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WAS 47 - Vorweihnachtliche Gedanken

Krapfenduft und Aluhut

www.twitter.com / @IrenaBuzarewicz
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Wenn ich aus den Fenstern meiner Wohnung über die alte Stadt schaue, dann liegt mir in dieser Zeit des Jahres immer ein Stück Advent zu Füßen: der bergstädtische Weihnachtsmarkt.

 

 

Es gibt Bratwurst, Steaks und Krapfen. Glühwein und Räucherkerzen spenden ihr Aroma - der ganze Markt duftet so einmalig, so gut, so vertraut. Weihnachtsmusik erklingt, mal modern, mal klassisch - oft in einem Gemisch mit anderen Geräuschen, z. B. von einem Karussell oder den Rufen der Händler. Wer will und es sich noch leisten kann, kauft hier allerlei, was mit Weihnachten oder dem Winter zu tun hat. Stollen, Lebkuchen, Mützen, Bratäpfel, dicke Schinken und Würste, Pantoffeln und Socken, Spielzeug, traditionellen Weihnachtsschmuck aus dem Erzgebirge und vieles mehr.

 

Titelblatt des Stern / 23.12.2020
Titelblatt des Stern / 23.12.2020

 

 

Verglichen mit den Vorjahren ist ein Stück "Normalität" zurückgekehrt, scheinbar zumindest. Was für den Augenblick genügen muss. Wer sich jetzt mit fast überall steigenden Preisen herumschlägt, der vergaß dabei hoffentlich noch nicht das andere Desaster der vergangenen beiden Weihnachten.

 

***

 

Eine Geschichte hat man dem Volk erzählt: nicht die weihnachtliche - sondern ganz im Gegenteil. Damals ging es nicht um Frieden, Liebe und die so wichtige Verbindung zueinander, zum eigenen Umfeld.

 

Nein, man erzählte nicht die Mär vom Christkind, sondern die - vom Gamechanger "Impfstoff".

 

Die rettenden, neuen und unbedingt wirksamen Impfstoffe: Substanzen, die trotz nicht abgeschlossener Studien, trotz fehlenden Wissens um Wirkung und Nebenwirkung, trotz der Mahnungen von Ärzten und Wissenschaftlern weltweit - auf die Menschheit losgelassen wurden.

 

Die Hersteller befreite man von der Haftung für ihre Produkte, die Impfdosen von Beipackzetteln, die Bürger zwar nicht von ihrem Hirn - aber vielfach von ihrer Kritikfähigkeit. Mit Hetze, Angst- und Panikmache. Und gemeinschaftlichem Druck. Apropos Befreiung: Bei der Impfstoffbeschaffung durch die EU wurde eine bestimmte Person auffällig, die mit Sicherheit nicht von Skrupeln befreit werden musste und eine sehr spezielle Auffassung von Demokratie, Transparenz und Loyalität hat. 

 

 

 

Die ärztliche Aufklärung, auf die jeder Patient einen Rechtsanspruch hat, kann so umfassend nicht gewesen sein: in den Impfstraßen der Zentren, in den Zelten vor Supermärkten, in den Impfbussen vor Schulen. Der kleine "Pieks" sollte es richten, wer sich nicht überzeugen ließ, der wurde aus der Gemeinschaft der "Guten" ausgeschlossen. Der fand sich in einer kleinen Gruppe von Menschen wieder, die plötzlich zu Underdogs geworden waren, die öffentlich als Asoziale, Idioten und sogar Mörder bezeichnet werden durften, die man bei Montagsspaziergängen und Demonstationen verbal und körperlich attackierte und verletzte.

 

 

 

Ja - wer der Wirksamkeit dieser Stoffe kritisch gegenüberstand und eine entsprechende Behandlung konsequent ablehnte, der hatte wenig zu lachen in diesen Wochen und Monaten. Was war er auch für ein Wissenschaftsfeind und rechtsradikaler Aluhut.

 

Zugangsbeschränkungen am Arbeitsplatz, an Universitäten und auch sonst fast überall in der Gesellschaft. Nicht nur die Botschaft, sondern gesetzlich geschaffene Tatsachen. Ganz klar: es ging hier nicht um mal Kino oder Pizza essen oder Party machen: die Lebensgrundlage, die Existenzsicherung war betroffen; man konnte sein Einkommen verlieren, mit allen Konsequenzen.

 

Das alles war kein Zufall, kein Kolateralschaden, denn seitens der Regierenden in Bund und Ländern hatte man es sich ganz offiziell auf die Fahnen geschrieben: Den Ungeimpften, diesen Unmenschen, machen wir das Leben schwer.

 

Selbst die Kirchen beteiligten sich bis auf ein paar Abweichler an diesem Mist, verhielten sich unkritisch den staatlichen Maßnahmen und ablehnend den eigenen Gläubigen gegenüber. Wichtiger war die "Übernächstenliebe", nicht die Nächstenliebe.

 

Wenn in diesem Land jemand einsam dahinvegitierte, einsam aß und trank, einsam einschlief und aufwachte, einsam starb, seinen Job verlor oder täglich öffentlich drangsaliert wurde, so erzeugte das keine feurige Predigt von der Kanzel. Auch nicht die Aushebelung der Grundrechte, die ständig präsentierten Halb- und Unwahrheiten, die Panikmache in der Tagesschau, der Hass der öffentlich-rechtlichen Kommentatoren, die die "Pandemie der Ungeimpften" befeuerten und für wachsende Spaltung der Gesellschaft sorgten. Eher als für den schon länger hier Lebenden setzen sich auch die Kirchen heutzutage lieber für Schlepper und Zuwanderungswillige aus aller Welt ein.

 

 

Café Los Angelitos Berlin-Kreuzberg (Foto Quelle: https://unser-mitteleuropa.com/gelsenkirchener-unternehmer-schreibt-ungeimpfte-unerwuenscht-auf-fensterscheiben-und-hat-nun-angst/)
Café Los Angelitos Berlin-Kreuzberg (Foto Quelle: https://unser-mitteleuropa.com/gelsenkirchener-unternehmer-schreibt-ungeimpfte-unerwuenscht-auf-fensterscheiben-und-hat-nun-angst/)

 

Man sollte das alles nicht vergessen.

 

Nicht Rache üben oder Recht behalten ist das, was ich will. Auch keine persönlichen Entschuldigungen. Aber Aufarbeitung dieser ganzen Geschehnisse, denn sonst wird das bei passender Gelegenheit genauso und noch schlimmer getrieben: von den gleichen Leuten, denn sie haben ja bisher scheinbar wenig gelernt. Sie müssen begreifen, was sie getan haben!

 

Ich bin ein hoffnungsvoller Mensch und glaube fast immer an die Möglichkeit, dass etwas besser werden kann, als es war bzw. ist. Viele positive Erfahrungen durfte ich damit in meinem Leben schon machen, aber auch hart aufs Gesicht gefallen bin ich deshalb schon.

 

"Was die Erfahrung aber und die Geschichte lehren, ist dieses, daß Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt und nach Lehren, die aus derselben zu ziehen gewesen wären, gehandelt haben." (G. W. F. Hegel)

 

Völker und Regierungen lernen möglicherweise nichts, aber der Einzelne kann sich doch immer ändern, verbessern, nachdenken, korrigieren. Und damit hat er die Möglichkeit, auf sein Umfeld einzuwirken und durchaus etwas zu erreichen. Es ist  schmerzlich, aber es muss sein.

 

Niemand hindert uns tatsächlich daran, außer wir selbst.