oder weniger ratlos draufschauen und sich fragen, was sie mit dem ganzen Zeug machen sollen.

 

Manchmal ist noch ein Garten da, ein Grundstück. Oder Haustiere - Hund und Katze brauchen dann plötzlich ein neues Zuhause; der Wellensittich oder die Zierfische auch.

 

Eine kleine Welt verschwindet: die Welt desjenigen, der darin gelebt, der sie sich geschaffen hat.

 

Wie wertvoll, verwertbar oder erstrebenswert das alles für die Nachkommen ist, spielt eigentlich nur die zweite Rolle.

 

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Das Bedeutsamste ist doch, das jedes Mal still und leise etwas Einzigartiges, was bis gestern noch existierte, nach und nach verschwindet: die besondere Welt dieser einen Persönlichkeit.