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Nichts bleibt, mein Herz - und alles ist von Dauer

August

"Der August" von Alfons Mucha, Kalenderblatt von 1889 (www.posterlounge.de/p/511432.html)
"Der August" von Alfons Mucha, Kalenderblatt von 1889 (www.posterlounge.de/p/511432.html)

 

Willkommen im August, diesem Hochsommermonat voller Hitze- und Regentage, mit frischen Nächten, mit Gewittern, reifenden Früchten und Ernte auf den Feldern, froher Ferienzeit, Badevergnügen, Grillabenden und - anstrengenden Arbeitstagen. Es gibt Regengüsse, Waldbrände, aber auch Sternschnuppen. 

 

Dann kann man sich was wünschen. Der Wunsch will gut überlegt sein, denn er könnte wahr werden.

 

***

 

Ein Wunsch: viele besondere Orte besuchen, sich an deren Schönheit freuen. Und darüber, dass man selbst in dieser Welt ist.

 

Bei mir ist das wahr geworden, auch im August.....

 

 

Der August

(Erich Kästner)

 

Nun hebt das Jahr die Sense hoch

 und mäht die Sommertage wie ein Bauer.

 Wer sät, muß mähen.

 Und wer mäht, muß säen.

 Nichts bleibt, mein Herz.

Und alles ist von Dauer.

 

Stockrosen stehen hinterm Zaun

 in ihren alten, brüchigseidnen Trachten.

 Die Sonnenblumen, üppig, blond und braun,

 mit Schleiern vorm Gesicht,

schaun aus wie Frau'n,

 die eine Reise in die Hauptstadt machten.

 

Wann reisten sie? Bei Tage kaum.

 Stets leuchteten sie golden am Stakete.

 Wann reisten sie? Vielleicht im Traum?

 Nachts, als der Duft vom Lindenbaum

 an ihnen abschiedssüß vorüberwehte?

 

In Büchern liest man groß und breit,

 selbst das Unendliche sei nicht unendlich.

 Man dreht und wendet Raum und Zeit.

 Man ist gescheiter als gescheit, -

 das Unverständliche bleibt unverständlich.

 

Ein Erntewagen schwankt durchs Feld.

 Im Garten riecht's nach Minze und Kamille.

 Man sieht die Hitze. Und man hört die Stille.

 Wie klein ist heut die ganze Welt!

 Wie groß und grenzenlos ist die Idylle ...

 

Nichts bleibt, mein Herz.

Bald sagt der Tag Gutnacht.

 Sternschnuppen fallen dann,

silbern und sacht,

 ins Irgendwo, wie Tränen ohne Trauer.

 

Dann wünsche Deinen Wunsch,

doch gib gut acht!

 Nichts bleibt, mein Herz.

Und alles ist von Dauer.

 

Sommermorgennebel
Sommermorgennebel