Wieder da: Herr Schnupke - Staffel 1 / Folge 3

He´s back in town

Schnupke
Schnupke

 

Herr Schnupke ist zurück.

 

Heute war unser drittes Treffen. Ich habe gleich ein Porträt von ihm gemacht, damit ich ihn Dir mal zeigen kann. Er hat dafür Verständnis und guckt extra freundlich.

 

Du fragst, wo er denn war ? Etwa auf Kurzurlaub zu Hause auf seinem Sumpfplaneten ?

 

Nein. Da hat er diesmal drauf verzichtet. Und das hat mehrere Gründe. Erstens ist Herr Schnupke, wie man schon sieht und gemerkt hat, ein sehr wissensdurstiger und forschungsbegeisterter Typ. Zweitens würde er sich auch nie Schlamperei und Spesenverschwendung vorwerfen lassen, vielleicht gar noch von seinem vorgesetzten Oberfrosch. Niemals. Und drittens hat er wieder an die Sache mit den vier Geschlechtern auf seinem Heimatplaneten gedacht und ist fürs Erste lieber hier geblieben.

 

Und viertens:

 

Herr Schnupke war in Berlin!

 

Du sagst: unglaublich ?

 

Na, wenn Herr Schnupke quer durch die Galaxie reist, um die Erde zu besuchen, wird er es wohl noch nach Berlin schaffen, oder ?

 

 

 

 

Hier siehst Du ein Bild seines Landeanfluges am Berliner Fernsehturm (designladen.com). Weil er schlau ist und Aufsehen vermeiden will, ist er heimlich letzten Dienstag in der Nacht angekommen. War eine Sache von Sekunden. 

 

Der Grund für diesen Besuch war Herrn Schnupkes Forschergeist. Nach unserem letzten Gespräch zum Thema Intelligenz wollte er unbedingt unsere Hauptstadt kennen lernen. Auf seinem Planeten hat er schon etwas von Städten auf der Erde gehört, aber von Berlin noch nie.

 

Weil ich nicht sarkastisch sein will, vermeide ich Bemerkungen wie: "Das wundert mich gar nicht." oder "Wozu auch?" oder ähnliche ungute Äußerungen. Na ja, schließlich sind wir hier in Sachsen. Hätte er zum Beispiel auch nach Leipzig fliegen und mal über die Eisenbahnstraße schlendern können. Wenn er unbedingt was erleben will. Oder Zivilisation am Rande des Nervenzusammenbruchs zu sehen wünscht. Dafür muss man heutzutage nicht mehr nach Berlin. Auch nicht wegen Bananen, dreieckigen Plasteohrringen, weißen Leggins oder Asbestplatten für die Gartenlaube.

 

Er hat aber trotzdem meinen Missmut bemerkt und begründet seine Reise mit einem Detail unseres letzten Gespräches. Darin kamen wir von der Menschheit zum Katzenschlitten und von dem Schlitten dann zu unserem Verkehrsminister. Diese Instanz interessiert Herrn Schnupke sehr. Deshalb hat er ein wenig recherchiert und sich dann entschlossen, das Ganze mal in Berlin aus der Nähe zu betrachten. Ein echter Forscher eben.

 

Zuerst wollte er wissen, ob Minister auch Menschen sind. Dazu hat er seine intergalaktische Suchmaschine betätigt und herausgefunden, dass man sich da galaxieweit einig ist. Minister sind Politiker. Das ist eine Berufsgruppe, die es  nachweislich auf dem ganzen Planeten Erde  gibt. Und Politiker sind auch Menschen. Etwas ist allerdings merkwürdig und wird in der intergalaktischen Forschergemeinde heiß diskutiert werden, meint Herr Schnupke und zwinkert kampflustig.

 

Wenn ein Nicht-Politiker etwas sagt und Herr Schnupke das in seinen Translator einspeist, kommt irgendeine Übersetzung heraus. Manchmal klingt die auch etwas eigenartig, aber immerhin, das Gerät funktioniert. So übersetzt es zum Beispiel die weit verbreitete sächsische Redewendung "Or, geh mir ni uffn Sack, Mann." mit "Ich bitte Sie, den Fuß von meinem Kartoffelbehälter zu nehmen, sehr geehrter Herr." Was dann eindeutig nicht stimmen kann, da die Sprecher oft sehr ungehalten wirken. Und was mit dem Kartoffeldings nicht zu erklären ist. Meint Herr Schnupke.

