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Hervorgeholt: Der wahre Crusoe

Alexander Selkirk - einsamer Inselbewohner

Der Schotte Alexander Selkirk strandete 1704 auf Más a Tierra - einer Insel vor der Küste Chiles
Der Schotte Alexander Selkirk strandete 1704 auf Más a Tierra - einer Insel vor der Küste Chiles

 

Alexander Selkirk (auch Alexander Selcraig) wurde 1676 in Lower Largo in Fife, Schottland, als Sohn eines Schusters geboren. Seinen Geburtstag kennen wir nicht. 

 

Am 13. Dezember 2022 jährte sich sein Todestag zum 301. Mal. Er wurde 45 Jahre alt und starb auf einem Schiff an Gelbfieber, vor der Küste Westafrikas.

 

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Selkirk  war schon zu Lebzeiten ein bekannter Seefahrer und Abenteurer.  In jungen Jahren verließ er nach wahrscheinlich schwieriger Kindheit sein Elternhaus und fuhr zur See. Er galt als aufbrausend, streitlustig, unangepasst. Als Trinker und Raufbold, der zwei Ehen gleichzeitig führte ....

 

Was ihn aber über sein Leben hinaus bekannt machte, ist die Tatsache, dass Selkirk auf einer unbewohnten Insel strandete bzw. von seinem Kapitän, dessen Steuermann er war, nach einem Streit dort ausgesetzt wurde. Eine Bibel, eine Flasche Rum und noch ein paar Kleinigkeiten ließ man ihm da - und fuhr mit dem Schiff davon.

 

Auf dieser Insel lebte Alexander Selkirk dann allein vier Jahre und vier Monate, bevor er von britischen Piraten durch sein rauchendes Feuer entdeckt und gerettet wurde. Einen menschlichen "Freitag" hatte Selkirk nie. Nach großen Schwierigkeiten in den ersten Monaten, als er wahrscheinlich in Depressionen verfiel, passte sich der Seemann an seine Umstände an und machte das Beste daraus. Die Insel war nicht so schlecht: es gab Süßwasser, das Klima war ganzjährig warm. Fisch, Robben und reichhaltige Flora standen auf dem Speiseplan. Große Raubtiere, giftige kleinere Lebewesen und auch Menschen gab es nicht - also hatte Selkirk hier keine Feinde. Und keinen Rum, keine Prügeleien, keinen Streit. Nur vor den vorbeifahrenden Seefahrern musste er sich in acht nehmen und unterscheiden, bei wem er sich bemerkbar machen sollte und vor wem lieber verstecken. Spanische Seeleute waren für den Schotten gefährlich, er verbarg sich vor ihnen und wurde fast einmal gefangen. Selkirk erlernte viele neue Dinge, nähte sich Kleidung aus Ziegenfell, baute nützliche Vorrichtungen für den Alltag und - las in dem einzigen Buch, das er hier hatte: in der Bibel.

 

Später soll Alexander Selkirk gesagt haben, dass er trotz allem in seinem ganzen Leben noch nie so glücklich war wie auf seiner Insel. Stell' Dir das vor.

 

Seine Insel - das ist Más a Tierra, ca. 50 Quadratkilometer groß, vor der chilenischen Küste. 1966 benannte man sie in Crusoe-Insel um; mehr als 1.000 Bewohner hat sie heute. Früher war da kein Mensch, im 18. Jahrhundert, als Selkirk hier zurückgelassen wurde.

 

Die Insel Más a Tierra heißt heute Robinson-Crusoe-Insel und liegt ca. 650 km vor der Küste Chiles.
Die Insel Más a Tierra heißt heute Robinson-Crusoe-Insel und liegt ca. 650 km vor der Küste Chiles.

 

Daniel Defoe, der Schriftsteller, schrieb zehn Jahre nach Selkirks Rettung auf Grundlage der durch die Zeitungen dieser Jahre gehenden Geschichte des Seemannes seinen heute weltberühmten Roman "Robinson Crusoe". 

 

 

Als Kind las auch ich dieses Buch mehrfach, das schon meinem  Vater als Junge gehört und der es "verschlungen" hatte. Ich war begeistert; Robinsons Leben auf der Insel und diese Einsamkeit ohne Menschen - fantastisch und erschreckend gleichzeitig. Die Beschreibung des Lebens ohne die anderen. Außerdem die schöne altertümliche Sprache Defoes. Immer aufpassen, dass man die Übersetzung Karl Altmüllers aus dem 19. Jahrhundert bekommt. Schon der Anfang des Buches lockt einen in frühere Zeit. Man sollte sich bei rauschendem Regen gemütlich aufs Sofa legen und diesen Roman lesen....

 

 

"Ich bin geboren zu York im Jahre 1632, als Kind angesehener Leute, die ursprünglich nicht aus jener Gegend stammten. Mein Vater, ein Ausländer, aus Bremen gebürtig, hatte sich zuerst in Hull niedergelassen, war dort als Kaufmann zu hübschem Vermögen gekommen und dann, nachdem er sein Geschäft aufgegeben hatte, nach York gezogen. Hier heirathete er meine Mutter, eine geborene Robinson. Nach der geachteten Familie, welcher sie angehörte, wurde ich Robinson Kreuznaer genannt. In England aber ist es Mode, die Worte zu verunstalten, und so heißen wir jetzt Crusoe, nennen und schreiben uns sogar selbst so, und diesen Namen habe auch ich von jeher unter meinen Bekannten geführt.

