· 

Hervorgeholt: In Thum

Georgfelsen, Thumer Bastei und Rittergutsfriedhof

Thum im Erzgebirge
Thum im Erzgebirge

 

Im Februar 2022 sind wir in Thum, einer kleinen Bergstadt im Erzgebirge, gelegen zwischen Annaberg-Buchholz und Chemnitz. Da ich mir kürzlich überlegt habe, jetzt in der Weihnachtszeit wieder mal nach Thum zu fahren, suchte ich mir raus, was da vor ein paar Monaten kurz vor Frühlingsbeginn so los war. Los gehts:

 

***

 

Thum, 1389 erstmals urkundlich erwähnt, befindet sich in ďer Nähe der berühmten Greifensteine. Gegründet als Bauern- und Berbausiedlung -hier gewann man Zinn, Blei, Kupfer und Silber- entwickelten sich später das Posamentierhandwerk und dann die Strumpfwirkindustrie besonders. Zu DDR-Zeiten fasste man fast alle hiesigen Textilbetriebe im Kombinat ESDA zusammen, das landesweit ca. 11.000 Mitarbeiter hatte.

 

Im Jahr 1648 fand hier bei Thum der letzte Kampf des Dreissigjährigen Krieges auf sächsischem Gebiet statt. 1945 erlitt die kleine Stadt einen Bombenangriff.

 

***

 

Das alte Stadtwappen Thums zeigt den Engel, der einen Turm als Sinnbild für die Stadt schützend umfasst. 

 

***

 

 

Schon ab und zu bin ich auf der B95 durch Thum gefahren, ohne auszusteigen. Kleiner Marktplatz, spitzer Kirchturm, der Ratskeller mit jetzt roter Fassade. 

 

Neugierig machte mich doch schon der Name. Thum. Klingt nach Gebirge und undurchdringlichem Wald, Karl-Stülpner-Legenden, Schneehaufen und späten Schneeglöckchen. Nach Schwammesupp und Schnitzzeug. Ein wenig erinnert der Name an das legendäre Königreich Thule, dass es in früherer Zeit auf heute norwegischem Boden gegeben haben soll. So berichtet antikes Kartenmaterial der alten Griechen, die TU Berlin erforschte es.

 

Unser Name Thum hier geht vielleicht auf Dom oder Dominium zurück, was soviel wie Herrschaft heißt. 

 

Mal sehen, was es in Thum zu finden gibt. 

 

 

Rechts am Wegesrand stadtauswärts Richtung Georgsfelsen  steht das um 1677 gebaute ehemalige Wohnhaus des Rittergutes Hof Thum. Das Gut selbst gibt es schon seit dem 15. Jahrhundert hier. Heute dient das ehemalige Wohngebäude als Rathaus und gehört der Stadt. Die Nebengebäude wurden längst abgerissen oder umgebaut.

 

Vor dem Gebäude steht eine große Märchenpyramide. Fast lebensgroße Figuren der Brüder Grimm drehen sich ruhig zu leiser Musik.

 

Im Buch des Herrn Gustav Adolph Poenicke aus dem Jahr 1856 findet man noch eine Ansicht des Gutswohnhauses aus dem 19. Jahrhundert.

 

Rittergut Thum (https://de.m.wikisource.org/wiki/Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen:_Thum#/media/Datei%3AAlbum_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV_199.jpg)
Rittergut Thum (https://de.m.wikisource.org/wiki/Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen:_Thum#/media/Datei%3AAlbum_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV_199.jpg)

 

Und heute:

 

Rittergut Thum, heute Rathaus
Rittergut Thum, heute Rathaus

 

Ländereien, Bergbauanlagen, ein Kalkwerk und Dörfer gehörten zum Gut. Besitzer wechselten im Lauf der Jahrhunderte. Es waren die Familien von Wiedebach, von Schwan, von Schönberg, von Arnim. Karl Ernst von Schwan ließ 1677 das heute noch vorhandene Wohnhaus errichten. Drei Jahre später wurde der Wettinplatz, ein kleiner Familienfriedhof der Rittergutsbesitzer, ein Stück feldeinwärts oberhalb des Gutes angelegt. 

