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Das Dorf Nowolipie

"Wenn die Madonna den Dörflern gnädig war ..."

Noch nicht veröffentlicht: "Das Dorf Nowolipie" von Ludwig Witzani (http://ludwig-witzani.de/neu-das-dorf-nowolipie-der-roman-polens/)
Noch nicht veröffentlicht: "Das Dorf Nowolipie" von Ludwig Witzani (http://ludwig-witzani.de/neu-das-dorf-nowolipie-der-roman-polens/)

 

Nachdem Du gestern die ganz reale Lebensgeschichte von Maria Kaminski kennengelernt hast, gibt es heute eine Kostprobe aus Ludwig Witzanis noch unveröffentlichtem Roman. Darin kommt das Dorf Nowolipie vor, das es so nicht gibt. Doch Witzani hat sicher Marias Heimatdort Zakepie vor Augen, als er seine Figuren zum Leben erweckte .....

 

Tauchen wir ein, zuerst mit einem kleinen Textstück vom Beginn des Romans, dann mit zwei schönen Lesungen daraus:

 

 

"Irgendwo in Polens Osten, hinter Warschau und vor Lublin, abseits der großen Städte und Durchgangsstraßen, lag das Dorf Nowolipie. Es war ein Dorf, wie es damals  Tausende gab, eingebettet in eine flache Landschaft, die einer grünen Scheibe glich, deren Ränder sich am Horizont verloren.  Topolabäume, Trauerweiden  und Linden  säumten schmale Wege, die an kleinen Höfen und Dörfern vorüberführten. Die Häuser waren aus Lehm und Holz gebaut und ebenso wie die Viehställe mit Stroh gedeckt. In den Küchen, in denen sich der Rauchfang befand, versammelten sich die Familien und aßen Kartoffeln mit Gris, Pilze mit Eiern und an den Feiertagen manchmal auch einmal ein Stück Fleisch. Rund um diese Dörfer lagen die Felder, flach dahingesteckt unter einem grenzenlosen Himmel, doch bei weitem nicht so fruchtbar wie die Böden in der benachbarten Ukraine. Kartoffeln und Getreide wuchsen auf diesem sandigen Grund, und mit einiger Mühe und Geduld war es möglich, Obst und Gemüse zu ernten.  Jedes Frühjahr zogen schwarze  Wolken von Südosten her über das Land und brachten den Regen, den die Bauern brauchten, manchmal aber auch Stürme, die die Ernte bedrohten.

 

Wenn die Madonna den Dörflern gnädig war, dann begannen die Bauern Anfang Juli mit der Ernte, mähten im Schweiße ihres Angesichts das Getreide, während ihre Frauen und Kinder hinter ihnen hergingen, um die Garben zu binden. Dreschmaschinen, die die Spreu vom Weizen trennten, gab es noch nicht, so dass das getrocknete Stroh mühsam gedroschen werden mussten, um das Korn zu gewinnen, das  in den Mühlen von Balanow gemahlen wurde."