 

Ich hatte zwei ältere Brüder. Der eine von ihnen, welcher als Oberstlieutenant bei einem englischen, früher von dem berühmten Oberst Lockhart befehligten Infanterieregiment in Flandern diente, fiel in der Schlacht bei Dünkirchen. Was aus dem jüngeren geworden ist, habe ich ebensowenig in Erfahrung bringen können, als meine Eltern je Kenntniß von meinen eignen Schicksalen erhalten haben.

 

Schon in meiner frühen Jugend steckte mir der Kopf voll von Plänen zu einem umherschweifenden Leben. Mein bereits bejahrter Vater hatte mich so viel lernen lassen, als durch die Erziehung im Hause und den Besuch einer Freischule auf dem Lande möglich ist. Ich war für das Studium der Rechtsgelehrsamkeit bestimmt. Kein anderer Gedanke aber in Bezug auf meinen künftigen Beruf wollte mir behagen als der, Seemann zu werden. Dieses Vorhaben brachte mich in schroffen Gegensatz zu den Wünschen und Befehlen meines Vaters und dem Zureden meiner Mutter, wie auch sonstiger mir freundlich gesinnter Menschen. Es schien, als habe das Schicksal in meine Natur einen unwiderstehlichen Drang gelegt, der mich gerades Wegs in künftiges Elend treiben sollte."

 

Alexander Selkirk, Statue von Thomas Stuart Burnett (1885) (www.wikipedia.org)
Alexander Selkirk, Statue von Thomas Stuart Burnett (1885) (www.wikipedia.org)

Auf der Website www.schottland-wegweiser.de/schottland_personen_selkirkalexander.html finden wir ein paar Informationen zu Alexander und seinem Schicksal:

 

"Selkirk soll schon in seiner Jugend ein eher unangepasster Mensch gewesen sein. Mit 19 Jahren fuhr er zum ersten Mal zur See und entwickelte sich zu einem rauen Seemann, der immer wieder durch seine Eskapaden Probleme bekam. Um sich dem Zugriff der Gerichte zu entziehen, heuerte er 1703 auf dem englischen Kaperschiff St. George an. Hier geriet er in eine Streit mit dem Kapitän und wechselte auf ein anderes Schiff. Beide Schiffe legten 1704 vor dem Juan-Fernandez-Archipel im Pazifik an, um sich mit Vorräten zu versorgen. Die Schiffe waren anscheinend ziemlich beschädigt, weshalb Selkirk auf den Inseln bleiben wollte. Er warnte die anderen davor, dass die Schiffe die weitere Reise nicht schaffen würden und versuchte die Kameraden zu überreden, mit ihm auf der Insel zu bleiben. Allerdings wollte außer ihm keiner bleiben, weshalb auch Selkirk wieder auf das Schiff wollte. Der Kapitän hatte aber anscheinend die Nase voll von Selkirk und lies ihn auf einer Insel zurück. Selkirk sollte mit seiner Einschätzung bezüglich der Schiffe aber Recht behalten, den sein Schiff sank später und viele Kameraden starben.

Selkirk selbst konnte sich auf der Insel recht gut einrichten, denn ihm boten sich genug Grundlagen zum Leben. So hielt er nach Überlieferungen fast viereinhalb Jahre auf der Insel aus. Sein Leben entwickelte sich auf der Insel ähnlich, wie es die Geschichte von Robinson Crusoe erzählt. Selkirk hielt sich in der Hoffnung auf Sichtung anderer Schiffe zunächst in Strandnähe auf, zog sich dann aber Richtung Inselinnerem zurück, wo er sich wesentlich besser versorgen konnte.

Selkirk soll hier mit Geschick sein Leben organisiert haben. Er hielt sich Ziegen und lebte auch von Gemüsesorten, die wild wuchsen. Er baute sich Hütten, wurde zu einem recht geschickten Jäger, nähte sich selbst neue Kleidung und fertigte sogar eigene Messer an.

1707 soll er ein Schiff gesichtet haben, dass jedoch von feindlichen Spaniern geführt wurde. Die Spanier verfolgten den feindlichen Engländer, ohne seiner habhaft zu werden. 1709 wurde er dann vom britischen Schiff Duke, auf dem der ehemalige Kapitän Selkirks mit dabei war, von der Insel gerettet.

Seine Geschichte wurde schon 1712 im Buch Cruising Voyage von Woodes Rogers erzählt. Selkirk selbst führte nach seiner Rückkehr nach England weiterhin ein eher unstetes Seefahrerleben und ging immer wieder zu See. 1721 starb er schließlich an Bord des Schiffes Weymooth, auf dem er als Leutnant fuhr. Selkirk wurde vor der Westküste Afrikas seebestattet.

Gewisse Hinweise auf sein Leben auf der Insel wurden im Zuge einer Grabungsexpedition im Jahr 2008 gefunden. Die Insel wurde schon 1966 Robinson Crusoe getauft, auf der Insel gibt es einen Gedenkstein für Selkirk. Eine weitere Insel der Inselgruppe wurde zu seinen Ehren in Alejandro Selkirk umbenannt."

Heute kann man diese zu Chile gehörende Insel und auch die umliegenden besuchen, hier ein kleines Video dazu:

 

 

Wenn Du jetzt mehr über Alexander Selkirk, Robinson Crusoe und die Insel wissen willst, kannst Du hier diesen Artikel des "Spiegel" aus dem Jahr 2009 lesen. Darin gehts auch um neuere Forschungsergebnisse zum Leben Selkirks auf der Insel:

 

 

Wer gerne zuhören will, der findet bei EAP-Productions (auf YouTube) eine schöne Roman-Lese-Fassung, hier als Kostprobe Kapitel 1, dauert 44 Minuten. Die Gesamtfassung des Buches hat eine Länge von 13 Stunden, gut einzuteilen über ein paar Tage.