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Herbst, Schmerz und Langeweile - oder nicht

Vielfarbiges Glück

Blick zur Bergkirche in Tharandt
Blick zur Bergkirche in Tharandt

 

Dieser herrliche Herbst mit seinen leuchtenden Farben! Gute Gelegenheit, ein paar Orte zu besuchen, wo die Blätterbuntheit besonders reich ist. Gut fühle ich mich - an so einem Tag.

 

Auf Burg Tharandt
Auf Burg Tharandt

 

Bewusst ist mir lange schon, wie dünn das Eis unter unseren Füßen ist, wie wenig man im Leben geschützt sein kann vor jeglichem Unglück. Immer kann es uns ereilen. 

 

 

Für mich ist deshalb ein Grund, mich froh zu fühlen schon die Abwesenheit von Unglück. Zu geringe Ansprüche? 

 

Wenn ich mir klar mache, wieviele Dinge ich meistens als selbstverständlich hinnehme: Gesundheit, Frieden, Wohlstand, Sicherheit.

 

Und eben das Ausbleiben großer persönlicher Katastrophen wie der Verlust eines Kindes, schlimme Krankheit, körperliche oder geistige Behinderung,  dauerhafte Armut, das Geschehen von Unfällen und Verbrechen.

 

Ja, auch sowas denke ich, während ich mit leichtem Fuß und einigermaßen unbeschwert durch das herbstbunte Tharandt gehe.

 

Die kleine Stadt mit Bergkirche, Burgruine, Schlossvilla - und der unglaublich schöne, heute in allen Feuerfarben leuchtende Forstbotanische Garten - das ist mein heutiges Reiseziel.

 

 

Viele andere haben weniger Glück als ich oder vielleicht Du, ohne dass sie etwas dafür können. Mache ich mir das klar, dann bin ich natürlich froh, davongekommen zu sein und bestimmte Dinge nicht erleiden zu müssen. Grusel mischt sich mit Dankbarkeit. Die Betroffenen tun mir sehr leid. Ich habe großen Respekt für die Kraft, die die meisten von ihnen aufbringen, um weiterzuleben. Ein wenig schlechtes Gewissen immer, dass es einem besser geht, während ein anderer Schreckliches erlebt. Auch die Erinnerung an Schlimmes, was einem selbst passierte - und was nun vorbei ist.

 

Trotzdem fähig zur Freude, empfänglich für Glück zu sein, obwohl es jederzeit zerbrochen werden kann. Vielleicht auch gerade deshalb?

 

 

Der Philosoph Arthur Schopenhauer beschrieb das Glück unter anderem als das Fehlen von Leid und von Langeweile:

 

"Allerdings ist das Leben nicht da, um genossen, sondern um überstanden zu werden. Demnach hat der das glücklichste Los, der sein Leben ohne übergroße Schmerzen – sowohl geistige, als auch körperliche – hinbringt. Kommt zu einem schmerzlosen Zustand noch die Abwesenheit der Langeweile hinzu, so ist das irdische Glück im Wesentlichen erreicht." (Arthur Schopenhauer / 1851)

 

Holzfigur im Nordamerikateil des Forstgartens
Holzfigur im Nordamerikateil des Forstgartens

 

Für heute habe ich "Glück gehabt"....

 

Seerosen blühen im Sommer wieder...
Seerosen blühen im Sommer wieder...

 

Wer sich gerne mit Schopenhauers Buch zur Lebensweisheit beschäftigen will, der kann es hier kostenfrei lesen: