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In Lauenstein (Erzgebirge)

Auch hier "Triple X"

Aus dem Müglitztal kommend sieht man beim Aufstieg Richtung Lauenstein schon bald Burgruine und Schloss.
Aus dem Müglitztal kommend sieht man beim Aufstieg Richtung Lauenstein schon bald Burgruine und Schloss.

 

An einem schönen Maimorgen machen wir uns auf den Weg nach Lauenstein im Erzgebirge. Hier stehen Schloss und Burg Lauenstein auf einem Felsen über dem Müglitztal. Eine schöne kleine Stadt ist Lauenstein; das Renaissanceschloss und die Burgruine sind beeindruckend - das konnten wir bei früheren Besuchen schon sehen. Aber - wir waren noch nie im Schloss, nur in den Gärten und im Schlosshof. Auch das allein ist schon eine Reise wert, aber heute sind wir gespannt auf das Innenleben.

 

Über Dippoldiswalde und Glashütte fahren wir nach Lauenstein und steigen dort am Bahnhof aus. Der hat, wie viele Bahnhöfe im Land, schon bessere Zeiten gesehen. 

 

 

Aus dem Müglitztal geht es bergauf nach Lauenstein; schon bald sieht man Burg und Schloss Lauenstein beeindruckend auf seinem Felsenplatz thronen. Ja - thronen ist hier das richtige Wort. Majestätisch stehen die Gebäude an ihrem seit jeher beanspruchten Platz.

 

Generationen von Menschen verschiedenster Herkunft lebten und arbeiteten hier. Von den ersten Bauarbeitern und Wachsoldaten im 12. Jahrhundert über mehrere Geschlechter von Adelshäusern und Geschäftsleuten bis hin zu den nach 1945 hier einquartierten Ostflüchtlingen und den heutigen Verantwortlichen, die diesen Welterbe-Standort betreuen.

 

Die Wiesen unterhalb des Schlosses, die man vom Müglitztal kommend sieht, dienten früher der Flachsverarbeitung - eine Infotafel erklärt Näheres und hat ein schönes Bild:

 

Flachsbäuerin in Lauenstein, 1930er Jahre (Bild von Infotafel Lauenstein)
Flachsbäuerin in Lauenstein, 1930er Jahre (Bild von Infotafel Lauenstein)

 

Ist man oben auf dem Schlossberg angekommen, bietet sich die Erkundung des Zentrums von Lauenstein mit dem schräg geneigten Marktplatz, der Stadtkirche "St. Marien und Laurentien" und dem Schlossaußengelände an.

 

Angekommen in Lauenstein
Angekommen in Lauenstein

 

Die Sonne lässt jetzt am zeitigen Mittag die weißen Mauern der Kirche und des Schlosses leuchten; eine große alte Rotbuche hat sich auch dieses Frühjahr wieder mit rotgrünen frischen Blättern geschmückt. Der Falkner auf dem Brunnen passt auf den Marktplatz und die Lauensteiner auf.

 

Marktplatz mit Falknerbrunnen, Lauenstein
Marktplatz mit Falknerbrunnen, Lauenstein

 

Ein kleiner Barockgarten ist da; der dem Schloss vorgelagerte ehemalige Wirtschaftshof sieht aus wie eine winzige Stadt für sich. Man kann sich vorstellen, was hier früher los war. Damals, als noch verschiedenste Gewerke - Mensch und Tier - auf diesem doch relativ übersichtlichen Gelände zugange waren. Es wurde gebacken, gebraut, gekäst, gebaut, repariert und transportiert. Und bewacht natürlich - denn an Feinden hat es hier im Grenzgebiet nie gemangelt.

 

Animation Wirtschaftshof Lauenstein, Screenshot Infofilm
Animation Wirtschaftshof Lauenstein, Screenshot Infofilm

 

Wer die Burg um das Jahr 1200 erbauen ließ, weiß man heute nicht genau. Vermutet wird, dass eine erste Anlage zum Schutz im Grenzgebiet Böhmen/Sachsen errichtet wurde - entweder von den sächsischen Markgrafen von Meißen oder den böhmischen Hrabischitzern.

 

Über mehrere Jahrhunderte entwickelte sich die Wachburg zur Wohnburg, dann zum Schloss. Das Schloss selbst wurde ständig erweitert, modernisiert, neuen Anforderungen und Wünschen angepasst. Man baute an und um; errichtete Wendelsteine, weitere Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Auch die Außenanlagen wandelten ihr Geschicht mit der Zeit. Der große Wirtschaftshof mit Milchhaus und Brauerei entstand vor dem Schlosstor; der Schlossgraben wurde zum Garten umfunktioniert, die hölzerne Zugangsbrücke ersetzte man bald durch ein Bauwerk aus Stein.

