· 

Hervorgeholt: Am Treibehaus der Grube Oberes neues Geschrei Hoffnung Schacht

Unterwegs in Halsbrücke (1)

Treibehaus der Grube Oberes neues Geschrei / Hoffnung Schacht
Treibehaus der Grube Oberes neues Geschrei / Hoffnung Schacht

 

Der Bürgermeister von Halsbrücke Andreas Beger sagte 2019 im Zusammenhang mit der geplanten Sanierung des alten Treibehauses vom Hoffnung Schacht der Grube Oberes neues Geschrei, er wünsche sich Besucher seiner zum UNESCO-Welterbe gehörigen Bergbaustätten. Von der kleinen Halde des Hoffnung Schachtes sollten die Leute über seine Gemeinde gucken, entdecken, was es hier zu sehen gibt. 

 

Wir haben das gemacht und sind am alten Treibehaus von Hoffnung gewesen.

 

Sozusagen mit Hoffnung auf Hoffnung.

 

Treibehaus Grube Oberes neues Geschrei Hoffnung Schacht / Halsbrücke, Peter Czolbe / 1982, (https://czolbe.de/)
Treibehaus Grube Oberes neues Geschrei Hoffnung Schacht / Halsbrücke, Peter Czolbe / 1982, (https://czolbe.de/)

 

Kommt man aus Freiberger Richtung nach Halsbrücke, findet man einen Wander- und Radweg, der gleich rechts vom Ortseingang abbiegt. Folgt man ein Stück, sieht man links Richtung Muldental ein Gebäude mit Türmchen. Das ist das alte Treibehaus des Schachtes Hoffnung, gehörig zur Grube Oberes neues Geschrei. Das Geschrei hat hier nichts Negatives, sondern geht auf das alte Wort Berggeschrey zurück. Damit meinte man die Kunde von neuen Erzfunden, die sich damals zur Blütezeit des Erzbergbaus hier schnell verbreitete.

 

Wegabzweig am Halsbrücker Ortseingang
Wegabzweig am Halsbrücker Ortseingang

 

"Das Schachtgebäude, auch Treibehaus genannt, wurde im Zusammenhang mit der Schaffung des Rothschönberger Stollns, den man von 1844 bis 1877 anlegte, errichtet. Der 1850 vollendete Hoffnung Schacht wurde als Lichtloch für den Vortrieb des Stollns zwischen dem Richtschacht der Reichen Zeche und dem VIII. Lichtloch in Halsbrücke angelegt. In seinen besten Zeiten waren hier zwei Schwamkrugturbinen in Betrieb: eine zur Wasserhaltung und eine zur Förderung. Heute ist das Schachthaus einschließlich der Haldenanlage offizieller Bestandteil des Welterbes Montanregion. Und nach der geplanten Sanierung wird es auch wieder so aussehen. Natursteinarbeiten sowie Zimmerer- und Dachdeckerarbeiten sind dafür nötig. Das Schachtgitter wird saniert, ebenso der mit Gneisplatten belegte Fußboden. Insgesamt knapp 120.000 Euro sind veranschlagt. " (Freie Presse / 11.12.2019)

 

 

Über einen querfeldein vom Radweg aus schnell erreichten Weg gelangt man, vorbei an einer gelb leuchtenden Weide und ein paar Gärten, zum Schacht Hoffnung. Ein Weg nach oben wurde gebahnt, und jetzt kann man dem Wunsch des Bürgermeisters Beger folgen: den Ausblick über Halsbrücke genießen. Bei solchem Wetter wie heute kein Kunststück, ein schöner Vorfrühlingstag mit strahlendem Himmel erfreut uns nach einer Reihe dunklerer Tage.

 

Oben angelangt kann man um das Schachtgebäude herumgehen, hineinschauen. Ein Schild mit Code führt zu einer Infowebsite, welche wahrscheinlich noch im Aufbau ist und uns heute noch nichts verrät. Die Instandsetzung am Gebäude selbst ist vorangegangen. Dach und Holzverkleidung leuchten neu, ein Gerüst steht.

 

Ein kleiner Rastplatz lädt zur Pause ein. Natürlich gibts Kaffee aus dem Rohr. Warm ist die Sonne schon, jetzt Mitte Februar.

 

***

 

Wer sich für bergbauhistorische Hintergründe von Halsbrücke interessiert, der wird die sehr ausführliche, mit alten Fotos bestückte Chronik des Bergmannes, Grubenschlossers und Schmiedes Reinhold Klanthe zu schätzen wissen. Zu finden ist diese mit dem Button am Beitragsende. (Ich bin begeistert.)

 

Aus ein paar Worten der Chronik zum Lebensweg des 1905 als Sohn schlesischer Landarbeiter geborenen Reinhold Klanthe geht auch hervor, dass Klanthe kurze Zeit im Roßweiner Schmiedewerk Carl Wolf & Sohn arbeitete, an einem mechanischen Schmiedehammer. Das muss Anfang der 1930er Jahre gewesen sein, bevor er dann nach Halsbrücke kam.

 

***

 

So fühle ich mich dem Mann gleich verbunden, ist doch Carl Wolfs damaliger Schmiedebetrieb, Arbeitgeber des Herrn Klanthe, Teil einer langen Schmiedetradition in Roßwein. Leider endete dieser Weg 2020 mit der Schließung des nun zu einem österreichischen Unternehmen gehörigen Standorts an der Freiberger Mulde. Nach 158 Jahren. Ein paar wenige davon war ich auch dabei.

 

Reinhold Klanthe (Mitte) in den 1950er Jahren / Foto: R. Klanthe (http://www.unbekannter-bergbau.de/inhalte/spot_12_2017_ChronikHalsbruecke.htm)
Reinhold Klanthe (Mitte) in den 1950er Jahren / Foto: R. Klanthe (http://www.unbekannter-bergbau.de/inhalte/spot_12_2017_ChronikHalsbruecke.htm)

 

Aber wieder zurück nach Halsbrücke; nach Rossi fahren wir ein andermal.

 

Fakt ist: hier in Halsbrücke gibt es jede Menge zu entdecken. Wir planen weitere Abenteuertage ein. Zum Beispiel gilt es etwas über das Wahrzeichen des Ortes, die Halsbrücker Esse, herauszufinden. Denn die Hohe Esse, wie sie auch heißt, ist nicht irgendein Schornstein.

 

Als sie 1889 fertiggestellt wurde, war sie mit 140 Metern der höchste Schornstein der Welt! Beeindruckend, aber dazu später mehr.....

 

 

Zurück gehts auf besagtem Rad- und Wanderweg. Man durchquert das kleine Industriegebiet "Schwarze Kiefern" und ist, am Deutschen Brennstoffinstitut vorbei, schon wieder in Freiberg.

 

Unterwegs begegnen wir noch einem kleinen Schneemann, der tapfer der Sonne trotzt.