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Krieg in der Ukraine seit einem Jahr

Was ist möglich?

Frau Dr. Sahra Wagenknecht und Frau Alice Schwarzer (Pressefoto / Quelle: https://aufstand-fuer-frieden.de/manifest-fuer-frieden/)
Frau Dr. Sahra Wagenknecht und Frau Alice Schwarzer (Pressefoto / Quelle: https://aufstand-fuer-frieden.de/manifest-fuer-frieden/)

 

"Verhandeln heißt nicht kapitulieren. Verhandeln heißt, Kompromisse machen, auf beiden Seiten. Mit dem Ziel, weitere Hunderttausende Tote und Schlimmeres zu verhindern. Das meinen auch wir, meint auch die Hälfte der deutschen Bevölkerung. Es ist Zeit, uns zuzuhören!" (Quelle HIER)

 

So beginnt das "Manifest für Frieden" mit der dazugehörigen Petition. Die Initiatoren sind die Linken-Politikerin Frau Dr. Sahra Wagenknecht und die EMMA-Gründerin Alice Schwarzer, die die Aktion am 10. Februar 2023 starteten. Am kommenden Samstag soll in Berlin eine Friedensdemo stattfinden, der sich jeder friedliche Bürger anschließen kann.

 

599.737 Bürger haben die Petition zum Friedensmanifest bis jetzt, 22.02.23, 19:50, unterzeichnet, Tendenz steigend. Sie alle wünschen sich Gespräche zwischen den Kriegsparteien.

 

Viele Anfeindungen für Wagenknecht und Schwarzer gibt es vor allem von den Befürwortern der Waffenlieferungen, die auf eine militärische Niederlage Russlands hoffen. Sie lehnen Verhandlungslösungen ab, weil ja Russland gar nicht verhandeln wolle. Nicht aufgeben dürfe man die Ukraine, wo Menschen sterben, leiden und das Land verwüstet wird. Mittlerweile gibt es eine Gegenbewegung gegen das "Manifest des Friedens".

 

Verstehe ich einerseits auch - man will dem Druck, der Agression nicht nachgeben. Nur: was wird hier erreicht, außer einem noch Jahre andauernden Krieg mit vielen Verletzten, Gequälten, Toten, mit unfassbarer Zerstörung? Was steht an dessen Ende?

 

Ich dachte bisher immer, gute Diplomatie sei ja gerade dazu da, gegnerische Parteien zu gemeinsamen Lösungen zu bringen, zu Kompromissen; nach Möglichkeiten der Verständigung zu suchen, trotz krasser Gegensätze einen Fortschritt, eine Besserung der Lage zu erreichen. Wenn wir aber Spitzenpersonal haben, das versehentlich den Krieg erklärt oder beim Besuch anderer Nationen nicht mal deren Nationalflagge kennt - dann ist vielleicht außer einem trotzigen Aufstampfen der deutschen Diplomatendarsteller nicht viel zu erwarten. So etwas wie historisches und politisches Wissen, Menschenkenntnis, Liebe zum eigenen Land und Respekt vor dem des anderen, auch vor dem des Feindes. Fingerspitzengefühl, diplomatisches Geschick, menschliche Größe, natürliche Autorität. Gute Vernetzung mit klugen Partnern, kein Blubbern in der immer gleich grün-roten Blase. (Da kann es schon mal passieren, dass man hundertausende Kilometer von daheim entfernt eine 360°- Wende hinlegt, weil man sich mit Russland im Krieg wähnt und es einem sowieso egal ist, was die eigenen Wähler denken.)

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Der bekannte Journalist Heribert Prantl kommentiert am 18. Februar sehr treffend dazu (Quelle HIER):

 

"Verhandeln komme, so heißt es von den Gegnern des Manifests für den Frieden, schon deswegen nicht in Betracht, weil es keine Verhandlungsbereitschaft der Kriegsparteien gebe. Das ist gefährlicher Fatalismus. Man kann und soll Verhandlungsbereitschaft auch herbeiverhandeln. Dieser Plan ist viel aussichtsreicher als der Plan, Frieden herbeizubomben."

 

 

Die Berliner Friedensdemo für Verhandlungen und gegen Waffenlieferungen findet am kommenden Samstag, dem 25. Februar, um 14 Uhr statt - am Brandenburger Tor.

 

Flugblatt zur Friedens-Demo am Samstag, 25.02.2023
Flugblatt zur Friedens-Demo am Samstag, 25.02.2023