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Hervorgeholt: Schiffe auf Bahnhöfen

Warte nicht auf bessre Zeiten

Dieser Satz wird Albert Einstein zugeschrieben. (Foto: https://www.facebook.com/ilkakoehler.de/photos/a.278226615564303/2957425524311052/?type=3&comment_id=2957683157618622)
Dieser Satz wird Albert Einstein zugeschrieben. (Foto: https://www.facebook.com/ilkakoehler.de/photos/a.278226615564303/2957425524311052/?type=3&comment_id=2957683157618622)

 

Hast Du schon mal am Bahnhof auf ein Schiff gewartet?

 

Nicht?!

 

Also ....  ich schon. Das "Schiff" kann alles sein: ein Lebensziel, ein Detail, ein Wunsch. Und auch der Bahnhof kann jeder beliebige Ort sein, auf jeden Fall ist es der falsche. Wenns um Schiffe geht, zumindest.

 

Will ich mit dem Schiff reisen, muss ich erst mal erkennen, dass am Bahnhof nur Züge kommen....

 

Und dann? Den Ort wechseln und vom Bahnhof zum Hafen gehen, am besten gleich und auf direktem Weg. Oder umdenken und mit dem Zug fahren, was auch seine Vorteile hat. Auf gar keinen Fall aber das: am Bahnhof stehen bleiben und meckern, das kein Schiff kommt....

 

***

 

Es wäre möglich, dass man dann am Hafen ist und verschiedene Schiffe da ankern, gerade ankommen und noch erwartet werden. Man bleibt eine Weile, guckt sich alles an und wägt ab. Vielleicht findet man ein geeignetes Schiff und fährt mit. Kann sein, es ist dann alles passend und sehr gut. Auch möglich, man stellt auf der Reise fest, dass man seekrank wird, Schiffe eigentlich hasst und öfters als notwendig mit grünem Gesicht über der Reeling hängt.  Jetzt erst bemerkt man plötzlich und schmerzhaft, dass es am Bahnhof eigentlich viel besser war und wie entspannt eine Zugreise wahrscheinlich wäre ...

 

Dann - geht man wieder zurück, zum Zug, vielleicht. Aber - man war wenigstens am Hafen, vielleicht sogar auf dem Schiff. Man hatte seine Chance und traf seine Entscheidung. Oder: andere haben sie getroffen und einen von Bord geschmissen. Dann - bleibt nur das Zurückschwimmen. Nicht schön, aber in dem Fall sozusagen "alternativlos" und - hinterher betrachtet - oft lehrreich. Man hat sich den Dingen gestellt und nicht feige verhalten. Wie heisst es so schön: Gegenwind stärkt den Charakter. Ich würde sagen: ungemein sogar.

 

***

 

Was heißt das jetzt im Klartext?

 

Wenn ich etwas unbedingt will, dann sollte ich versuchen, das auch zu kriegen. Zu werden. Zu machen. Zu verstehen.

 

Zu sein.

 

Auch, wenn es Schwierigkeiten gibt. Und Schmerzen. Wenns nicht klappt, findet sich ein anderer, neuer Weg - den man vorher vielleicht noch nicht kannte und anders nie gefunden hätte. Kann strapaziös werden, ist aber niemals langweilig. Und man sitzt nicht hundertjährig im Lehnstuhl und fragt sich, was man wohl alles verpasst hat. Das Böse an dieser Situation dann ist nämlich, dass man das, was man hat, nicht zu schätzen weiss. Und immer denkt, das Entgangene wäre alles viel besser gewesen. Was nicht stimmen muss.  Diese Gedanken machen einen unleidlich, griesgrämig, hässlich und freudlos. Asche im Herzen.

 

Das - gilt es zu vermeiden. Für einen selber und aus Gründen der Umweltfreundlichkeit....

 

***

 

Kann man so sehen, das Leben als Hin und Her zwischen Häfen und Bahnhöfen? Gar nicht so schlecht. Ich finde, man sollte sich nur nicht andauernd immer zufriedengeben, immer nur warten oder gar resignieren. Die Warterei ist das Schlimmste - und auch völlig unnötig. Manchmal muss man sich und andern was beweisen, manchmal auch nicht. Und:

 

Es geht immer irgendwas. 

 

Warte nicht auf bessere Zeiten!

 

 

***

"Wartest du auf bessre Zeiten,
wartest du mit deinem Mut -
gleich dem Tor, der Tag für Tag
an des Flusses Ufer wartet.
Bis die Wasser abgeflossen,
Die doch ewig fließen."

 

(Wolf Biermann 1974)

 

***