 

Wir selber kennen derlei von Google translate.

 

Wenn man dagegen einen von Politikern gesprochenen Text in das Gerät eingibt, dann passiert meistens erstmal nichts. Dann gurgelt es kurz in der Sprachausgabe und verstummt ratlos. Auf dem Übersetzungsdisplay erscheinen Zeichen, die in etwa der Bedeutung unseres Fragezeichens entsprechen, wie mir Herr Schnupke erklärt. Und im Fehlerausgabemenü sieht man ein kryptisch wirkendes Fenster, welches mich unweigerlich an unser irdisches SAP erinnert...

 

Herr Schnupke schlussfolgert, das Politiker dann wohl doch nicht so sind wie normale Menschen. Sonst gäbe es diesen Sprachunterschied ja nicht, oder ? Er schaut mich fragend an. Besonders auffällig sei des Gerätes Ratlosigkeit bei unserer derzeitigen Außenministerin.

 

Da ich kein Erdlingsverräter sein will, zucke ich nur halbherzig mit den Schultern und murmele: "Ach, isch weeß doch ooh ni." Das Schnupkegerät hat das gehört und übersetzt brav: "Ach, ich heiße doch nicht Moni." Einerseits hat es damit vollkommen recht. Andererseits erfüllt mich die Störanfälligkeit der galaktischen Hard- und Software doch ein bisschen mit Wohlbefinden. Ich lächle; die Frösche haben wohl teilweise ähnliche Probleme wie wir.

 

Herr Schnupke hat auch  tatsächlich in Berlin unseren Verkehrsminister kurz getroffen. Leider hatte der keine Zeit, sich mit einem Außerirdischen zu unterhalten. Er hatte einen noch wichtigeren Termin.

 

Es ging wieder um den Katzenschlitten (Wundert das hier jemanden ?). Umweltschützer haben Schadensbegrenzung verlangt und wollen, dass das kleine Dieselfahrzeug nur für Katzen bestimmter Rassen zugelassen werden sollte. Um die Anzahl der Katzenschlitten auf Deutschlands Gehwegen zu minimieren. Also zum Beispiel Zulassung  nur für Perserkatzenschlitten. Weil es ja von den Perserkatzen nicht so viele gibt wie, sagen wir mal, normale Hauskatzen. Da diese selteneren Katzenarten oft gar nicht die Wohnung verlassen, ist das mal wieder ein sehr sinnstiftender Einfall (Wir hätten früher gesagt: "Or, das is aber escht keeh Beitraach, Alder.". Gott sei Dank ist der Schnupke-Translator ausgeschaltet). Außerdem wäre das Wasser auf die Mühlen der Diskriminierungs-Opfer jeder Färbung: Cats live matter.

 

Durch diesen ganzen Schlamassel hat sich eine Berliner Gruppierung formiert, die Protestwesten im Leolook trägt und immer freitags die Arbeit schwänzt, um am Reichstag zu demonstrieren. Sie nennen sich selbst "Wild Tigers". Echte Katzen sind da nicht dabei. Die Luschen kümmern sich mal wieder nicht um ihre eigenen Interessen, meutert der Maulwurf.

 

Böse Gerüchte gibt es dazu, dass sich die Protestwesten angeblich im Homeoffice von ihren Katzen vertreten lassen sollen. Der Tierschutz ist alarmiert und hat wegen unzulässiger Katzenarbeit eine Protestnote an die Umweltministerin geschickt. 

 

Herr Schnupke sagt: "Das ist mir jetzt echt zu viel, Mann." Da ich schlecht höre (Ich hab früher mal in einer Schmiede gearbeitet.), verstehe ich nur "Fielmann". Ich frage Herrn Schnupke, ob er mal eine Menschenbrille ausprobieren will. Er guckt mich mit seinen scharfblickenden Froschaugen irritiert an und gibt dann für heute auf. Seine zweite Interviewfrage will er mir nicht mehr stellen und hebt sie sich für das nächste Treffen auf.

 

Der Maulwurf hat sich aufgeregt mit der flachen Pfote gegen die Stirn gehaun. Das mit dem Katzenarbeitsverbot findet er total übertrieben.

 

Wir verabschieden uns von Herrn Schnupke.

 

Bis zum nächsten Mal.