 

 

Wer mehr zur Schlossgeschichte erfahren will, wird hier auf der Schloss-Website fündig. Noch besser ist es, sich in der Schlossausstellung selbst einen kleinen Film über das Thema anzugucken. Hier werden die An- und Umbauten sehr anschaulich animiert.

 

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Was gibt es hier zu sehen, auf Lauenstein?

 

Natürlich die Gebäude selbst, ihre schon angesprochene Jahrhunderte währende Veränderung durch Bautätigkeit und Anpassung, aber auch durch Brände, Zerstörung und Verfall. Dann die Falknerei, die hier existiert. Jagen mit Greifvögeln war früher ein Luxus und auch eine Kunst. Heute kann man auf Lauenstein etwas darüber erfahren und den Raubvögeln sehr nahe kommen. Falken, Bussarde, Uhus gibt es hier

 

Dann das Erzgebirgsmuseum, was eine riesige Vielfalt an Ausstellungsthemen und -gegenständen bietet: Geschichte des Schlosses, Entwicklung des Erzgebirges mit ein paar Schwerpunkten wie dem Bergbau, dem Postwesen, dem Wald ... um nur einiges zu nennen. Eine scheinbar unerschöpfliche Menge an Exponaten findet man hier: Riesige Kutschen, Uniformen der Postangestellten, Postsäulen, Relikte von bergmännischem und gleisbaubezogenem Equipment. Möbel und Gebrauchsgegenstände aus dem Schlossalltag, Gemälde und wunderschöne Skulpturen, Reste der 1945 zerstörten Dresdner Frauenkirche, Informationen zu ihrem Architekten George Bähr, der ein gebürtiger Lauensteiner war. Auch den Maler Kurt Querner, dessen Bilder wir in der Freitaler Sammlung auf Schloss Burgk sahen, finden wir hier wieder. Seine Porträts eines jungen Mädchens und des Jungen Erich hängen im Schloss.

 

Wer einen virtuellen Rundgang jetzt gleich machen möchte, der kann das - HIER.

 

 

Ein ganzes Gefängnis ist zu sehen, in dessen Kellerverliesen findet man eine schön beleuchtete Sammlung von Mineralien. Bunte Quarze und Amethyste aus dem Erzgebirge und der Welt haben hier ihren Platz. Anstelle der bedauernswerten Gefangenen sitzt heute eine Puppe in der Zelle, zum Glück.

 

 

Großartig auch die Puppenausstellung mit den alten Protagonisten aus dem Lauensteiner Puppentheater, gegründet 1958 von Ruth und Hans-Joachim Hellwig. Ihre Puppen sind bezaubernde Figuren mit Eigenleben ....

 

 

Die wechselnde Sonderausstellung im Erdgeschoss des Eingangsflügels beschäftigt sich aktuell mit Textilgestaltung - auch sehr schön; habe ich hier jetzt weggelassen, da es den Rahmen zu sprengen droht. Kann man noch bis 02. Juli 2023 sehen, mehr dazu HIER.

 

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Daniela Bensch hat einen kleinen interessanten Film über Schloss Lauenstein für uns alle gemacht und auf ihrem YouTube-Kanal veröffentlicht. Sie nimmt uns mit in den Wappensaal, den Vogelsaal, das Gefängnis ....:

 

 

Das Schloss bietet auch ein Café im Eingangsbereich. Drinnen und draußen kann man hier sitzen und sich etwas Gutes tun. Draußen, am Wolkensteiner Marktplatz, gibt es einen kleinen Bäckerladen. Man sieht ihn auf dem oberen Foto vom Falknerbrunnen im Hintergrund.

 

Hier gibt es sehr guten Zuckerkuchen und Kaffee. Auf der Bank vor dem Laden sitzen wir und erholen uns von stundenlanger Schlosserkundung, bevor wir uns auf den Heimweg machen.

 

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Fahre doch auch mal nach Lauenstein; nimm Dir Zeit für diese Schätze im und um das Schloss herum. Es gibt so viel zu entdecken (Du weißt doch: Triple X und "Bora, Bora, Baby" mit Vin Diesel....).

 

Schloss Lauenstein mit Eingangsbrücke und Barockgarten
Schloss Lauenstein mit Eingangsbrücke und Barockgarten