· 

Der Schatz im Brunnen bei Marbach

Pudelsuche zwischen A4, Pitzschebach und Zellwaldbahn

Am Zellwald
Am Zellwald

 

Nachdem ich die alte Sage in der Sammlung von Johann August Ernst Köhler über einen Klosterschatz im Pitzschebachtal gelesen hatte, war ich neugierig auf den in den historischen Quellen beschriebenen Ort. Würde man die Stelle heute noch finden? In Herrn Köhlers Text von 1886 war sie ungefähr beschrieben. Etwas irreführend, da es hier um Marbach und Gleisberg geht, der Brunnen aber eindeutig nicht in der Nähe von Gleisberg gewesen sein kann (wegen der Lage am Bahnhaus der Zellwaldbahn).

 

Unerschrocken machten wir uns heute auf die Suche, denn wir fürchten uns nicht vor sagenhaften Pudeln mit feurigen Augen ....

 

Dort, wo das Fragezeichen auf der Karte zu sehen ist, vermuten wir den Brunnen in der Nähe - nämlich am Bahnwärterhaus an der Zellwaldbahn.

 

 

Wir starten von Nossen-Augustusberg aus in Richtung Zellwald. Der Tag könnte schöner nicht sein. Vom alten Gasthof "Motorrast" aus gesehen gegenüber biegt ein Weg ins Feld ein. Die Wolken bilden gigantische Gebirge am Himmel, immer wieder verändert sich das Bild. Die Sonne steht in dieser Jahreszeit so tief, dass auch Zwerge riesige Schatten werfen (würden). Wir treffen aber keinen.

 

Tapfer folgen wir dem Wegverlauf laut Google Maps. Leider verliert sich der Weg unterwegs zweimal völlig in Dickicht, Bachbett und Brombeerhecken. Es ist im Nachgang betrachtet klüger, den Zellwaldsteig zu gehen, den wir dann als Rückweg nutzen. Da kommt man gegenüber dem Zollhof Nossen raus, von dem aus man auch starten könnte und es damit wesentlich angenehmer hätte.

 

Wer es sich noch gemütlicher machen will, der kann von Siebenlehn / Halde aus mit Bus 755 Richtung Großvoigtsberg bis zum Bahnwärterhaus fahren. Die Haltestelle heißt "Siebenlehn, Zellwald, Wendeplatz". Oder mit dem Auto; dem Rad.

 

Wolken!
Wolken!

 

Zitat aus Köhlers Sagenbuch (1886):

 

"Nahe der jetzigen Bahnmeisterwohnung sieht man eine Vertiefung; diese war einst der Klosterbrunnen. In denselben hatten die letzten Mönche eine Glocke und vieles Gold- und Silbergeräte geworfen und den Brunnen dann mit 95 Klaftern Stöcke zugeschüttet. Diese Schätze harren noch der Ausgrabung. Nach einer Tradition bewacht sie ein Pudel mit feurigen Augen, der bereits oft nächtliche Wanderer des Zellwaldes, »die nicht mit Eisen oder Stahl versehen waren«, belästigte."

 

 

Um das Jahr 1141 gründete Tammo von Strehla, ein Lehnsherr des damals amtierenden Bischofs von Meißen namens Reinward, ein Benediktinerkloster. Es wurde der Heiligen Wandelburgis geweiht und bestand nur wenige Jahrzehnte. Zum Kloster gehörte ein Brunnen, in dem der sagenhafte Schatz liegen soll.

 

Wir durchqueren den Zellwald, teilweise weglos, und finden schließlich den Tunnel unter der A4. Danach gehen wir am Pitzschebach entlang in Richtung Zellwaldbahn.

 

 

Die Abtei, die später Alte Zelle genannt wurde, befand sich mitten im Wald, im Tal des Pitzschebachs - dort, wo sich heute die Autobahn A4 und die alten Schienen der stillgelegten Zellwaldbahn kreuzen, wahrscheinlich am linken Bachufer.

 

Es gab hier in späterer Zeit ein Bahnwärterhaus, eine Haltestelle der Zellwaldbahn und ein Sägewerk. Noch später baute man die Autobahn. Mit der Zellwaldbahn fuhr man damals bis 1945 von Nossen bis ins Böhmische nach Moldava (wir waren dort, Du erinnerst Dich HIER). Nach 1945 ging es wenigstens noch bis Holzhau. 1977 wurde der Bahnbetrieb zwischen Nossen und Freiberg eingestellt; von dem schönen Verlauf blieb bis heute noch das Stück von Freiberg nach Holzhau (Freiberger Eisenbahn) übrig. Auch schön, aber kein Vergleich sicher zu dem früheren Reiseerlebnis, wo man problemlos von Leipzig aus über Nossen bis nach Böhmen fahren konnte.

 

Heute ist der Ort der verschwundenen Abtei immer noch vom Zellwald umgeben. Den Namen verdankt der Wald dem alten Kloster. Sägewerk und Bahn sind außer Betrieb, es ist wieder ruhig, sieht man vom Dauerrauschen der A4 ab.

 

Wir finden das beschriebene Bahnhaus. Der Pudel ist nicht da. Dafür treffen wir einen Mann, der hier mit Maschendraht hantiert.

 

Bahnwärterhaus - alte Bahnmeisterei des Haltepunkts "Zellwald"
Bahnwärterhaus - alte Bahnmeisterei des Haltepunkts "Zellwald"

 

Wenn man sich überlegt, dass das Kloster nur ungefähr vierzig Jahre existierte und wegen Dysfunktionalität (laut Urkunde von 1183 waren es  "Liederlichkeit der Mönche" und "Rauhheit der Gegend") bald aufgegeben wurde, dann stellt sich eine Frage: was soll hier vergraben worden sein? Große Reichtümer hatte man hier vermutlich nicht ....

 

Vertiefungen, die auf einen alten Brunnen hinweisen, könnten an mehreren Stellen sein:

 

 

Hier irgendwo, ganz nahe, liegt vielleicht doch der Klosterschatz. Der Pudel, der es genauer weiß, ist vermutlich ein unzuverlässiges Tier, denn er erscheint nicht. Oder er wird wirklich nur nachts aktiv, wie in der Sage beschrieben. So trödeln wir ein wenig im Gelände herum und gehen dann (ohne zu graben :-)) über den Zellsteig wieder nach Nossen zurück.

 

Den Schatz der Mönche haben wir nicht gefunden, aber dafür einen geheimnisvollen Platz und schöne bzw. abenteuerliche Feld- und Waldwege dahin.

 

 

Vielleicht bist Du ja jetzt neugierig geworden? Gehe auf Schatzsuche im Zellwald, etwas findet man immer ....

 

Blüten im Januar....
Blüten im Januar....