 

 

Eine alte Eichenallee gibt es noch und diesen kleinen Ruheplatz unter hohen alten Bäumen. Ein schöner Ort. Heute pfeift kalt der Wind. Eine warme Kapuze zu haben ist gut.

 

Eingesunkene Grabstellen, überwachsen mit dichtem Gras alles, seltene und wenige Steinreste. Jemand hat sich in sehr kreativer Bauweise eine Art Hochsitz gebaut. Der Platz ist gut gewählt, die Aussicht wirklich schön.  Für Leute, die sich beruflich mit Unfallschutz beschäftigen, sicher ein aufregendes Bild.... 

 

    

Am Ende der Allee am Waldrand begegnet man einem alten Grabstein, der an diese Stelle umgesetzt wurde. Der Stein gehört zum Grab eines Mädchens namens Helene Adelheid von Feilitzsch. Sie starb sechzehnjährig an Gelbsucht und einer Geschwulst im Jahr 1695. 

 

 

An Helene Adelheids Stein steht heute eine Aussichtsbank. Weit guckt man von hier über den ehemaligen Besitz ihrer Familie. Über Felder,  Wälder und das heutige Thum.

 

 

Jetzt führt der Weg in den Wald, an einem Funkturm vorbei. Schon ist man auf dem Georgsfelsen. Weit geht der Blick über Wald und Berge. Manchmal kommt ganz kurz die Sonne raus und verbessert meine Fotos. Am Mühlsteintisch gibts einen Kaffee aus dem Rohr, der Wind heult um den Felsen. Der Maulwurf darf nur kurz raus, zu gefährlich ist die Wetterlage für das kleine Leichtgewicht.

 

Jemand hat ins Holz der Bank "Finn stinkt" eingeritzt. Da wir ganz allein sind und dieser Finn nicht da ist, bleibt das nur eine Behauptung, die nicht überprüft werden kann.

 

Beim weiteren Abstieg nach Herold, heute zur Stadt Thum gehörig, kommen wir über einen felsigen Pfad auf die Thumer Bastei. Auch von hier eine schöne Aussicht ins Land.

 

 

Dann der Rückweg nach Thum hinein und noch ein Abstecher zur Annenkirche.

 

St. Annen in Thum
St. Annen in Thum

 

In der Nacht vom 14. auf den 15. Februar 1945 wurde Thum von Bombern angegriffen. Es gab Tote, ihrer wird heute mit einer Erinnerungstafel gedacht. Die St.-Annenkirche hat das auch nicht überstanden, bis auf die Grundmauern wurde sie zerstört. Nach dem Krieg baute man sie wieder auf, die 1950er Jahre sind erkennbar, besonders an Fenstern und Eingängen.

 

An der Kirchentür, heute leider verschlossen, ein Code zum Einscannen. Ich bin neugierig, probiere es und finde das:

 

 

Am Markt gibt es paar Schaufenster einer Boutique. Ein hellgrüner Hoody hängt im Fenster. Er trägt die Aufschrift: " Keep calm und gieh' in de Schwamm'."

 

Ein schöner Abschluss des Tages. Passend immer, besonders in diesen Zeiten, auch wenns noch keine Pilze gibt ....

 

***

 

Wir verabschieden uns von Thum und fahren am Abend über Chemnitz nach Hause. Mit der festen Absicht, wieder an diesen schönen Ort zu kommen. Wenns geht, nicht erst, wenn Pilzzeit ist.

 

 

Für Dich noch ein kleines Video mit Beate Werner vom MDR. Auch sie war in Thum, das auch mal ein Drehort der DEFA war: