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In Wolkenburg (1)

Auf zum Schloss

Schloss Wolkenburg, von den Zinnen der Warte aus gesehen
Schloss Wolkenburg, von den Zinnen der Warte aus gesehen

 

Schloss Wolkenburg liegt unweit von Glauchau über dem Tal der Zwickauer Mulde. Der kleine Ort am Fuß des Schlossbergs verdankt der Burganlage, die um das Jahr 1300 entstand, seinen heutigen Namen: Wolkenburg ist in unseren Tagen ein Ortsteil von Limbach-Oberfrohna.

 

Wir waren dort, an einem schneewolkenverhangenen Januartag. Ein Wetter, dass sicher nicht jeden herauslockt. Auch der Umstand, dass das Schloss sich gerade in der Winterpause befindet, führte sicher zur winterlichen Einsamkeit rings um das Anwesen.

 

 

Hier oben auf dem Felsen über dem Flusstal errichtete man um das Jahr 1300 eine Burganlage zum Schutz dieses Landes und der Reisenden, die es hier entlang führte.

 

Allerlei Besitzer hatte die Burg durch die Jahrhunderte. Auch die Familie von Kauffungen, deren Mitglied Kunz von Kauffungen wegen des Altenburger Prinzenraubs 1455 in Freiberg (Sachsen) enthauptet wurde, gehörte dazu.  Als im Jahr 1627/1635 - hier fand ich unterschiedliche Angaben -   Heinrich Hildebrand von Einsiedel auf die Burg kam, kehrte Beständikeit ein.

 

Mehr als 300 Jahre saß nun die Familie von Einsiedel auf diesem Besitz, baute um, veränderte, modernisierte, reparierte. Die Burg wurde zum Schloss umgestaltet, die Moden der Zeit hinterließen Spuren an Gebäuden und in der Umgebung. Ein  englischer Garten mit Skulpturen folgte dem im Renaissancestil, moderne Wohnräume und die "Neue Kirche" (Mauritiuskirche) entstanden; Skulpturen und Kirche waren Projekte des kunstliebenden Carl Detlev von Einsiedel (1737 - 1810).

 

Carl Detlev von Einsiedel (1737  - 1810)
Carl Detlev von Einsiedel (1737 - 1810)

 

Carl Detlev führte sicher ein erfülltes Leben auf seinem besonderen Familiensitz, war aber auch viel unterwegs. Er war sächsischer Konferenzminister und Unternehmer, eng verbunden mit der Eisengießerei in Lauchhammer, wo er auch die im und am Schloss stehenden Skulpturen und das Relief an der Neuen Kirche herstellen ließ.

 

Dieser Herr von Einsiedel war zwei Mal verheiratet und hatte mit seiner ersten Frau Albertine Sidonie dreizehn Kinder; die zweite Ehe blieb kinderlos. Von Einsiedel hatte das Glück, dass erst seine Nachfahren und nicht er selbst die Enteignung seines Anwesens und der dazugehörigen Ländereien im Jahr 1945 erleiden mussten. Aber dazu kommen wir ein andermal.

 

Mehr zur Schlossgeschichte findet man z. B. hier:

 

 

Wir kommen aus Glauchauer Richtung, gucken uns zuerst das alte Parkrestaurant an, das jetzt zur Gemeindeverwaltung gehört und früher mal ein begehrtes Ausflugsziel war.

 

Dann gehen wir am verlassen wirkenden Gasthof Wolkenburg vorbei, ein paar prächtige Hühner und ein Hahn promenieren hier ungestört. Gleich danach kommt der kleine Markt von Wolkenburg mit dem Café Vila Hermes. Dieses Café mit Kaffeerösterei gehört einer brasilianischen Familie, deren Vorfahre vor 140 Jahren seinen sächsischen Heimatort Penig nahe Wolkenburg verließ und nach Südamerika auswanderte. Familie Hermisdorff trat den Weg in umgekehrter Richtung an und lebt seit 2017 hier.

 

 

Nun überqueren wir die Muldenbrücke des kleinen Ortes, vorbei am geschlossenen Brückencafé Richtung Neue Heimat und gehen ein Stück an der Zwickauer Mulde flussabwärts entlang. Dann kehren wir um und wenden uns dem Schlossberg zu.

 

Zu Schloss Wolkenburg.

 

 

Oben angekommen spazieren wir durch den Park mit den Statuen und umrunden Schloss und "Neue Kirche". Dieser im Jahr 1804 geweihte Bau gilt als architektonisch reinste klassizistische Dorfkirche Sachsens.

 

Aber auch die alte Kirche inmitten des Friedhofes ein paar Minuten vom Schloss entfernt besuchen wir. Hier hängt eine einfache Tafel an der Kirchenaußenwand: Ruhestätte Familie Einsiedel. Wirkt etwas eigenartig. Was dahintersteckt, dass die ehemaligen Schlossherren und ihre einst hier in der alten Kirche bestatteten Angehörigen nicht mehr an ursprünglicher Stelle ruhen, dazu im Teil 2 zu Wolkenburg mehr.

 

 

Spätestens im April wollen wir wiederkommen, wenn das Schloss geöffnet ist und man es sich auch von innen angucken kann. Schön wird es sein, den Frühling im Schlosspark zu erleben und vielleicht in der Vila Hermes einen brasilianischen Kaffee auf der kleinen Terrasse zu genießen.

 

Ich freu' mich jetzt schon.

 

 

Immer mit dabei: Pawel
Immer mit dabei: Pawel